Schwangerschaft ist keine Krankheit
ihrem Kind.«
Die Technik des richtigen Anlegens beugt den meisten Problemen beim Stillen vor. In den Vorgaben heiÃt es aber: Allen Müttern »muss« das korrekte Anlegen ihrer Kinder gezeigt werden, den Müttern »muss« das manuelle Entleeren der Brust gezeigt werden, das Pflegepersonal »muss« jeder Mutter in den ersten sechs Stunden nach der Geburt Unterstützung anbieten, jedes Mitglied des Stillteams »muss« alle entsprechenden Vorgänge beschreiben können.
Fazit: Es fragt sich, was geschieht, wenn Sie zum Stillen zu schwach sind oder sich nicht gut fühlen? Oder wenn Sie bereits drei Kinder gestillt haben und sich perfekt damit auskennen? »Müssen« Sie dann auch in vorgeschriebener Weise unterwiesen werden, damit das Krankenhaus Punkte sammeln kann?
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Sechster Schritt
»Neugeborenen weder Flüssigkeiten noch sonstige Nahrung zusätzlich zur Muttermilch geben, auÃer bei medizinischer Indikation.«
Das Zufüttern von Tee, Wasser oder anderen Flüssigkeiten ist nur in besonderen Ausnahmefällen und unter ganz bestimmten Kriterien statthaft. Erlaubt ist es unter anderem bei Babys, die operiert werden müssen, bei Früh- und Mangelgeborenen, Babys mit Neigung zu niedrigen Blutzuckerwerten und Babys, deren Mütter ernsthaft erkrankt sind. Auch wenn Sie bestimmte für Ihr Baby schädliche Medikamente einnehmen müssen, dürfen Sie zufüttern. Dabei »müssen« immer besondere Zufüttermethoden für gestillte Kinder zur Anwendung kommen. Dem Personal müssen Kenntnisse über diese Zusammenhänge vorliegen.
Fazit: Wer legt hier fest, ob Sie als Mutter gesundheitlich in der Lage sind zu stillen? Dürfen Sie selbst Wünsche äuÃern oder wird für Sie alles laut Kodex bestimmt? Kommen Sie überhaupt einmal zu Wort in diesem System?
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Siebter Schritt
»24-Stunden-Rooming-in praktizieren â Mutter und Kind bleiben Tag und Nacht zusammen.«
Sie und Ihr Kind sollen nach der Geburt ohne Unterbrechung beieinandersein und nicht voneinander getrennt werden. Dies soll die Aufnahme einer persönlichen Bindung zwischen Ihnen beiden fördern und das Stillen nach Bedarf ermöglichen. Ihr Kind soll dauernd im Säuglingsbettchen oder in Ihrem Bett liegen. Wenn Sie und Ihr Kind in Ausnahmefällen getrennt werden, dann muss dies schriftlich dokumentiert werden. Sie werden vom Personal darüber aufgeklärt, wie Sie sich mit Ihrem Baby ausruhen und mit ihm schlafen können.
Fazit: Früher, noch vor 15 bis 20 Jahren, kamen die Neugeborenen in sterilen Kinderbettchen in Säuglingszimmern unter und wurden der Mutter nur gelegentlich gebracht oder gezeigt. Das war sicher nicht günstig für den Aufbau einer Bindung zwischen Mutter und Kind. Doch ist es gut, ins Gegenteil zu verfallen? Warum ist es nicht möglich, einer von den Strapazen der Geburt erschöpften Mutter anzubieten, sie stundenweise zu entlasten und das Baby in dieser Zeit dem Personal anzuvertrauen? Eine gesunde Beziehung ist durch das richtige Maà aus Nähe und Distanz bestimmt. Nähe zu erfahren, ist für das Neugeborene unschätzbar wichtig. Aber auch die Distanz braucht ihren Platz. Wenn einer jungen Mutter keinerlei Rückzugsmöglichkeiten gegeben werden, dann wird sie sich ausgeliefert fühlen und schlimmstenfalls negative Gefühle gegen ihr Baby aufbauen.
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Achter Schritt
»Zum Stillen nach Bedarf ermuntern.«
Am ersten Lebenstag soll ein Baby sechs bis acht Stillmahlzeiten erhalten, in den folgenden Tagen steige der Bedarf auf acht bis mindestens zwölf Mahlzeiten an. Auf diese Weise passe sich die von der mütterlichen Brust produzierte Milchmenge im Laufe der Zeit an die Bedürfnisse des Säuglings an, schmerzhafte Schwellungen der Brustwarzen und -drüsen sollen vermieden werden. Bei diesem Stillen nach Bedarf, das laut Stillkodex den Müttern nahegelegt werden soll, gibt es keine festen Stillrhythmen. Häufigkeit und Dauer der Stillmahlzeiten werden vom Baby vorgegeben. Sie als Mutter sollen sogenannte Stillzeichen erlernen, mit denen Ihr Baby zeigt, dass es trinken möchte. Sie »müssen« zwei solche Stillzeichen benennen können. Sie sollen ihr Kind wecken, wenn es zu lange schläft; Sie sollen bestätigen können, dass Ihnen dieses Vorgehen empfohlen wurde. Wenn Ihre Brust beginnt zu spannen, sollen Sie Ihr Baby ebenfalls aufwecken und stillen, auch
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