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Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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packte im Fallen einen großen Ast, sprang auf die Beine und stieß den Ast nach vorne wie eine Lanze.
    Er konnte ausweichen, sprang Kamira an, und brachte sie zu Boden. Entschlossen packte er ihren Hals mit beiden Händen, doch ehe er ihn brechen konnte, warf sie ihn mit überraschender Kraft von sich. Sie sprang in die Büsche. Ihre Gestalt veränderte sich. Der Frauenkörper löste sich auf. Kleidung fiel mit einem leisen Klatschen zu Boden und ein lautes Heulen ertönte.
    Aurelius sah ihr unschlüssig nach. Anscheinend hatte sie gehofft, ihn erschießen zu können und floh nun, nachdem sie gescheitert war. Er ging zu der Waffe am Boden und hob sie auf.
    „Gabriel“, flüsterte er. Er erinnerte sich gut. Er hatte den Wolf in Frankreich mit Bleikugeln erschossen, als der gerade über ein Pariser Stadtmädchen namens Marie herfallen wollte. Gabriel war einer der vielen Werwölfe gewesen, die ihre Umwandlungen irgendwann nicht mehr verkraftet hatten. Damals gab es noch keine Medikamente, die Schmerzen zu bezwingen. Viele der Werwölfe wurden schlicht wahnsinnig durch den immer wiederkehrenden Prozess. Sie blieben in ihrem Tierkörper stecken und konnten ihre ursprüngliche Gestalt nicht mehr annehmen. Kaum einer von ihnen war wie Kamira – sie konnte ihre Gestalt ganz nach Belieben wandeln und hatte die Schmerzen im Griff.
    Er sah Kamira nach, die Gabriels Erschafferin gewesen war. Wenn sie hier war, kamen sicher bald andere Wölfe nach Leipzig. Renes Lieblinge Marut und Karem. Wenn sie nicht schon vor Ort waren und an anderen Stellen herumschnüffelten und ihm auflauerten. Die Zeit drängte. Er musste Amalia so schnell wie möglich zum Orakel bringen. Nur die Seherin Hekae konnte Amalia das Geheimnis entlocken und entscheiden, was weiter geschah. Aber noch war Hekae nicht in Leipzig eingetroffen. Er seufzte.
    „Wölfe. Aufträge. Es ist fast wie früher. Dabei habe ich die guten alten Zeiten wahrlich nicht vermisst.“
    Er packte die Pistole fester und ging zu seinem Wagen. Die Seitenscheibe war eingeschlagen. Kamira hatte auch hier nachgesehen – vermutlich hatte sie auf diese Weise auch den Duft Amalias ausmachen können, die erst vor wenigen Stunden auf dem Beifahrersitz gesessen hatte. Anhand ihres starken Geruches wusste er, wo Kamira überall ihre Nase hingesteckt hatte. Einen Peilsender oder eine Bombe konnte er nicht finden. Vermutlich war Kamira einfach nur seinem Wagen gefolgt, ohne etwas Besonderes im Schilde zu führen, und hatte auf dem Parkplatz eine gute Gelegenheit gesehen, seine Geruchsspur aufzufrischen – und dabei auch Amalias Geruch entdeckt.
    Fluchend stieg er ein und wischte nachlässig Glassplitter von seinem Sitz.
    Zumindest brauchte er sich im Moment keine Sorgen um Amalia zu machen. Wenn Kamira herausgefunden hätte, in welchem Hotel Amalia war, hätte sie sich nicht mit ihm aufgehalten. In dem Fall wäre sie sofort zum Hotel gefahren, um Amalia zu entführen. Noch war ihre Unterkunft geheim. Noch. Seufzend fuhr er los.
    Den Wagen brachte er zu einer Werkstatt, klingelte den Besitzer des Ladens heraus und zahlte ihm viel Geld für die sofortige Reparatur. Anschließend trat er auf Umwegen den Rückweg an, sorgfältig darauf bedacht, dass ihm kein anderer Wagen folgte. Erst, als er ganz sicher war, dass Kamira nicht mehr an seinen Fersen klebte, fuhr er zum Hotel zurück und parkte seinen Wagen in der Tiefgarage, damit man ihn auf der Straße nicht entdecken konnte. Verärgert ging er zum Aufzug.
    Rene und ihre Lakaien waren ihnen schneller auf die Spur gekommen, als ihm lieb war. Darion und Grace mussten von dieser neuen Entwicklung erfahren.
    In der Hotelbar saß nur noch ein älteres Pärchen. Sie roch nach teurem, viel zu schwerem Parfüm, er nach Geld. Er trug einen Smoking, sie ein Abendkleid. Beide blickten unangenehm berührt zu den Dreien herüber, als die sich so weit entfernt wie möglich auf dem erhöhten Podest des Restaurants an einen Tisch setzten. Der Blick der leicht untersetzten Frau war neugierig, dennoch wandte sie sich schnell wieder ab, als gingen sie diese niveaulosen Goths in ihren befremdlichen Kleidern nichts an.
    Aurelius betrachtete die dunkelrote Kerze auf dem Tisch.
    Die Kellnerin kam und zündete sie an. Die Frau hatte schmale Hände und auffallend weiße Haut. Dunkle Adern zeichneten sich überdeutlich auf der Unterseite ihres Handgelenkes ab. Er glaubte, das Blut unter ihrer Haut riechen zu können. Herb und bitter. Selten war er so hungrig

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