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Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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italienisch, sondern fließend Latein. „Ich will die Katakomben sofort sehen, und du wirst mich hineinführen.“
    Es war, als hätte er bei seinem Gegenüber einen Schalter umgelegt. Der Priester neigte den Kopf. Seine Stimme wurde unterwürfig. „Natürlich, Signore. Folgen Sie mir.“
    Er brachte ihn zum Zugang und stieg als Erster hinunter. Aurelius schlug kühle, abgestandene Luft entgegen, die nach Tod und Verwesung roch. Er hasste diesen Geruch.
    Der Priester ging einen steinernen Gang entlang. „Unsere Katakomben sind die größten auf der Via Appia. Es gibt fünf Ebenen, auf denen sie sich erstrecken. Selbst wir kennen nicht alle Geheimnisse, die sich darin verbergen.“
    „Bleiben Sie stehen.“ Aurelius atmete tief ein und versuchte, den Geruch nach Tod und Verfall auszublenden.
    Der Priester gehorchte.
    „Ich möchte allein sein. Vergessen Sie, dass Sie mich an diesen Ort geführt haben.“
    „Wie Sie wünschen.“ Der Priester drehte sich von ihm fort und schien Aurelius schon vergessen zu haben, denn er wandte sich nicht um und ging geistesabwesend durch den Steingang.
    Aurelius sah zu, wie er hinter einer Gangbiegung verschwand, dann setzte er seinen Weg in die Eingeweide der Katakomben fort. Er stellte schnell fest, dass dieser Ort ein Labyrinth war und weitaus größer, als er gedacht hatte. Der Gang war niedrig, er musste aufpassen, sich nicht den Kopf zu stoßen. Links und rechts waren mehrere Nischen in der Wand zu sehen, in denen einst Tote geruht hatten. Nun waren sie verwaist, und Aurelius überlief ein Schauer, wenn er an all die Leichen dachte, die einst in den Einbuchtungen gelegen hatten. Die Katakomben waren alt und stammten noch aus dem dritten Jahrhundert vor Christus. Soweit er wusste, waren sie jüdischen Ursprungs. Aber was hatte das alles mit ihm und dem Schmetterling zu tun? Was suchte er an diesem Ort?
    Da er gelernt hatte, seinen Instinkten zu vertrauen, zweifelte er nicht an sich.
    Er schloss die Augen und hörte auf zu atmen. Sein Körper entspannte sich, das Herz schlug nur noch gelegentlich. Nach und nach versank er in einer tiefen Trance. Seine Füße fanden den Weg scheinbar ohne sein Zutun. Mehrere Minuten ging er auf diese Weise durch die verlassenen Gänge, bis er das Gefühl hatte, die richtige Stelle gefunden zu haben. Er blieb stehen, öffnete die Augen und blinzelte. Wie tief er in das unterirdische Labyrinth gedrungen war, wusste er nicht. Er wusste auch nicht, was er eigentlich suchte. Einzig das Gefühl in seinem Bauch half ihm. Er war an der richtigen Stelle angekommen und musste nur noch ... ja, was? Was war an dieser Stelle anders, die sich äußerlich nicht von den anderen Einbuchtungen in den Gängen unterschied?
    Eine Zeit lang stand er reglos und versuchte, sich zu sammeln. Dann begann er, die Decke und den Boden mit Blicken abzusuchen. Es war nichts Besonderes zu entdecken. Der Stein wirkte so massiv wie überall. Er trat an die Wand heran und tastete sie ab. Nichts. Folgte er einem Hirngespinst? Was glaubte er, in diesen Katakomben zu finden?
    Er wollte schon frustriert aufgeben, als ihm ein Wandstück in einer Nische auffiel. Es hatte eine dunklere Farbe als der Stein, der es umgab. Der Unterschied war nur minimal und mit menschlichen Augen nicht zu erkennen.
    Aus einem Impuls heraus holte er aus und schlug mit der Faust zu. Seine Finger sprengten den Stein beiseite und drangen in einen Hohlraum. Seine Haut berührte Metall. Was auch immer er zu finden gehofft hatte, es befand sich in greifbarer Nähe.

F RANKFURT
    „Ich habe es!“ Auf Mais Gesicht zeigten sich hektische rote Flecken. „Ich habe es wirklich!“
    Amalia legte den Pinsel neben den Wasserbehälter auf die Ablage der Staffelei. „Du hast mein Handy?“
    „Ja!“ Mai kam auf sie zu und fasste ihre Hände. „Und die Gelegenheit ist günstig. Gracia und Perry sind noch für eine gute Stunde fort. Hier unten wirst du keinen Empfang haben, aber wir können auf den Südturm gehen. Da bekommt es niemand mit.“
    „Ich weiß nicht ...“ Amalia wäre es lieber gewesen, von Aurelius' Räumen aus zu telefonieren, weil sie nicht abgehört werden konnten, aber Mai hatte recht: Sie würde in diesem Appartement keinen Empfang haben. Trotzdem wollte sie es zuerst probieren. „Wo ist es?“
    Mai zog das Handy aus ihrer Tasche und gab es Amalia. Es hatte tatsächlich keinen Empfang. Trotzdem drückte Amalia es zuversichtlich an sich. Das war ihre Möglichkeit, Kontakt nach draußen aufzunehmen.

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