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Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Wölfe suchen?“ Darion hielt eines ihrer Beine in beiden Händen. Seine spitzen Zähne ritzten spielerisch die Haut, gerade so stark, dass kein Blut hervortrat. Grace schloss die Augen, um das zarte Kratzen auf ihrer Haut noch besser wahrzunehmen.
    „Sie haben sich gut versteckt und ihre Spuren verwischt. Ich frage mich, ob sie wirklich wissen, wie wichtig das Seelenblut ist.“
    „Sie kennen die Legende der Priesterinnen. Jeder in den Klans kennt sie.“ Darions Stimme klang leise. Er hielt beim Sprechen nicht inne und ließ seine Zähne weiter über ihre nackte Haut wandern.
    Grace blickte neben sich auf das bauschige Kleid, das wie ein dunkelroter Hügel auf dem mondbeschienen Gras lag. Ein Kleid, das mehrere Jahrhunderte alt war. Ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit.
    „Ich mache mir Sorgen um deinen Bruder“, wechselte die Klananführerin abrupt das Thema. „Er empfindet zu viel für Amalia. Wir werden ihn während der Zeremonie im Auge behalten müssen. Es kann gut sein, dass er versuchen wird, mit Amalia zu fliehen.“
    Darions Kopf wanderte höher. Seine Zähne glitten über ihre Oberschenkel. Unschlüssig verharrte er über ihrer Scham. „Das glaube ich nicht. Aurelius weiß, wo sein Platz ist. Vielleicht wird es ihm wehtun, Amalia leiden zu sehen, aber er wird das tun, was für den Klan am besten ist.“
    „Dieses Mal nicht“, sagte Grace kühl. „Und wenn ich recht habe, werden wir ihn vielleicht sogar töten müssen.“
    Darion richtete sich auf. Seine dunklen Augen sprühten Funken. Seine Stimme klang angespannt. „Er ist mein Bruder! Wir haben zusammen den Dreißigjährigen Krieg durchgemacht, und was immer uns trennt, ich werde ihn niemals töten!“
    Grace sah ihn ruhig an. „Auf welcher Seite stehst du?“
    Darion ließ sich auf die Knie sinken. Sein nackter Körper schimmerte im Mondlicht. Die Haut über den harten Muskeln seines Körpers lockte mit einem fluoreszierenden Schimmern. „Ich werde Aurelius ächten, sollte er den Klan jemals verraten. Aber das wird nicht geschehen. Ich vertraue ihm.“
    „Du weißt, dass ich Gedanken lesen kann.“
    „Nicht seine.“
    Das stimmte. Grace konnte Aurelius‘ Gedanken tatsächlich nicht lesen. Sie erinnerte sich gut an ihr erstes Zusammentreffen mit ihm. An ihre Überraschung, als sie begriffen hatte, dass auch er ein Gewandelter war – so hatten sie einander genannt, ehe sie zu Wissenschaftlern wurden und den Virus studiert hatten – und sie seine Gedanken dennoch nicht lesen konnte. In Aurelius‘ Denken befand sich ein Schutz, gegen den sie machtlos war. Damals hatte sie Tatjena aufgesucht, die Erschafferin der beiden Brüder. Beide waren im Kampf schwer verletzt worden und lagen im Sterben, als Tatjena ihnen ihr Blut und ihren Speichel gab. Anders als bei anderen Viren ist für eine Übertragung beides vonnöten.
    Tatjena hatte eine natürliche Begabung. Sie konnte riechen, ob einer das nötige Blut hatte, um die Umwandlung zu überleben.
    Über neunzig Prozent der Menschen starben bei der Umwandlung. Inzwischen konnten sie durch Untersuchungen herausfinden, welcher Mensch ein möglicher Überlebender war. Früher mussten sie allein auf ihre Sinne vertrauen – oder auf den Zufall.
    Darion kniete reglos zwischen ihren gespreizten Beinen und sah auf sie herab. „Woran denkst du?“
    „An Tatjena. Zu schade, dass die Wölfe sie erwischt haben.“
    Darions Gesichtsausdruck verdüsterte sich. Grace wusste, er hatte Tatjena geliebt. Mehr als er sie liebte. Mehr als den Klan.
    „Percival hätte sie nicht allein lassen dürfen.“
    Grace verdrehte die Augen. „Geht das schon wieder los? Wenn du nicht eines Tages wahnsinnig werden willst, musst du die Vergangenheit loslassen. Unsere Art kann sich ein Verharren nicht leisten. Wenn wir nicht mit dem Strom treiben, ertrinken wir.“
    Darion schwieg.
    Vermutlich dachte er jetzt an Tatjena. An ihre goldblonden Haare und die strahlendsten blauen Augen, die je ein Wesen gehabt hatte.
    „Komm her“, befahl sie zärtlich. Er kam auf allen Vieren über sie und roch an ihrer Haut.
    „So ist es brav. Vergiss Tatjena. Ich hätte dich nicht an sie erinnern sollen. Wichtig ist nur der Moment.“
    Darion nickte. „Und ich weiß auch schon, wie wir ihn nutzen werden.“
    „Guten Morgen“.
    Amalia blinzelte und sah in Aurelius' hellbraune Augen. Auf seinem Gesicht lag ein breites Lächeln.
    „Was … wo …“ Amalia richtete sich halb auf und sank in die weichen Kissen zurück. Sonnenlicht

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