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Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vorankommen würde. Zwei Mal hatten sie es inzwischen versucht, und in wenigen Minuten würde Aurelius zurückkommen und sie würden einen neuen Versuch unternehmen. Inzwischen war sie sicher, dass eine ihrer Vorfahrinnen eine Art Priesterin gewesen war. Sie hatte ägyptische Tempel gesehen und Opferfeste. Aber Laira war in ihren Visionen nicht aufgetaucht. Immer, wenn sich Amalia der Lösung des Rätsels näherte, tauchte die Mauer auf. Schwarz und gigantisch verhinderte sie jedes Mal ein Weiterkommen.
    Sie stand von der weißen Couch auf, als sie Aurelius eintreten hörte. Er kam auf sie zu und nahm sie in die Arme. Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an ihn. „Ich habe auf dich gewartet.“
    „Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Gracia und Darion sind beide misstrauisch, und ich möchte ihr Misstrauen nicht verstärken, indem ich nur noch bei dir bin.“
    „Das verstehe ich.“ Sie schmiegte sich an ihn. „Wird das wirklich besser werden, wenn ich Laira gefunden habe?“
    „Das verspreche ich dir.“ Er streichelte über ihr Haar. „Und vielleicht schaffen wir schon heute den großen Durchbruch. Ich habe eine Idee.“
    Sie sah ihn neugierig an. „Eine Idee?“
    „Ich sage es dir, wenn es so weit ist. Vielleicht wird mein Vorgehen gar nicht notwendig sein.“ Er schwieg und sah einen Moment wieder so traurig aus wie an dem Abend vor zwei Tagen, als er aus dem Wald zurückgekommen war.
    „Du denkst an sie, nicht wahr?“
    Aurelius sah sie verwirrt an. „An wen?“
    „Ich weiß es auch nicht. Aber es ist eine Frau. Vermutlich eine von den Bildern im vorderen Raum. Du trauerst um sie.“
    Er brachte ein klägliches Lächeln zustande. „Kannst du Gedanken lesen?“
    „Ich kenne dich.“
    Langsam nickte er. „Edita. Sie hieß Edita und war meine Frau. Ich habe sie nicht geliebt, und ich wollte sie nicht zum Vampir machen. Aber sie wollte es unbedingt und ist ... Sie hat die Umwandlung nicht überlebt.“
    Seine Stimme war nüchtern, trotzdem konnte Amalia den Schmerz in seinem Gesicht sehen. Sie sagte nichts und hielt ihn umarmt. Eine Weile standen sie schweigend im Raum. Schließlich löste sich Aurelius von ihr.
    „Das ist Vergangenheit. Kümmern wir uns um die Gegenwart. Starten wir einen neuen Versuch.“
    Amalia nickte, aber in Gedanken war sie bei Edita. Ob Aurelius ihretwegen so viel Angst davor hatte, sie in einen Vampir zu verwandeln? Fürchtete er, sie würde ebenfalls sterben?
    Aurelius setzte sich auf die Couch, und Amalia legte sich ausgestreckt neben ihn und bettete den Kopf auf seinen Schoß. Sie fand das Liegen angenehmer, wenn sie die geforderte Erinnerungsarbeit leistete.
    Wieder sah sie in Aurelius' Augen. Inzwischen war ihr dieser Teil der Handlung so vertraut wie ein Ritual. Seine und ihre Blicke trafen sich. Sie hörte seine Stimme. Dieses Mal schien sie bereits in den ersten Minuten wie aus weiter Ferne zu klingen.
    „Konzentriere dich auf deinen Atem. Spüre, wie sich deine Bauchdecke hebt und senkt.“
    Sie folgte seinen Anweisungen. Ihr Atem wurde langsamer, und ihr Körper entspannte sich. Wohlige Wärme breitete sich in ihr aus. Fast sofort tauchten ihre Gedanken in den exotischen Garten ein, der mit jedem Besuch prachtvoller wurde. Sie entdeckte ein Beet mit Paradiesblumen, das sie nie zuvor gesehen hatte. Aurelius' Stimme schwebte zu ihr.
    „Bist du im Garten?“
    „Ja. Ich sehe den Tempel, den ich auch letztes Mal gesehen habe.“
    „Geh zu ihm.“
    Ihre Füße gingen über Gras und Sand. Sie spürte, dass sie keine Schuhe trug. Um ihren Körper wehte ein leichtes, luftiges Gewand. Weißer Stoff bauschte sich in einem lauen Wind.
    Sie ging zum Tempel und trat die Stufen hinauf. War Laira in einem Tempel beigesetzt worden? Sie tauchte in das Innere des Tempels ein. Er war alt und verfallen, und sie traf keine anderen Menschen an.
    „Sieh dich um“, sagte Aurelius. „Kannst du etwas entdecken, das sich verändert hat?“
    Amalia sah sich um. Flackernde Fackeln spendeten blutrotes Licht. Sie schritt den Tempel ab und blieb nachdenklich stehen. „Da ist ein dunklerer Stein im Boden.“
    „Berühre ihn.“
    Sie bückte sich und strich mit den Fingerkuppen über den sandfarbenen Stein. Es gab ein knirschendes Geräusch. Der Stein schwang nach unten und zur Seite. Ein Gang wurde sichtbar.
    „Es ist ein Tunnel. Vielleicht liegt Laira unter diesem Tempel begraben.“
    „Folge dem Gang.“
    Amalia zögerte. Es war dunkel, und die Finsternis machte ihr Angst.

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