Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius
über ihre Haut.
„Schuldig“, gestand sie leise. „Ich wünschte wirklich, ich könnte über dich herfallen und mit dir machen, was ich will.“ Ihre Hand verharrte, und sie seufzte theatralisch. „Leider habe ich etwas, was die meisten Vampire abgeschafft haben.“ Sie zog ihre Hand zurück. „Ein Gewissen.“ Sie stand hörbar auf. Ihre Stimme schwebte nach oben. „Ich hole dir etwas zu trinken. Bisher schlägst du dich gut.“
Ihre Schritte entfernten sich, und Amalia fand Zeit, durchzuatmen. Die Bilder verblassten allmählich. Der Wald und die Frau, die sie von einem Bild in Aurelius' Wohnraum kannte: Tatjena.
„Ich verstehe das alles nicht.“
Mai kam zurück, ihre Stimme war plötzlich neben ihrem Ohr. „Ich habe dir ein Wasserglas und einen Strohhalm geholt. Trink langsam. Leider darf ich dich nicht von deinen Fesseln erlösen, das darf nur Aurelius.“
„Warum?“
„Du weißt nichts über das Ritual, oder?“
„Nein“, sagte Amalia schwach.
Mai hob ihren Kopf an und steckte ihr den Strohhalm in den Mund.
Amalia saugte vorsichtig. Kaltes Wasser füllte ihren Mund. Es fühlte sich herrlich wohltuend an.
„Normalerweise sollte Aurelius dir bereits alles erklärt haben.“
„Ich hab wohl nicht gut aufgepasst.“ In Amalia stieg Furcht auf. Mai sollte nicht wissen, dass dies das erste Ritual war und sie Gracia und die obersten Vampire des Klans belogen hatte.
Mai streichelte über ihr Haar. „In deinem Gesicht sehe ich Angst. Du brauchst sie nicht zu haben. Ich schulde Aurelius etwas, und ich werde ihn nicht verraten. Ohne ihn wäre ich vielleicht schon tot. Er hat mich vor zwei Jahren in Paris gerettet, als zwei Männer mich überfallen wollten. Es gab zu dieser Zeit zwei Tote, die auf das Konto der Mistkerle gingen. Vielleicht wäre ich die Dritte gewesen. Als Aurelius Perry bat, dass ich mich um dich kümmere, habe ich Perry gedrängt, mich gehen zu lassen.“
Amalia versuchte, diese Neuigkeiten einzuordnen. Ihre Gedanken flossen zäh wie Sirup. Obwohl das Wasser sie belebte, fühlte sie sich benommen. Sie beschloss, Mais Worten Glauben zu schenken. Aurelius würde Mai sicher nicht in diesem Zustand in sein Appartement lassen, wenn er ihr nicht vertrauen würde.
„Was ist mit mir geschehen? Warum konnte ich Bilder von Aurelius sehen? Ich ... ich war ...“
„Du warst er“, flüsterte Mai andächtig. „Ich hatte das auch, als ich Perrys Blut trank. Für dich muss es noch viel intensiver sein, durch deine Gabe. Was hast du gesehen?“
„Krieg. Einen Wolf. Eine Frau. Und Darion war auch dort.“
„Du weißt, dass Darion und Aurelius Brüder sind?“
Sie nickte schwach.
„Das, was du gesehen hast, war der erste Schritt des Rituals, ab jetzt wird es besser werden. Dein Körper wird schwächer, und das soll auch so sein. Aber dein Geist wird sich weiten und die neuen Eindrücke leichter aufnehmen.“
„Ich verstehe dich nicht. Was meinst du?“
„Du hast Aurelius gesehen, als du zum ersten Mal von ihm getrunken hast. Eigentlich hast du kaum getrunken, nur deine Schleimhäute benetzt. Du hast einen Abschnitt seines Lebens gesehen, der sehr wichtig für ihn ist. Aber beim zweiten Mal wird es weiter gehen. Du wirst von ihm trinken, und du wirst ...“, sie senkte ihre Stimme, „du wirst das sehen, was er fürchtet.“
„Aurelius sprach von drei Mal.“
Mai lächelte. „Ja, das dritte Mal ist am Intensivsten. Aber wie ich ihn kenne, wird es nicht dazu kommen, denn das dritte Mal ist die Umwandlung. Auch ich habe sie noch vor mir.“
„Was wird dann mit dir geschehen?“
Mai zögerte. Sie sah zur Tür. Es dauerte einen Moment, dann hörte auch Amalia die Schritte. Dir Tür des Raumes glitt in die Wand.
Aurelius' Stimme erklang. „Geh!“, befahl er Mai harsch.
Amalia hörte, wie Mai auf die Füße kam und davoneilte. Hatte Mai sie verbotenerweise besucht? Oder durfte sie nicht über das Ritual zu sprechen?
Aurelius beugte sich über sie und erlöste ihre Handgelenke.
Amalia wimmerte vor Schmerz, als sie versuchte, sich aufzurichten. Ihre Knie waren wund und ihr Körper so steif, dass sie glaubte, nicht aufstehen zu können.
Er löste auch die Fesseln an ihren Fußgelenken und die Kette um ihren Hals.
„Steh auf!“ Seine Stimme klang hart und brachte ihr Herz dazu, schneller zu schlagen. Hatte sie etwas falsch gemacht oder gehörte das zum Ritual?
Amalia griff nach der Augenbinde. Er hielt ihre Hände fest.
„Lass sie an.“
Sie wollte aufstehen, aber ihre
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