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Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schuldgefühle fraßen ihn auf. Ihr Körper wurde ganz still, das Zittern hörte auf. Er starrte in die leeren Augen, die ohne Seele waren. Edita war tot.

N AHE F RANKFURT
    Ein Ast knackte. Aurelius fuhr herum und zog seine Waffe. Er richtete den Revolver auf den Angreifer. Der Patronenlagerblock war mit speziellen Kugeln gefüllt, die Werwölfe schwer verletzen konnten. Die Waffe hatte eine hohe Durchschlagskraft und ließ die Kugeln tief in das Fleisch eindringen.
    „Lass mich am Leben, Aurelius“, erklang eine leicht amüsierte Stimme. Die Gestalt von Darion schälte sich zwischen den Stämmen der Bäume hervor. „Ich bin dir nicht gefolgt, um dich zu töten.“
    Aurelius ließ die Waffe so schnell verschwinden, dass ein menschliches Auge der Bewegung nicht hätte folgen können. „Warum schleichst du mir nach?“
    „Ich mache mir Sorgen um dich. Du lässt Amalia mit Mai und Percival allein und benimmst dich ausgesprochen seltsam. Liegt es an dieser Nacht? Am Jahrestag von Editas Tod?“
    Aurelius schluckte. Darion hatte ihn und Edita auf dem Kirchturm gefunden, Stunden später.
    „Ich möchte allein sein.“
    Darion trat näher. „Gracia macht sich ebenfalls Sorgen um dich. Sie glaubt schon seit Längerem, dass du Amalia liebst.“
    „Du weißt, dass ich niemals geliebt habe.“
    Darions Augen wurden schmal. Seine Pupillen schimmerten rötlich. „Umso erstaunlicher, dass du es jetzt tust.“
    „Meine Treue zum Klan steht über allem.“
    „Das will ich hoffen.“ Darions Stimme war spöttisch. „Es wäre doch zu schade, wenn Gracia mir den Befehl geben müsste, dich auszulöschen.“
    Aurelius betrachtete seinen Bruder abschätzend. „Würdest du es tun?“
    „Wie du schon sagtest: Meine Treue zum Klan steht über allem.“ Die Worte waren eine unmissverständliche Drohung.
    Aurelius versuchte zu ergründen, was Darion fühlte, aber es gelang ihm nicht. Wer war Darion? Hatten sie einander jemals wie Brüder geliebt? Wenn er darüber nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass er niemals eine wirkliche Familie gehabt hatte. An seine Eltern erinnerte er sich nicht, und seine Gefühle für seinen Bruder waren zwar freundschaftlich, aber keineswegs so tief, wie sie es nach all den gemeinsamen Jahren und Erlebnissen hätten sein können. Darion war immer ein Stück außerhalb seiner Reichweite gewesen. Vielleicht, weil er das Leben – oder seine Existenz – in vollen Zügen genoss und dabei wenig Rücksicht auf andere nahm. Ihm machte es nichts aus, dass seine Gefühle schwächer wurden und er immer extremere Situationen brauchte, um Freude oder Leid zu fühlen.
    „Ich muss zu Amalia zurück“, sagte er ausdruckslos. Er wollte nicht länger in Darions Gegenwart sein. Sein Bruder war nicht mehr als ein Lakai von Gracia. Solange die Fürstin ihm gab, was er wollte, würde er ihr folgen.
    „Das musst du wohl.“ Darion grinste. „Am besten siehst du zuerst in Perrys Spielzimmer nach ihr.“
    Ohne Abschiedsgruß ließ Aurelius Darion im Wald zurück. Seine Hand lag dabei auf der unscheinbaren Ausbuchtung in seinem Jackett. Seit dem Vorfall mit Edita und der Erschaffung neuer Medikamente, trug er immer das Mittel bei sich, das Editas Tod vielleicht verhindert hätte. Es war ein Mittel, das eine Umwandlung in den ersten Stunden nach dem Blutaustausch aufhalten konnte. Gerade in letzter Zeit achtete er sehr darauf, es immer am Körper zu haben. Er konnte sich nichts Grausameres vorstellen, als dass Amalia Editas Schicksal teilte. Das war seine größte Angst. Ganz gleich, was passierte. Er durfte sie niemals zum Vampir machen. Er hatte ihr Blut getestet, nachdem er von ihr getrunken hatte. Im Gegensatz zu Mai gehörte sie nicht zu denen, deren Blut kompatibel war. Wenn er die Beherrschung verlieren sollte, wäre das Amalias Ende.
    Amalia war erleichtert gewesen, als Aurelius endlich wieder bei ihr gewesen war. Sie hatte ihm von Perrys intrigantem Spiel erzählt, und er hatte sie getröstet. Gleichzeitig hatte er sie aber auch gebeten, vorerst im Appartement zu bleiben. Perry hatte es auf sie abgesehen, und vermutlich würde er keine Ruhe geben, bis Amalia zumindest ein Mal mit ihm geschlafen hatte.
    Sie seufzte und sah sich im Wohnraum des Appartements um. Obwohl sie sich hier ausgesprochen wohlfühlte, hatte sie Sehnsucht nach einem anderen Ort und vor allem Sehnsucht nach Menschen. Sie wollte durch die Straßen einer Stadt laufen und nicht wie ein Tier gefangen sein.
    Wenn sie nur endlich mit ihrer Aufgabe

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