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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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Handschellen an der Brechstange und drückten ihm diese über seine Kehle. Seine Beine zappelten noch eine Weile reflexartig und hilflos, wie die Leiber geköpfter Hühner. Dann gab er auf. Hörte nur noch sein hohes Japsen und die schweren Atemzüge der Männer.
    „Hätten wir das also geklärt“, sagte der alte Alec mit seiner – der Teufel sollte ihn holen! – ruhigen Stimme. Er sprach, als wäre er verschnupft, mehr ließ er sich nicht anmerken. Das Messer hatte er längst wieder in der Hand. „Fangen wir an. Ich habe Fragen, mein Junge.“

     
    Suzanna stürmte in die Bäckerei und schlug beide Handflächen auf den Tresen. „Ich muss dich sprechen!“
    Liz musterte sie erstaunt und wischte ihre Hände an der Schürze ab. „Du bist ja kreidebleich, Suzanna. Ist etwas pa…“
    „Ja!“ Sie ließ die Bäckerin nicht aussprechen. „Männer waren bei mir, dieser alte Alec und sein Sohn. Sie wollten etwas über Brandon wissen. Hast du denen irgendwas erzählt? Diese Typen sind mir nicht geheuer und ich fürchte, sie haben ihn entführt, gefangengenommen … wie auch immer.“ Ihr wurde schwindelig. Das Ganze klang so absurd, so unglaubwürdig. Wie aus einem schlechten Film.
    Liz bedeckte den Mund mit einer Hand, ihre Augen weiteten sich. Sie wusste etwas, es stand ihr im Gesicht.
    „Liz!“ Suzanna schrie beinah. „Was hast du den Männern erzählt? Die glauben, Brandon wäre ein Sídhe und in Mordfälle verwickelt. Aber du und ich, wir haben das Foto gesehen. Wir wissen, dass das nicht stimmt. Wir müssen ihm helfen. Diese Kerle sind vollkommen verrückt.“
    „Mein Gott“, flüsterte Liz. Sie band ihre Schürze auf, ihre Finger zitterten. „Erinnerst du dich an Louise?“
    Das war diese unsägliche Mrs. O-Bein, sicher. Suzanna nickte.
    „Sie ist die Schwester vom alten Alec. Sie muss belauscht haben, was du über diesen jungen Mann gesagt hast, und da dachte sie gleich ans Sídhevolk. Vielleicht schon, als sie dich gesehen hat. Hat sie dir nicht etwas angeboten, und du hast es abgelehnt?“
    Wieder nickte Suzanna. Ihr Kopf wurde ganz heiß. „Sie hat mir Bonbons angeboten.“
    „Sídhe nehmen nicht an, was man ihnen anbietet, weil alles, was sie anbieten, meist verzaubert ist“, erklärte Liz.
    „Das war nicht alles. Später hat jemand Salz in meinen Wagen gekippt. Ich habe im Haus nebenan ein Gesicht hinter der Gardine gesehen.“
    „Ein Test.“ Liz hing ihre Schürze an einen Haken und stemmte die Hände in die Hüften. „Dieses verdammte, kleingeistige Volk hier! Sídhe vertragen kein Salz, sie können es nicht berühren. Ebenso wie Eisen.“ Sie errötete leicht. „Obwohl du den Test bestanden hast, muss sie ihrem Bruder von dir erzählt haben. Er hasst die Guten Nachbarn, seitdem sein jüngster Sohn geraubt und seine Frau getötet wurde.“
    Kraftlos lehnte sich Suzanna gegen den Tresen. „Ich kenne die Geschichte, Alec Junior hat sie mir erzählt. Glaubst du, sie waren es?“
    Liz zuckte langsam mit beiden Schultern. „Ich weiß nicht. Vermutlich schon. Armer alter Mann.“
    „Ja“, erwiderte sie leise. „Aber das gibt ihm nicht das Recht, wahllos an irgendwem Rache zu nehmen. Wenn Brandon in Gefahr ist, und das glaube ich“, nein, das spürte sie, „dann müssen wir ihm helfen. Es ist meine Schuld, dass sie ihn erwischt haben.“
    „Du magst ihn sehr?“ Liz sah bei der Frage besorgniserregend traurig aus.
    Suzanna wollte etwas Lapidares entgegnen, aber nichts kam. Ihr gelang nur ein „Ja“. Ja, sie mochte ihn, auch wenn sie ihn kaum kannte. Sie glaubte nicht mehr an Liebe auf den ersten Blick, seitdem sie zwölf Jahre alt war, aber sie wusste, dass man auf den ersten Blick erkennen konnte, ob das Potenzial für Liebe existent war. Eines wusste sie mit Sicherheit: Sie wollte herausfinden, ob sie diesen Mann würde lieben können und er sie. Und sie würde ihn nicht im Stich lassen.
    „Aber du weißt, dass du ihn nie haben kannst, wenn unsere Vermutung stimmt, nicht wahr, Suzanna? Die Sídhe,der er gehört, wird ihn nicht gehen lassen. Es ist wahr, was man über sie sagt. Sie sind Gute Nachbarn, wenn man weiß, wie man mit ihnen umzugehen hat. Sie gehen allerdings auch über Leichen, um das zu kriegen, was sie wollen. Gibt man es ihnen nicht freiwillig, nehmen sie es sich mit Gewalt. Sie sind mächtig und sehr gefährlich.“
    „Mächtiger als ein alter, rachsüchtiger Mann?“
    Liz verschränkte die Arme, als wäre ihr plötzlich kalt geworden. „Was hast du

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