Schwarz-Indien
zu
handeln.
Plötzlich hörte man draußen laut und ängstlich rufen.
Jack Ryan unterbrach seinen Vortrag, und alles eilte aus der
Scheuer.
Die Nacht war dunkel; peitschend flogen kalte Regen-
schauer über den Strand.
Einige Fischer, die sich gegen einen Felsen lehnten, um
dem Wind besser Trotz zu bieten, riefen wiederholt mit lau-
ter Stimme.
Jack Ryan und seine Gefährten liefen auf sie zu.
Das Rufen galt freilich nicht den Insassen des Guts, son-
dern einer Schiffsmannschaft, die unbewußt in ihr Verder-
ben lief.
Einige Kabellängen vom Ufer erhob sich eine dunkle
Masse. Daß es ein Segelschiff war, erkannte man an seinen
Positionslichtern, einem grünen Licht an der Steuerbord-
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und einem roten auf der Backbordseite (ein Dampfschiff
hätte auch noch ein weißes Licht am Top des Fockmasts
führen müssen). Man sah es also von vornher, und es unter-
lag keinem Zweifel, daß es mit großer Geschwindigkeit auf
die Küste zusegelte.
»Ein Schiff in Not?« rief Jack Ryan.
»Ja«, erwiderten die Schiffer, »und wenn es jetzt noch
wenden wollte, würde das nicht mehr gelingen.«
»Signale, Signale geben!« rief einer der Schotten.
»Aber welche?« versetzte einer der Fischer. »Bei diesem
Sturm könnte man eine Fackel gar nicht brennend erhal-
ten!«
Während dieses kurzen Gesprächs riefen die Nebenste-
henden dem Schiff immer laut zu. Wie hätte man sie aber
bei diesem Wetter hören können? Der Besatzung des Schif-
fes war jede Möglichkeit genommen, den drohenden Schiff-
bruch zu verhüten.
»Warum mögen sie nur diesen Kurs steuern?« fragte ein
Seemann.
»Wollen sie sich vielleicht absichtlich auf den Grund set-
zen?« meinte ein anderer.
»Der Kapitän hat also wohl keine Kenntnis von dem
Leuchtfeuer von Irvine?« fragte Jack Ryan.
»Man möchte es fast glauben«, erwiderte einer der Fischer,
»wenn er sich nicht hat täuschen lassen durch irgend ...«
Noch hatte der Fischer seine Worte nicht vollendet, als
Jack Ryan einen entsetzlichen Schrei ausstieß. Hörte ihn
jene unglückliche Mannschaft? Jedenfalls war es für sie
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doch zu spät, das Schiff aus der wilden, weiß aufschäumen-
den Brandung wieder zurückzuführen.
Jener Aufschrei hatte aber auch gar nicht, wie man zuerst
wohl annahm, die Bedeutung einer letzten Warnung. Jack
Ryan stand jetzt mit dem Rücken zum Meer gewendet, seine
Kameraden drehten sich ebenfalls um, und alle blickten un-
verwandt nach einem etwa eine halbe Meile landeinwärts
liegenden Punkt.
Dort erhob sich das Schloß von Dundonald. Im Wind lo-
derte eine gewaltige Flamme an der Spitze des alten Turms.
»Die Feuerhexe!« riefen wie aus einem Mund die aber-
gläubischen Schotten.
Es gehörte freilich nicht wenig Einbildung dazu, in dieser
Flamme eine menschenähnliche Erscheinung zu erkennen.
Flatternd, wie eine vom Wind bewegte, feurig-leuchtende
Flagge, schien sie manchmal von der Spitze des Turms weg-
zufliegen, als sollte sie erlöschen, und heftete sich im nächs-
ten Augenblick doch wieder mit ihrem unteren, bläulichen
Teil daran an.
»Die Feuerhexe! Die Feuerhexe!« riefen die Fischer und
die entsetzten Landleute.
Jetzt erklärte sich alles. Offenbar hatte sich das durch
den Nebel getäuschte Schiff verirrt und die auf dem Schloß
Dundonald lodernde Flamme für das Leuchtfeuer von Ir-
vine gehalten. Es mochte glauben, sich vor dem 2 Meilen
nördlicher gelegenen Eingang zum Golf zu befinden, und
segelte jetzt direkt auf die Küste zu, die ihm verderblich
werden mußte.
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Was konnte man zu seiner Rettung tun, wenn dazu über-
haupt noch Zeit war? Vielleicht hätte man nach den Ruinen
eilen sollen, um womöglich jene Flamme zu ersticken und
eine weitere Verwechslung mit dem Leuchtfeuer von Irvine
unmöglich zu machen.
Doch wenn darin auch das einzige wirksame Mittel zu
liegen schien, welcher Schotte hätte nur den Gedanken, und
dann noch die Kühnheit gehabt, der Feuerhexe Trotz zu bie-
ten? Höchstens Jack Ryan, denn er war eine mutige Natur,
und sein Aberglaube vermochte, so stark er auch war, eine
edlere Regung in ihm nicht ganz zu unterdrücken.
Zu spät ... ein entsetzliches Krachen übertönte für einen
Augenblick das Toben der Elemente.
Das Schiff war mit dem Hinterteil des Kiels auf Grund
gestoßen. Seine Signallichter verloschen. Die weiße Linie
der Brandungswellen erschien für 1 Minute gebrochen. Das
Schiff, das sich auf die Seite
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