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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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als ihr Blick an ihm hinabwanderte. Die Hose klebte ihm in Fetzen an den Beinen, teils purpurrot, an anderen Stellen schon schwarz und krustig geworden.
    „Was haben die mit ihm gemacht?“, flüsterte sie und hockte sich neben Cara.
    Brandon stöhnte etwas, nur mit sehr viel Fantasie konnte Suzanna ihn verstehen. „Nadelkissen.“
    „Mach keine blöden Witze“, schalt sie ihn mit einem Lächeln, zu erleichtert, dass er bei Bewusstsein war. Sie nahm seine Hand, traf seinen Blick, der unerwartet klar wurde.
    „Ich hätte damit rechnen sollen, dass du kommst“, sagte er, wobei er jedes Wort über seine Lippen quälen musste.
    Cara nahm Suzanna die Sicht, indem sie ihn auf die Stirn küsste. „Natürlich bin ich gekommen“, flüsterte die Sídhefürstin.
    Aber Suzanna wusste es besser. Brandon hatte sie gemeint, nicht Cara. Sie schwieg und beließ es dabei, seine Hand zu halten, die feucht, kalt und zittrig war. Seine Finger schlossen sich schwach um ihre.
    „Ist das Salz?“, fragte Cara unerwartet scharf.
    Suzanna schluckte das Grauen hinunter und sah auf. Cara wies auf Brandons Oberschenkel. Sofort kam Leben in Collia, einen der Krieger, er stürzte aus dem Keller.
    Cara begutachtete die blutigen Salzklumpen aus sicherem Abstand, als würde allein der Geruch ihr gefährlich werden.
    „Er wollte sehen, ob Salz meine Haut verätzt“, flüsterte Brandon. „Angeblich nicht. Fühlt sich aber so an. Danach glaubte er mir, dass ich kein Feenmann bin.“
    Collia kehrte zurück und leerte behutsam einen Eimer Wasser über Brandons Oberschenkeln. Brandon stöhnte, dann sank sein Kopf zur Seite.
    „Beeilt euch gefälligst!“, zischte Cara, mit einem Mal wieder nervös geworden.
    Einer der anderen Männer reichte ihr einen großen Beutel aus Leinen, sie griff hinein und zog ihre Silberschale hinaus. Zeitgleich ertönte ein Poltern von der Treppe. Im flackernden Schein der einzelnen Lampe, die mehr Schatten warf als dass sie Licht spendete, erkannte Suzanna, wie eine kleine, zappelnde Gestalt von zwei Männern hereingeführt wurde. Oh Gott, es war der alte Alec.
    „Oben sind zwei weitere Gefangene“, raunte ein Krieger Cara zu. Er warf Aiden einen Blick zu, dem dieser auswich. „Einer davon ist tot.“
    Cara sah nicht auf. „Schon gut. Der eine reicht mir.“ Sie beugte sich wieder dicht über Brandon. „Er war es doch, oder? Ich fühle, dass er es war.“
    Brandon antwortete nicht, aber seine Brust hob sich noch, wenn auch ohne erkennbaren Rhythmus. Der alte Alec grunzte und spuckte nach Cara, doch er verfehlte sie. Die Männer, die ihn hielten, verdrehten ihm die Arme auf dem Rücken, bis er sich niederbeugen musste.
    „Du bist es!“, keuchte Alec. „Du bist die Feenschlampe, die meinen Jungen geraubt und meine Frau getötet hat.“
    Suzanna konnte kaum zusehen, wie der Mann mit einem Fausthieb zum Schweigen gebracht wurde. Sie war hin- und hergerissen. Alec war alt und litt Höllenqualen unter den Erinnerungen. Sie zweifelte keinen Moment an Caras Schuld und hätte ihm einerseits am liebsten zur Flucht verholfen. Nur wie, allein gegen die Sídhe und ihre Krieger? Auf der anderen Seite hatte er Brandon bestialisch gefoltert. Dessen Finger lagen so kalt in ihrer Hand, dass sie befürchtete, er könnte jeden Moment verbluten.
    Sie senkte den Blick, als Cara aufstand und sich vor dem alten Mann aufbaute. „Vielleicht habe ich das“, sagte die Sídhefürstin.
    Der Alte kämpfte vergeblich gegen die Männer an, die ihn hielten. „Du kannst dich nicht einmal mehr daran erinnern?“
    „Nein.“ Caras Stimme hatte wieder jene gefährliche Ruhe angenommen, die einen Menschen unweigerlich zum Schaudern brachte. „Ich vergesse unangenehme Erinnerungen.“
    „Monster!“
    „Das sagst du, alter Mensch. Aber ist das die Wahrheit?“ Aus dem Augenwinkel sah Suzanna, wie Cara dem Mann über die Wange strich. Er versuchte, sie abzuwehren, hatte ihr aber nichts entgegenzusetzen. Rein gar nichts. „Im Gegensatz zu dir lasse ich nicht meinen Geist von Rachegedanken vergiften, meine Seele von Hass zerfressen. Wer ist das Monster, alter Mensch? Bist du es gar selbst, nachdem du einen Mann beinah tötest, der dein Sohn sein könnte?“
    Alec japste auf, rang erneut mit den Kriegern, bis seine Schultergelenke knirschten.
    Cara lachte leise. „Nein, keine Angst. Er ist es nicht. Du wirst nie erfahren, wer dein Sohn geworden ist, alter Mensch. Lass dir nur gesagt sein, dass deine Brut bei Weitem nicht an die Stärke und

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