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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Simon, gewiß nicht! Ihr seid jünger ge-
    blieben als ich, alter Kamerad.«
    »Und, beim heiligen Mungo, Sie werden auch wieder un-
    ser ›Viewer‹ sein! Möge die neue Ausbeutung recht lange
    anhalten und mir der Himmel die Gnade angedeihen las-
    sen, meine Augen nicht eher zu schließen, bevor sie ihr
    Ende gesehen haben.«
    Der alte Bergmann jubelte laut auf vor Freude. James
    Starr teilte diese gewiß, aber er ließ den alten Simon gern
    für zwei aufjauchzen.
    Harry allein blieb in Gedanken versunken. Vor seiner
    Erinnerung standen all jene sonderbaren, unerklärlichen
    Ereignisse, die der Entdeckung des neuen Kohlenflözes vo-
    rausgegangen waren, und erregten in ihm manche Befürch-
    tungen für die Zukunft.
    1 Stunde später trafen James Starr und seine zwei Beglei-
    ter wieder im Cottage ein.
    Der Ingenieur aß mit bestem Appetit zu Abend, ging
    willig auf alle von dem rüstigen Obersteiger entwickelten
    Pläne ein, und hätte ihn nicht der lebhafte Wunsch erregt,
    schon den nächsten Tag anbrechen zu sehen, er hätte nir-
    gends in der Welt so gut geschlafen wie in dieser ungestör-
    ten Ruhe des Cottage.
    — 103 —
    Am anderen Morgen brachen James Starr, Simon Ford,
    Harry und selbst Madge nach einem kräftigen Frühstück
    zeitig auf und schlugen den gestrigen Weg wieder ein. Au-
    ßer verschiedenen notwendigen Werkzeugen nahmen sie
    auch einige Dynamitpatronen mit, um das vorliegende tote
    Gestein zu sprengen. Außer einer mächtigen Fackel führte
    Harry auch eine größere Sicherheitslampe, die 12 Stunden
    lang brennen konnte, mit sich. Das erschien ausreichend,
    sowohl für den Weg hin und zurück, als auch für den not-
    wendigen Aufenthalt durch weitere Nachforschungen, wenn
    sie erfolgversprechend schienen.
    »Ans Werk!« drängte Simon, als er mit seinen Begleitern
    das Ende des Stollens erreicht hatte.
    Er ergriff ein schweres Brecheisen und trieb es kräftig
    gegen die Schieferwand.
    »Wartet einen Augenblick«, sagte da der Ingenieur. »Wir
    wollen uns zunächst überzeugen, ob hier alles unverän-
    dert ist und das Wettergas noch immer durch die Spalten
    dringt.«
    »Sie haben sehr recht, Mr. Starr«, stimmte ihm Harry zu;
    »was wir gestern hier verstopft fanden, könnte es auch heute
    wieder sein!«
    Auf einem Steinblock sitzend, musterte Madge sorgfältig
    die umgebende Höhle und die Wand, die gesprengt werden
    sollte.
    Es wurde festgestellt, daß sich alles noch in demselben
    Zustand befand. Die Spalten im Schiefer zeigten keinerlei
    Veränderung. Das Wasserstoff-Monokarbonat drang noch
    — 104 —
    immer, wenn auch nur in schwächerem Strom, daraus her-
    vor, was jedenfalls daher rührte, daß es seit dem gestrigen
    Tag schon ganz ungehinderten Abzug fand. Jedenfalls er-
    schien dieses Hervorquellen so gering, daß es keine Be-
    fürchtung wachrief, es könne sich hier ein explosives Luft-
    gemisch gebildet haben. James Starr und seine Begleiter
    konnten also ganz unbesorgt ans Werk gehen. Übrigens
    durfte man davon ausgehen, daß sich die Luft hier allmäh-
    lich reinigen mußte, je nachdem sie sich nach den höhe-
    ren Schächten und Galerien der Grube Dochart verbreitete,
    und daß die in diese große Luftmenge verteilten Wettergase
    keine Explosion verursachen konnten.
    »Ans Werk also!« wiederholte Simon Ford.
    Bald lösten sich unter seinen wuchtigen Schlägen abge-
    sprengte Felsenstücke los.
    Die Steinwand bestand im wesentlichen aus Sandstein
    und Schiefern mit zwischengelagerten Puddingsteinen, wie
    man sie nicht selten neben den Ausläufern von Kohlenflö-
    zen antrifft.
    James Starr hob einige der durch das Werkzeug abge-
    sprengten Bruchstücke auf und untersuchte sie sorgfältig,
    um vielleicht einen sicheren Hinweis auf Kohle daran zu
    entdecken.
    Die erste Arbeit nahm etwa 1 Stunde in Anspruch, bis
    eine hinreichend tiefe Aushöhlung in der Hinterwand des
    Stollens hergestellt war.
    James Starr bezeichnete hierauf die Einzelstellen für
    die zu bohrenden Sprenglöcher, die Harrys geübte Hand
    — 105 —
    mit Steinbohrer und Schlegel* sehr bald fertigstellte. Dann
    setzte man Dynamitpatronen in die Löcher ein. Die Patro-
    nen hatten eine lange geteerte Lunte mit Sicherheitszünder
    innerhalb der eigentlichen Sprengmasse. Man zündete die
    Lunten an. James Starr und seine Begleiter zogen sich ge-
    nügend zurück.
    »Oh, Mr. James«, sagte Simon Ford, der seine Aufregung
    nicht zu beherrschen vermochte, »noch niemals hat mein
    altes Herz so erwartungsvoll

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