Schwarz und Weiss (German Edition)
mein werter Bruder im Osten wissen.“ Er setzte sich wieder hinter sein Schachbrett. „Camar baut eine Armee. Eine Armee aus Trollen, Menschen und was weiß ich noch für Kreaturen.“
„Eine Armee?“ Aracas klang nicht so, als würde er ihm glauben.
„Ja. Das tut er schon seit ein paar Jahren.“
„Wieso hat uns bisher niemand davon erzählt?“ Persephone klang ehrlich geschockt.
„Weil es nicht nötig war.“ Yuastan wandte seinen Blick seinem Spiel zu und versetzte einen weißen Turm direkt vor einen schwarzen Läufer, „und Camar sah bis jetzt niemals so aus, als würde er seinen Plan in die Tat umsetzen...“ Nachdenklich kratzte er sich am Kinn.
„Woher wissen Sie das eigentlich?“, fragte Tony.
Der Aufseher sah auf. „Ich habe einen...Botschafter.“
„Natürlich“, sagte Aracas kühl.
„Glaubt ihr mir nicht?“
„Aber nochmal, warum baut Camar eine Armee auf?“, brachte Solyce sie zum Thema zurück.
„Er will Crealor“, erklärte der Alte.
„Die Minenstadt?“, fragte Persephone überrascht.
„Ja. Crealor ist eine unserer wichtigsten Städte. Vor allem werden dort unsere besten Schwerter hergestellt und es ist ein heiliger Ort für die Magier.“
„Was will Camar mit Crealor?“, fragte sich Aracas leise.
„Er will das Südreich ins Chaos stürzen. Wir sind bekanntermaßen nicht das mächtigste Reich, wenn du also vorhast, eine Welt unter Kontrolle zu bekommen, fängst du hier an.“
„Er könnte genauso gut das Hoirn angreifen“, meinte Tony verständnislos.
„Aber das ist besser geschützt“, vermutete Caez, „und niemand würde einen Angriff auf Crealor erwarten...“
„Jedenfalls wird Camar nicht mehr lange mit diesem Angriff warten, jetzt, nachdem ihr ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht habt.“ Der Aufseher warf Livian, die sich unauffällig im Hintergrund hielt, einen Blick zu. „Ja, das habt ihr in der Tat...“ Er beugte sich wieder über das Schachbrett und murmelte unverständlich vor sich hin.
„Camar wird nicht aufgeben. Er ist fest davon überzeugt, Crealor anzugreifen...“ Er schob einen schwarzen Turm nach links, sodass er dem weißen König gegenüber stand. „Es ist wie Schachspielen...“, murmelte er, „hast du einmal einen Zug getan, kannst du nicht mehr zurück, und dein Gegner ist an der Reihe. Ihr habt den euren gerade getan. Jetzt ist es an Camar.“ Er sah jedem tief in die Augen. „Aber denkt daran, egal, was in Zukunft passieren wird: Nur der König kann matt gesetzt werden.“ Er lächelte müde und setzte einen weiteren schwarzen Läufer neben den Turm. „Schachmatt“, sagte er.
Es klopfte leise an der Tür und der Mann, der sie nach oben begleitet hatte, stand im Rahmen. „Die Zeit ist um.“ Er tippte auf eine nicht vorhandene Uhr an seinem Handgelenk.
„Geben Sie uns noch eine Minute“, bat Persephone, aber Yuastan warf ein: „Ich denke, wir haben alles gesagt...“ Er wirkte abwesend und knabberte an den Knöcheln seiner rechten Hand, während er angestrengt das Spielbrett betrachtete.
Widerwillig verließ Persephone das Büro und die anderen folgten ihr. Sie wurden nach unten geleitet und bis zum Eingangstor des Postens gebracht. Dort wurden sie alleine gelassen.
Draußen hatte es mittlerweile erneut begonnen zu regnen. Tony hatte sich langsam an das wirklich wechselhafte Wetter von Philophsis gewöhnt, es regnete etwa jede zweite Nacht und jeden dritten Tag.
Nahe vom Eingang trafen sie auf Eorsén, der gelangweilt an einer Hauswand lehnte. Als er sie sah, sprang er auf. „Wo seid ihr gewesen?“, fragte er entrüstet, „ich habe mir gerade diese wunderschöne Skulptur angesehen und im nächsten Moment seid ihr weg!“
„Du musst halt aufpassen“, meinte Persephone.
„Habe ich“, behauptete Eorsén.
„Was denn für eine Skulptur?“, fragte Caez neugierig.
„Ist das wirklich nötig?“, knurrte Solyce.
„Was sollen wir jetzt machen?“, fragte Tony.
„Hört auf mit den vielen Fragen!“, stöhnte Aracas genervt und fuhr sich durchs Haar.
Eorsén zeigte Caez stolz eine winzige, graue Skulptur, die wohl eine Art Vogel darstellen sollte.
„Wie viel hat die gekostet?“, fragte Persephone misstrauisch.
„Genug“, sagte Eorsén unbekümmert.
„Können wir uns bitte auf das Wesentliche konzentrieren?“, fragte Solyce und rieb sich den Kopf. Tony vermutete, dass das Gespräch ihm Kopfschmerzen bereitet hatte.
Persephone sah ihn schief an. „Wir müssen nach Crealor und die Leute dort
Weitere Kostenlose Bücher