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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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überhaupt nicht mehr auf. Fast fürchtete ich, euch stören zu müssen. Unverzeihlich, wenn ihr mich fragt, aber ich muss meine Prioritäten sinnvoll setzen, wie Brandon immer so schön sagt.“ Die Sídhefürstin zog einen Dolch aus der Scheide am Gürtel und polierte die Klinge an ihrer Hose. „Für den Moment gebührt ebendiesem Brandon oberste Priorität, Suzanna. Wenn du also so freundlich wärst, dich mit meinem jüngsten Krieger ein wenig zu beeilen?“
    „Zu gütig, Mylady“, sagte Seamus, während Suzanna noch fassungslos nach Worten suchte.
    Warum stellte Cara sie nun so bloß? Aiden trat ein, beließ seinen Blick beschämt am Boden und reichte ihr ihre sorgsam zusammengelegte Kleidung. Seamus’ Gesicht nahm die Farbe von Tomaten an und Aiden floh regelrecht aus dem Kaminzimmer.
    „Sie sind sich so ähnlich“, kommentierte Cara belustigt, dann setzte sie wieder eine tadelnde Miene auf. „Wirst du heute noch fertig, oder soll ich allein aufbrechen?“
    „Ich komme“, rief Suzanna und flüsterte an Seamus gewandt: „Kann man sich hier irgendwo waschen?“
    Cara verschränkte die Finger. „Dazu ist keine Zeit.“
    Seamus verdrehte die Augen, als seine Fürstin nicht hinsah. Auch Suzanna erschien das Ganze seltsam. Eben noch hatte Cara sich keinen Deut um Brandon gekümmert, und nun hatte sie es derart eilig? Sie wurde das Gefühl nicht los, dass Cara damit nur eines bezweckte: Brandon sollte sie mit dem Saft eines anderen Mannes zwischen ihren Beinen wiedersehen. Cara wollte ihm zeigen, dass Suzanna nichts wert war, dass sie ein Flittchen war, die den erstbesten Jungen verführte, und der Grund dafür war glasklar: Cara wollte Brandon nicht hergeben.

sé déag - sechszehn
     
    S
uzanna begann zu bereuen, dass sie hatte mitkommen wollen. Die langen, teils kaum beleuchteten Wege durch unterirdische Tunnel waren nur der Anfang gewesen. Herausgeführt hatten Cara und ihre Handvoll bewaffneter Männer – darunter Aiden, während Seamus im Síd bleiben und seine frische Wunde schonen sollte –, sie an einem kleinen Hof, der sich als Gestüt herausstellte. Verwaltet wurde dies von einem weiteren Mann, einem älteren Kerl mit Glatze, dessen eingebrannter Edelstein unter einem fettigen Halstuch hervorblitzte. Er hielt Pferde bereit, sieben an der Zahl, für Cara und die Männer, darunter ein Handpferd für Brandon. Die Felle der edlen Tiere glänzten im Mondschein. Suzanna überreichte er die Zügel eines struppigen Ponys. Sie starrte ihn fassungslos an. Nicht nur, dass sie seit ihrem vierzehnten Lebensjahr nicht mehr auf einem Pferd gesessen hatte – für dieses kleine, schlammbespritzte Exemplar gab es nicht einmal einen Sattel.
    „Musst sehr laut reden, wenn du mit ihr sprichst“, meinte der Mann und kratzte sich die Glatze. „Sie kommt vom Jahrmarkt, weißte? Musste fünfzehn Jahre lang neben dem Autoskooter im Kreis laufen, da hat’s ihr das Gehör zerschossen.“
    „Mit Behinderungen kennt Suzanna sich aus“, rief Cara zu ihnen herüber.
    Suzanna biss die Zähne zusammen und griff nach den Zügeln. Sie hatte sich so sehr bemüht, Cara ihr Hinken nicht sehen zu lassen. Offenbar vergebens. „Okay“, murmelte sie der Ponystute zu. „Eine verkrüppelte Ballerina und eine uralte Jahrmarktattraktion zockeln durch die Nacht. Klingt nach Wildwest-Romantik, oder nicht?“
    Das Pferdchen machte sich nichts aus Sarkasmus, sondern gab ein dunkles, blubberndes Wiehern von sich und rieb seinen breiten Kopf an Suzannas Schulter.

     
    Aiden schüttelte den Kopf. Diese Suzanna wollte es offenbar wissen. Ohne Zögern hatte sie sich den schwer bewaffneten Kriegern angeschlossen und sich sogar auf ein Pony helfen lassen, obgleich jedermann auf den ersten Blick erkannte, dass sie so gut reiten konnte wie das Pferd Schlittschuh laufen. Aber sie hielt sich wacker und das rückte das Bild wieder zurecht, das er von ihr bekommen hatte. Wenig zuvor, als er sie und seinen Bruder lustvoll schreien gehört hatte, war dieses Bild in arger Schieflage gewesen. Aber er durfte ihr keinen Vorwurf machen. Niemand widerstand Lady Cara. Jeder tanzte nach der Tin Whistle, die sie blies.
    Um Caras Aufmerksamkeit von den erbärmlichen Reitversuchen der jungen Frau abzulenken, trieb er seinen Schimmel neben den Fuchs der Fürstin.
    „Wie geht es ihm?“, fragte er. Cara würde wissen, dass er von Brandon sprach. Ihrem Blick lag Besorgnis inne.
    „Es ist schwer, eine Verbindung zu ihm aufzunehmen. Es ist, als würde er

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