Schwangerschaft und Geburt
verabreicht. In vielen Fällen reichen zwei bis drei Applikationen aus, um die Wehen in Gang zu bringen. Trotzdem muss nach jeder Applikation mindestens sechs Stunden gewartet werden, bis das nächste Prostaglandin gelegt werden kann, da zu viel davon häufig »Wehenstürme« auslösen kann. Ist Ihre Zervix zwar reif genug, aber die Wehen haben trotzdem nicht eingesetzt, geht es mit der Einleitung weiter.
Wenn die Fruchtblase noch intakt ist, kann Ihr Arzt die Membranen ablösen, indem er mit dem Finger über die feinen Membranen streift, die die Fruchtblase mit dem Uterus verbinden, um Prostaglandin freizusetzen (dieser Prozess ist nicht immer schmerzlos, und obwohl dabei die Fruchtblase eigentlich nicht platzen soll, kommt es manchmal vor). Oder der Arzt kann durch einen künstlichen Membranenabriss die Wehen einleiten.
Sollten weder die Prostaglandine noch das Entfernen oder der Abriss der Membranen zu regelmäßigen Kontraktionen geführt haben, wird Ihr Arzt Ihnen über eine Tropfinfusion synthetisches Oxytocin verabreichen (ein Hormon, das während der gesamten Schwangerschaft im Zwischenhirn gebildet wird und bei der Geburt eine wichtige Rolle spielt), bis die Wehen in Gang kommen.
Ihr Baby wird ständig elektronisch überwacht, um festzustellen, wie es mit den Wehen zurechtkommt. Auch Sie werden überwacht, um sicherzugehen, dass das verabreichte Medikament Ihre Gebärmutter nicht zu sehr stimuliert und zu lange oder zu starke Kontraktionen auslöst. Falls das passiert, kann die Dosis der Infusion reduziert oder der Vorgang ganz abgebrochen werden. Die Infusion wird auch dann abgebrochen, wenn sich die Kontraktionen gut eingespielt haben und die Wehen wie bei einer nicht künstlich eingeleiteten Geburt voranschreiten.
Falls die Wehen auch nach acht bis zwölf Stunden Oxytocininfusion noch nicht begonnen haben oder vorangeschritten sind, kann Ihr Arzt die Geburtseinleitung abbrechen, damit Sie sich ein wenig ausruhen können, bevor er es noch einmal versucht, oder er kann das Verfahren gegebenenfalls zugunsten eines Kaiserschnitts aufgeben.
Essen und Trinken während der Wehen
»Ich habe widersprüchliche Geschichten darüber gehört, ob es okay ist, während der Wehen zu essen und zu trinken.«
S ollte essen erlaubt sein, wenn Sie in den Wehen liegen? Das hängt davon ab, mit wem Sie darüber sprechen. Manche Ärzte sind strikt gegen Essen und Trinken während der Wehen, weil Nahrung im Verdauungstrakt theoretisch angesaugt oder »eingeatmet« werden könnte, falls im Notfall eine Narkose erforderlich wäre. Diese Ärzte befürworten bei Bedarf lediglich eine intravenöse Flüssigkeitszufuhr. Viele andere Ärzte erlauben Flüssigkeiten und leichte feste Nahrung (keine reich belegte krosse Pizza!) während einer risikoarmen Geburt, weil sie der Meinung sind, dass eine Frau in den Wehen sowohl Flüssigkeit als auch Kalorien benötigt, um durchzuhalten und ihr Bestes zu geben, und dass das Risiko des Ansaugens (das nur in Notfällen bei einer Narkose besteht) extrem gering ist (7:10 Millionen). Diese Position wurde sogar wissenschaftlich untermauert. Studien haben ergeben, dass Frauen, die während der Geburt essen und trinken dürfen, im Durchschnitt um 90 Minuten kürzere Wehen haben, weniger Oxytocin zur Beschleunigung der Wehen benötigen, seltener Schmerzmittel verlangen und Babys mit höheren Apgar-Werten haben als Frauen, die fasten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, was bei Ihrer Entbindung erlaubt ist und was nicht.
Auch wenn Ihr Arzt Ihnen erlaubt, etwas zu essen, werden Sie wahrscheinlich kein Verlangen nach einer reichhaltigen Mahlzeit haben, wenn erst einmal die Wehen richtig losgehen (und außerdem werden Sie ziemlich abgelenkt sein). Immerhin können die Wehen einem regelrecht den Appetit verderben. Trotzdem kann ein leicht verdaulicher Snack zu Beginn der Wehen – Joghurt, Pudding, Apfelmus, gedünstetes Obst, Toast mit Marmelade oder klare Fleischbrühe sind ideal – ein wertvoller Energielieferant sein, und Energie brauchen Sie jetzt (während der aktiven Wehenphase werden Sie wohl kaum in der Lage sein, etwas zu sich zu nehmen). Wenn Sie sich – mit Unterstützung Ihres Arztes – entscheiden, was Sie wann essen wollen, bedenken Sie, dass die Wehen Übelkeit verursachen können. Manche Frauen müssen sich bei fortschreitender Wehentätigkeit übergeben, selbst wenn sie nichts gegessen haben.
Ganz gleich, ob Sie während der Wehen etwas essen können oder nicht, Ihr Partner kann es bestimmt
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