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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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aber alles zu gewinnen.
    „Ich verstehe nicht, was der Mann damit zu tun haben soll, den ich gesehen habe.“ Inzwischen war sie sicher, dass Liz sie verraten haben musste. „Die Sache mit Ihrer Mutter geschah vor vierzig Jahren. Dieser Mann ist nicht mal dreißig.“
    „Die altern anders.“
    Sie drehte sich zurück zu ihm und schüttelte energisch den Kopf. „Aber dieser junge Mann wurde selbst von ihnen entführt. Ich sah sein Bild in einer alten Zeitung. Er wurde als Baby geraubt wie Ihr Bruder.“
    „Unsinn.“ Er nahm einen Schluck Kaffee und knallte die leere Tasse so stark auf die Tischplatte, dass sie einen Sprung bekam. Suzanna starrte auf den Riss im Porzellan. „Entschuldigen Sie“, sagte er. „Aber das ist naives Geschwätz. Ich kenn wohl die Märchen von den Sídhe. Ja, es heißt, sie rauben junge, schöne Menschen für Liebesdienste. Kein schlimmes Schicksal sollte man meinen. Aber das ist Gewäsch, das man den Müttern erzählt, damit ihre Herzen nicht brechen. Die Wahrheit ist nicht so romantisch.“
    „Sondern?“, fragte Suzanna leise und war doch sicher, seine Version von Wahrheit nicht hören zu wollen.
    „Sie altern nicht, weil sie das Blut von Kindern nutzen, um ewig jung zu bleiben“, sagte er. Langsam und leise. Suzanna unterdrückte ein Schaudern, aber Alec Junior hatte noch nicht genug erzählt. „Sie trinken es. Baden darin. Sie zaubern mit der Lebenskraft der Kinder. Stechen in ihre Augen und saugen das Flüssige heraus, um damit in die Zukunft zu sehen. Sie essen ihr Fleisch. Und wenn wirklich eines überlebt, dann, weil sie es zu einem von ihnen gemacht haben.“
    Suzannas Herz schlug übertrieben schnell in ihrer Brust. Es schien mehr als bloß eine Legende vom Feenvolk zu geben, sie war fast sicher, dass hier jede Familie ihre eigenen Geschichten hatte und weitererzählte. Es war unwichtig, welche der Wahrheit entsprach, völlig unwichtig, ob überhaupt etwas von all dem wahr war. Entscheidend war, dass diese Männer es aus tiefster Seele glaubten. Es gab nichts Gefährlicheres als starken Glauben, wenn er sich mit Hass verband. Aus dieser Verbindung waren Kriege entwachsen und ganze Völker vernichtet worden. Es stand außerfrage, dass diese Männer einen Mord begehen würden, wenn sie es zuließe.
    „Ich … muss zur Toilette“, stammelte sie, hielt sich eine Hand vor den Mund, als müsste sie sich übergeben. Oben lag ihr Handy. Leider war Alec Junior nicht so dumm, wie sie gehofft hatte. Er ging vor ihr die Treppen hoch. Durch die Bewegungen seiner Schritte verrutschte sein Hemd und ihre Befürchtung fand Bestätigung. Da steckte eine Waffe im Bund seiner Hose. Oben angekommen kontrollierte er das Bad, bevor er sie hineinließ.
    „Was soll das eigentlich?“, zischte sie. „Bin ich Ihre Gefangene?“
    „Nur eine Sicherheitsmaßnahme.“
    Toll. Sie knallte die Tür hinter sich zu und ließ sich kraftlos auf den Badewannenrand sinken. Was nun? Während sie sich erfolglos das Hirn zermarterte, hörte sie ihn im Schlafzimmer herumwühlen. Prächtig, ihr Handy hatte er gewiss als Erstes gefunden und einkassiert. Sie warf einen sehnsüchtigen Blick aus dem Fenster. Es war nicht hoch. Wäre sie gesund, würde sie springen und weglaufen. Zum nächsten Gehöft, von wo aus sie die Polizei informieren könnte. Doch mit ihrem verkrüppelten Knie könnte sie niemals schnell genug rennen, selbstwenn sie vom Idealfall ausginge, sich beim Sprung nicht zu verletzen.
    Und dazu brauchte es ein Wunder.

trí déag - dreizehn
     
    N
ach dem Zusammenstoß mit Aiden ging Brandon nicht in seine Kammer. Der Schock über den Verlust der Blume hatte die Müdigkeit vertrieben und eine gähnende Leere hinterlassen. Nun drang etwas Neues in seinen Geist, um die freien Stellen auszufüllen. Ein Moloch aus Verzweiflung. Er hatte so viel Hoffnung in den Venuskelch gesetzt, dass er, nachdem diese weggespült worden war, das Gefühl bekam, nicht mehr gerade gehen zu können. Er war wie ein unterirdischer Saal, dessen Stützpfeiler zerstört wurden und nun entschied sich unter Gezitter der Erde, ob er halten oder in sich zusammenfallen würde.
    Brandon brauchte Luft zum Atmen.
    Er eilte durch die Tunnel, die an diesem frühen Morgen stickig schienen, erfüllt von den Gerüchen der Männer, die hier lebten; Gefangene wie er. Es kostete ihn Mühe, sie nicht wegzustoßen und zu rennen, doch dann würden sie einen Fluchtversuch vermuten und ihn aufhalten. Wie von allein trugen ihn seine Füße in

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