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Schwarz auf Rot

Schwarz auf Rot

Titel: Schwarz auf Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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hergeholt in einem Fall wie diesem? Ein solcher Hergang war kaum vorstellbar, es sei denn, der Mörder hätte g e wartet und den Zeitpunkt abgepaßt, an dem die Krabbe n frau ihren Posten verließ. Oder war bei der Rekonstrukt i on der Vorgänge nach dem Entdecken der Leiche etwas übersehen worden?
    Yu holte sein Notizbuch hervor und schlug eine von Eselsohren verunzierte Seite auf. Er hatte die Ankunft der einzelnen Mitbewohner in Yins Zimmer am Morgen des 7. Februar genau rekonstruiert:
    6.40 Uhr Lanlan betritt Zimmer, führt Erste-Hilfe-Maßnahmen durch und ruft Hilfe;
    6.43-6.45 Uhr Junhua kommt angerannt, gefolgt von Ehemann Wenlong;
    6.45-6.55 Uhr Lindi, Xiuzhen, Onkel Kang, Kleiner Zhu und Tante Huang treffen ein;
    6.55-7.10 Noch mehr Leute drängen ins Zimmer, ei n schließlich Lei, Hong Zhenshan, der Krabbenfrau, M i mi, Jiang Hexing;
    7.10-7.30 Alter Liang und Mitglieder des Nachba r schaftskomitees treffen am Tatort ein.
    Vielleicht stimmten die Zeitangaben nicht ganz genau, doch dies war in etwa die Reihenfolge, in der die Mitb e wohner Yins Zimmer betreten hatten. Yu hatte das mehrmals mit Hilfe des Alten Liang überprüft.
    »Was ist los?« fragte Peiqin. »Du bist auf einmal so abwesend.«
    Er erzählte ihr von dem Zufall mit dem Kohlenstaub und deutete dann auf den Plan in seinem Notizbuch.
    »Was hat das mit der Krabbenfrau zu tun?«
    »Sie ist eine wichtige Zeugin, weil durch sie die Mö g lichkeit ausgeschlossen wird, daß jemand durch die Hi n tertür ms Gebäude gelangte oder hinausging. Durch den Vordereingang kann der Mörder nicht gegangen sein, denn sonst hätten wir es mit einem der Agatha-Christie-Krimis zu tun, von denen der Oberinspektor immer redet, eine Verschwörung, in die mehrere Personen verwickelt sind. Also muß der Mörder entweder im Gebäude gebli e ben sein, war also ein Mitbewohner, oder er ist durch die Hintertür verschwunden. Die Krabbenfrau aber sagt, sie hätte die Tür ständig im Auge gehabt. Aber sie könnte sich natürlich irren, könnte kurz aufgestanden sein und es nachher vergessen haben. Oder aber sie hat die Tat b e gangen.«
    »Schon möglich.«
    »Sie hatte den kürzesten Weg zu Yins tingzijian. Sie muß Lanlan schreien gehört haben. Die Hintertür stand weit offen, und sie hätte die Bewohner hinaufrennen s e hen müssen.«
    »Dann meinst du also …«
    »Sie hätte die erste am Tatort sein können, aber sie brauchte fünfzehn Minuten. Ja, nach meinem Zeitplan traf sie mindestens fünfzehn Minuten später dort ein.«
    Die Krabbenfrau kannte sich im shikumen aus und war mit den Gewohnheiten der Bewohner vertraut. Auch konnte sie sich ohne weiteres einen Schlüssel beschafft haben, da sie ja seit vielen Jahren mit ihren Nachbarn Umgang hatte.
    »Es gibt kein stärkeres Motiv als Armut«, sagte Pe i qin.
    »Da hast du recht«, sagte Yu. »Und die Krabbenfrau ist ziemlich arm dran. Seit über zwei Jahren ist sie a r beitslos, kann noch keine Frührente beantragen. Ich glaube nicht, daß sie vorsätzlich in Yins Zimmer gega n gen ist, um diese zu töten. Aber falls sie Yin in Panik umgebracht hat, dann könnte sie danach schnell in ihr Zimmer gerannt sein und dort versteckt hab en, was i m mer sie ihr gestohlen hat. Das würde die fünfzehn Min u ten erklären.«
    Yu warf einen Blick auf die Uhr und überlegte, ob er noch einmal ins Büro des Nachbarschaftskomitees gehen sollte, als das Telefon klingelte.
    Schon wieder so ein Zufall. Es war Oberinspektor Chen, der wegen Yins erneutem Paßantrag anrief.
    »Wie konnte die Staatssicherheit uns derart wichtige Informationen vorenthalten?« erwiderte Yu wütend. »Das ist doch die Höhe! Parteisekretär Li muß davon gewußt haben.«
    »Die Handlungsweise der Staatssicherheit ist oftmals unverständlich und gehorcht nur deren eigener Logik. Vielleicht haben sie ja auch Parteisekretär Li nichts g e sagt.«
    »Sieht man einmal von der Politik ab, welche Bede u tung könnte ein neuer Paßantrag für den Fall haben?«
    »Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Wenn zum Be i spiel der Mörder von ihrem Antrag gewußt hat, mußte er noch vor ihrer Abreise handeln. Aber das setzt ein Motiv voraus, und ein solches haben wir noch nicht entdeckt.«
    »Ich glaube, Sie haben recht, Chef. Da ist etwas mit dieser Yin Lige, das wir noch nicht herausbekommen haben.«
    »Aber wer könnte von ihrem Paßantrag erfahren h a ben? Offenbar hatten der Alte Liang und das Nachba r schaftskomitee keine Ahnung davon.«
    »Scheint so.«
    »Sie hat

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