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Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erreichen.“
    Aurelius hielt sie fest in seinen Armen. Er spürte, dass ein Geheimnis ihn umgab. Seit Jahren spürte er es. Einmal hatte der Schuss einer Muskete seinen Oberkörper durchschlagen – eine Wunde, die zum Tod hätte führen müssen. Aber er war nicht gestorben. Die Narben verblassten bereits und würden bald nicht mehr zu sehen sein. Er konnte Edita nicht erklären, warum es so war, denn er verstand es selbst nicht.
    In dieser Nacht fand er keinen Schlaf. Er erschauerte vor einem Wissen, das in ihm verborgen lag, und das durch Tatjen an die Oberfläche drängte.
    Noch vor Sonnenaufgang machten sie sich in Brustharnischen und Helmen auf den Weg. Aurelius marschierte die meiste Zeit schweigend und hing seinen Gedanken nach. Der letzte Streckenabschnitt lag vor ihnen, ein dichter Wald mit üppigem Grün, der sich in einiger Entfernung lichtete und auf ein von Baumgürteln umgebenes Gelände führte. Gerüchten zufolge ergriffen die Gegner bereits die Flucht. Es würde zu keiner schweren Schlacht kommen. Aber vielleicht waren das auch gezielt gestreute Täuschungen ihres Feindes.
    Aurelius lief dicht hinter dem Pferd von Tatjen, der den Zug anführte. Er konnte den neuen Hauptmann nicht aus den Augen lassen und war sicher, ihm bereits begegnet zu sein. Wo das gewesen sein konnte, wusste er nicht.
    Tatjen saß stolz auf einem weißen Hengst. Er trug eine eigens für ihn gefertigte Rüstung und einen Helm, der das androgyne Gesicht verdeckte. Vielleicht war es besser so. Obwohl sich der Hauptmann am Tor des Lagers Respekt verschafft hatte, wollte kaum einer der Soldaten – ganz gleich, ob deutsch oder schwedisch – einem halben Kind dienen.
    „Edita hat recht“, scherzte Darion an seiner Seite. „Du bist dem guten Tatjen verfallen und brennst darauf, ihm deinen Allerwertesten anzubieten.“
    „Still“, zischte Aurelius. „Er hat ein ausgezeichnetes Gehör.“ Tatsächlich glaubte er zu sehen, wie sich der behelmte Kopf Tatjens bei Darions Worten leicht in seine Richtung drehte. Ein Zufall?
    „Er ist ein Zauberer“, schnaufte der feiste Stefan hinter ihnen mit gedämpftem Bass. „Ich sage euch, der hört und sieht Dinge, die sieht man nur, wenn man sich dem Teufel hingegeben hat.“
    Darion verdrehte die Augen. „Ich hab den Teufel weder im Bett noch hab ich ihn je morgens an meiner Bettstatt stehen sehen, und trotzdem weiß auch ich ne ganze Menge über das Lager. Dafür brauchst du nur Informanten.“
    Stefan bekreuzigte sich bei diesen frevlerischen Worten und ließ sich eine Reihe zurückfallen, um nicht weiter neben Darion laufen zu müssen.
    Darion grinste. „Diese verdammte Frömmigkeit geht mir gehörig auf den Sack. Wenn der Pfaffe das Gerede mitbekommt, gibt’s am Ende noch Verhöre.“
    Aurelius hob unschlüssig die Schultern. Er hatte keine Lust das Gesprächsthema zu vertiefen. Seitdem er seinen Glauben verloren hatte – irgendwo in den Kämpfen zwischen Prag und Hanau – wollte er so wenig wie möglich mit dem Thema zu tun haben.
    „Hörst du das?“, fragte er leise.
    „Das Schnaufen von Stefan?“
    „Diese Ruhe. Außer uns regt sich nichts in diesem Wald. Es ist als ...“
    Ein lauter Donner zerriss das Gesagte. Mehrere Dinge passierten gleichzeitig.
    „Artillerie!“, schrie irgendwo neben Aurelius eine Stimme, während die Granate keine zwanzig Meter entfernt explodierte und der weiße Hengst Tatjens sich aufbäumte. Tatjen zwang das Tier zur Ruhe.
    „Geschütze vor!“, brüllte er mit seiner hellen Stimme. „Die Stellung wir gehalten! Musketiere, worauf wartet ihr?!“
    Geschäftiges Durcheinander brach aus, während weitere Granaten und schwere Eisenkugeln dicht vor ihnen einschlugen. Die verbesserte Artillerie, die König Adolf in den Krieg gebracht hatte, wurde inzwischen auch von den Feinden imitiert. Nun richteten sie einige der Besatzungswaffen gegen die Angreifer. Die Kugeln kamen mehrere hundert Meter vor dem Regiment auf, schlugen ein Loch in den Boden und sprangen weiter, wie flache Steine übers Wasser hüpften. Schreie wurden laut, als drei Männer getroffen wurden.
    Dreipfünder aus Stockholm wurden ausgerichtet.
    Nebel zog auf, und immer wieder donnerte es in der Ferne. Offensichtlich war ihre Einheit nicht die Einzige, die angegriffen wurde.
    Aurelius sah grimmig in den Wald. „Wir sind in der Überzahl. Lange können sie uns nicht begegnen.“
    „Pikeniere!“ Tatjens Stimme klang deutlich durch den Lärm. „Aufstellung beziehen! Ausrichtung

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