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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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wusch den Blutgestank aus ihren Atemwegen. Sie atmete tiefer, japste, keuchte und fand sich schließlich schluchzend an die Ponystute gelehnt. Der Geruch von schweißfeuchtem Pferdefell hatte etwas Beruhigendes. Die anderen Pferde standen mit gesenkten Köpfen und kümmerten sich nicht um das Drama, das im Haus vor sich ging. Ob sie Mord und Folter schon gewöhnt waren? Das Pony wartete, bis sie sich gefangen hatte, dann gab es ihr einen Stups mit der Nase und schnaubte.
    „Was soll das heißen“, murmelte Suzanna, ohne recht zu wissen, ob sie zu sich oder mit dem Pferd sprach. „Du meinst, ich soll da wieder reingehen? Zu ihm? Vielleicht hast du recht, aber … ich kann ihm nicht helfen.“ Das Pony knabberte an ihrem Shirt und hinterließ schaumigen Sabber auf dem Stoff. „Vermutlich habe ich mich ohnehin nur in etwas verrannt“, fuhr Suzanna fort. „Ich bin der rationale Typ, weißt du. Liebe auf den ersten Blick gibt es nicht. Warum ist mir dieser komische Mann dann so wichtig? Ich meine, ich kann nur an ihn denken, aber vor wenigen Stunden, da … Nein, mein Sexleben geht dich nun wirklich nichts an. Belassen wir es dabei, er geht mir nicht aus dem Kopf, dabei kenne ich ihn gar nicht.“ Suzanna seufzte. Was tat sie nur hier? Was versprach sie sich von alldem? „Weißt du“, sie kraulte dem Pony die Stirn, „vielleicht würde ich ihn einfach gerne kennen. Ja, ich glaube, das könnte es sein.“
    Ihr einseitiges Gespräch wurde unterbrochen, als Cara und die Männer aus dem Haus kamen. Zwei Krieger stützten Brandon, der die Beine über den Boden schleifen ließ, aber den Kopf bereits wieder hoch erhoben trug. Er sah sich um – womöglich nach ihr? Das Womöglich war Suzanna zu unverbindlich und ein mögliches Gespräch zu verpflichtend. Sie versteckte sich hinter dem Hals des Ponys. Von dort beobachtete sie, wie man Brandon aufs Pferd half. Cara positionierte sich dicht neben ihm und legte ihre Hand über seine, mit der er die Zügel führte. Dann ritten sie los, gefolgt von den Männern. Aiden zählte zu den Letzten, die ihre Pferde abbanden. Er saß noch nicht auf, sondern nestelte am Zaumzeug seines unruhigen Schimmels herum, öffnete eine Schnalle und schloss sie wieder. Erst als alle anderen losgeritten waren, wandte er sich Suzanna zu.
    „Du solltest hier verschwinden“, murmelte er. Er deutete zum Haus, aus dem feine, schwarze Rauschschwaden aufstiegen. Ganz leicht roch man bereits verbrennendes Holz. „In kurzer Zeit steht hier alles in Flammen. Wird wie ein Kabelbrand aussehen, so was passiert schon mal in so alten Gemäuern. Reite am besten schnell nach Hause.“
    Suzanna nickte. Man machte ihr klar, dass ihre Anwesenheit nicht länger erwünscht war. Vielleicht war das besser so. „Und wenn mich jemand sieht?“
    „Ach pah. Uns sieht seit Jahrhunderten niemand. Reite nach Hause und denk nicht länger drüber nach. Dein Haus liegt etwa einen Stundenritt östlich von hier, wenn du zügig reitest. In wenigen Minuten siehst du am Himmel, wo die Sonne aufgehen wird.“
    „Was mach ich mit dem Pferd?“, fragte sie und zupfte dem Tier an der Mähne. „Ich hab doch weder Stall noch Pferdefutter oder …“
    „Du hast eine Wiese hinter dem Haus. Die, die zur Eiche führt.“
    „Ja, stimmt. Aber da ist nur Wiese. Kein Zaun.“
    „Lass sie dort frei. Sie läuft nicht weg. Wir schicken jemanden, der sie holt.“
    Damit schwang er sich in den Sattel, ohne den Steigbügel benutzten zu müssen. Sein Schimmel tänzelte und warf seinen Artgenossen nervöse Blicke hinterher. Er wollte nicht zurückbleiben. Suzannas Pony war dies egal. Es war vielleicht alt und nicht von eleganter Statur, aber es hatte Mut und stand über den Problemen der edlen Rösser. Suzanna war froh, dass das Pony bei ihr war.
    „Leb wohl“, sagte Aiden, und es klang endgültig, auf unbequeme Art. So, als wäre es besser, wenn der Abschied endgültig wäre. Vielleicht hatte er recht, dachte sie, während er sein Pferd mit einem schroffen „Hey!“ antrieb und donnernd in der Nacht verschwand.
    Suzanna stieg auf einen Holzblock, kletterte von dort aufs Pferd und ließ es langsam in die Richtung trotten, in der ein Faden Grau im Nachtblau des Himmels den Morgen versprach. Die Grausamkeiten der vergangenenNacht sollten es ihr leicht machen, sich zu sagen, dass sie besser verschwinden sollte. Besser nie hergekommen wäre. Aber aus irgendeinem Grund gelang ihr das nicht.

seacht déag - siebzehn
     
    R
och sie Kaffee?
    Suzanna

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