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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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vor?“
    „Mir Hilfe zu holen, wo immer jemand fähig ist, zu helfen.“
    „Suzanna, sei vernünftig. Es ist unmöglich, dass du …“
    „Unmöglich“, fuhr Suzanna ihr entschlossen dazwischen, „höre ich am liebsten. Ich werde tun, was ich kann. Bist du dabei?“
    „Himmel, hilf. Was du planst, ist Wahnsinn. Und ich habe Familie, Kinder, die mich brauchen. Ich kann nicht mein Leben und meine Seele riskieren, um einen jungen Mann zu retten, der vielleicht schon tot, mit Sicherheit aber schon lange an die Sídhe verloren ist. Für deinen Brandon gibt es keine Rettung.“
    Suzanna schluckte die Enttäuschung runter. „Verstehe. Ich danke dir trotzdem, Liz.“
    Unbehaglich knetete die Bäckerin ihre Hände. „Und was willst du nun tun?“
    „Unmöglichkeiten. Wie geplant, nur eben allein.“

     
    Tropf. Tropf. Tropf.
    Es nahm kein Ende, ebenso wenig die Fragen.
    „Wie alt bist du?“
    „Wie viele gibt es von deiner Art?“
    „Wo versteckt ihr euch?“
    Brandon hatte es eine Zeit lang mit Lügen versucht, aber der alte Alec strafte jede Antwort genau so hart, wie er sein Schweigen strafte, daher ignorierte Brandon ihn inzwischen.
    Er spürte seine Beine nicht mehr. Waren sie überhaupt noch da? Sein Körper schien auf Höhe der Leiste in einem Strudel aus Schmerzen und Wahnsinn zu enden. Aber wenn er an sich hinabsah, waren da noch Beine. Bis zur Unkenntlichkeit zerhackt und teils bis auf den Knochen aufgeschlitzt, sodass sich Fasern seiner Hose mit Fetzen des Fleisches vermischt hatten, aber sie waren noch da. Sie hörten nicht auf, zu bluten. Erstaunlich, wie viel Blut ein Mensch verlieren konnte. Alec stach bewusst an den großen Arterien und Venen vorbei. Er glaubte noch, Antworten zu bekommen. Törichter, alter Mann.
    Brandon fror entsetzlich. Es war nicht das Messer, mit dem sie ihn wirklich folterten, es war die Kälte. Sie ließ ihn schaudern, schüttelte seinen Körper, zwang ihm immer wieder ein Stöhnen oder ein Wimmern über die Lippen.
    „Für wen arbeitest du? Wer steht über dir?“
    Krrrtsch
. Das Messer schabte an seinem Oberschenkelknochen vorbei und weckte einen Schmerz, den er schon für gestorben gehalten hatte. Brandon schrie. Er schrie, schämte sich dafür und schrie nur lauter. Das Messer quälte seinen Knochen und der Schmerz trieb durch sein Skelett wie elektrischer Strom durch miteinander verbundene Zinkdrähte. Sein Körper krampfte.
    „Bitte!“, brach es ihm über die Lippen.
    „Was möchtest du?“, fragte Alec und zog die Klinge langsam aus seinem Fleisch.
    Brandon strömte Schweiß übers Gesicht, vielleicht auch Tränen. Er schmeckte Salz und Blut und Panik.
    Der Alte tätschelte ihm die Wange. Eine fast freundliche Geste. „Brauchst du eine Pause, Junge?“
    Brandon nickte. „Ja!“, rief er. Die trockenen Lippen rissen ihm von dem kleinen Wort ein.
    „Sollst du haben. Denk mal drüber nach, ob du mir nicht lieber die Wahrheit sagen willst.“
    „Ich … ich hab die Wahrheit nicht, die … die du willst.“ Brandon stöhnte die Worte hervor, stammelte, konnte nicht aufhören zu reden, in der Hoffnung, es würde ihn retten, und wenn es ihn nur vor der Ohnmacht bewahrte, die in den Schatten lauerte. Er konzentrierte sich auf das Tropfen. Es wurde leiser, aber das durfte es nicht. „Ich bin wie du, wie jeder andere Mensch auch. Sie befehligt über mich. Ich habe keine Wahl. Es gibt keine Wahl für mich.“
    „Sie? Wer ist sie?“ In Alec kam Leben. Er schüttelte Brandons Schulter, bis er vor Schmerzen wimmerte.
    „Ich kann sie nicht verraten.“
    „Sag mir, wer sie ist!“ Alec sprang auf die Füße, wiederholte seine Worte als Brüllen. „Sag mir, wer sie ist, du mieses Stück Scheiße!“
    „Ich kann nicht.“
    Der Alte versetzte ihm einen weiteren Tritt. Brandon spürte eine Rippe brechen. Es machte keinen Unterschiedmehr. Sollte er ihn nur endlich totschlagen. Mit hochrotem Kopf und einer pulsierenden Zornesader auf der Stirn starrte Alec auf ihn herab. Brandon konnte nicht anders. Er musste lachen. Vielleicht war es der Schock, die Ohnmachtsnähe. Die Grenzen zwischen Agonie und Wahn waren schmal. Er lachte wie von Sinnen, was als bestialischer Schmerz durch seine Brust ratterte, als schüttle jemand in seinem Inneren Steine, aber er konnte nicht aufhören.
    „Sie gibt die Befehle“, presste er hervor. „Ich kann sie nicht verraten. Ich will, ich will so sehr. Aber ich kann es nicht.“
    „Warum nicht.“
    „Weil es nicht geht, alter Mann. Niemand

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