Schwarz-Indien
braucht
man sich nicht zu wundern. Man bräuchte in der bretagni-
schen Geschichte nicht allzuweit zurückzugehen, um Be-
lege dafür zu finden. Nicht wenige Strandräuber der Küste
machten ein Geschäft daraus, Fahrzeuge anzulocken und
sich die dadurch erhaschte Beute zu teilen. Bald verlockte
eine in Brand gesteckte Gruppe harziger Bäume ein Schiff
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in ein Fahrwasser, in dem es zugrunde gehen mußte. Bald
täuschte eine Fackel, die man an den Hörnern eines Ochsen
befestigte und von diesem beliebig umhertragen ließ, die
Besatzung eines solchen hinsichtlich des einzuhaltenden
Kurses. Derlei Schandtaten führten dann nicht selten ei-
nen Schiffbruch herbei, den sich das Raubgesindel zunutze
zu machen wußte. Es bedurfte des strengsten Einschreitens
der Behörden und der empfindlichsten Strafen, um diese
barbarischen Gewohnheiten auszurotten. Konnte man also
nicht auf den Gedanken kommen, daß hier ein gewissenlo-
ser Verbrecher sich aufs neue jenes früher beliebten Mittels
der Strandräuber bediente?
Trotz aller Aussagen Jack Ryans und seiner Gefährten
blieb das doch immer die Ansicht der Polizeibeamten. Als
jene von einer einzuleitenden Untersuchung hörten, teilten
sie sich in zwei Parteien; die eine begnügte sich damit, mit
den Achseln zu zucken, während die furchtsamere gar pro-
phezeite, daß man damit nur jene übernatürlichen Wesen
reizen und weitere Unglücksfälle herbeiführen werde.
Trotz alledem ging die Untersuchung ihren Gang. Die
Polizeibeamten begaben sich auf Schloß Dundonald und
begannen dort die sorgfältigsten Nachforschungen.
Zunächst versuchte man festzustellen, ob der Erdboden
vielleicht Fußabdrücke zeigte, die von anderen Füßen her-
rührten, als denen der Gespenster; es war aber unmöglich,
auch nur die leichteste frischere oder ältere Fußspur zu ent-
decken, obwohl die noch vom gestrigen Regen feuchte Erde
gewiß den seichtesten Eindruck bewahrt hätte.
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»Fußstapfen von Geistern!« rief Jack Ryan aus, als er von
dem Mißerfolg der Untersuchungen hörte, »da könnte man
wohl auch die Fußspuren eines Irrlichts im Sumpf wieder-
finden wollen!«
Die ersten Maßnahmen lieferten also keinerlei Resultat.
Es war kaum anzunehmen, daß die weiteren von besseren
Erfolgen gekrönt sein würden.
Es ging nun hauptsächlich darum, nachzuweisen, wie
das Feuer auf der Spitze des alten Turms angezündet wor-
den war, welches Brennmaterial man verwendet und end-
lich welche Rückstände es gelassen hatte.
Bezüglich des ersten Punkts fand man nichts, keine
Reste von Zündhölzchen oder Papierstückchen.
Der zweite Punkt blieb ebenso dunkel. Nirgends lag dür-
res Gras, ein Stückchen Holz oder sonst etwas von dem Ma-
terial umher, das in der vergangenen Nacht dem Feuerherd
gewiß in reichlicher Menge zugeführt worden war.
Der dritte Punkt trotzte nicht minder jeder Erklärung.
Das vollständige Fehlen der Asche oder jedes anderen
Brennstoffrests ließ nicht einmal den eigentlichen Herd
des Feuers erkennen. Nirgends, weder am Boden, noch am
Gestein zeigte sich auch nur eine geschwärzte Stelle. Sollte
man annehmen, daß ein Bösewicht nur eine große Fackel
in der Hand gehalten habe? Das war doch unwahrschein-
lich, da die Flamme nach der Aussage der Zeugen ganz rie-
sige Dimensionen gehabt hatte, so daß die Mannschaft der
›Motala‹ sie trotz des nebligen Wetters schon in der Entfer-
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nung mehrerer Meilen von der offenen See her wahrneh-
men konnte.
»Herrlich!« sagte Jack Ryan, »die Feuerhexe soll Streich-
hölzchen nötig gehabt haben! Sie bläst, und rings um sie ent-
zündet sich die Luft, von der keine Asche zurückbleibt!«
Der Erfolg aller Bemühungen der Behörden war schließ-
lich nur der, daß eine neue Legende zu den früheren hinzu-
kam – eine Legende, welche die Erinnerung an den Unter-
gang der ›Motala‹ verewigen und die nicht wegzuleugnende
Erscheinung der Feuerhexen bekräftigen mußte.
Ein so braver Bursche wie Jack Ryan konnte bei seiner
hervorragenden Konstitution indes nicht lange ans Bett
gefesselt bleiben. Einige Hautschrunden und Verrenkun-
gen waren nicht imstande, ihn länger als nötig zur Untätig-
keit zu zwingen. Ihm fehlte jetzt die Zeit, um krank zu sein.
Wenn diese Zeit aber mangelt, so ist man es am wenigsten
in den gesunden Landstrichen der Lowlands (Unterlande
von Schottland). Jack Ryan war also sehr bald wieder gene-
sen. Sobald
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