Schwarz und Weiss (German Edition)
warnen. Es ist nicht allzu weit von hier entfernt und ich habe sowieso kein Bild, wir müssen nicht lange laufen.“
„Oh, gut“, murrte Caez.
Livian wog unterdessen nachdenklich Eorséns Skulptur in den Händen. „Sie ist wirklich hässlich“, bemerkte sie nachdenklich.
Eorsén entriss sie ihr beleidigt. „Kein Gefühl für Kunst!“ Er wickelte das Ding in ein Stück Papier.
Livian sah aus, als würde sie Eorsén nicht verstehen.
„Also nach Crealor“, murmelte Aracas.
„Können wir nicht noch eine Weile hier bleiben?“, fragte Caez.
„Nein.“
Caez sah Persephone verärgert an.
„Wir sollten so bald wie möglich los“, meinte sie, „der Aufseher hat gesagt, dass Camar nicht länger mit einem Angriff warten will.“
„Aber“, warf Resa ein, „findet ihr nicht, dass dieser Kerl komisch ist? Ich meine das mit den Büchern und dem Schach. Und woher hat er diese Informationen? Er kann sie unmöglich nur von einem Botschafter haben.“
Caez starrte sie an.
„Hört auf damit! Lasst uns gehen.“ Solyce ging voraus.
„Der will auch unbedingt Camar wieder sehen, oder?“, murmelte Caez verstimmt.
„Aber er hat Recht“, sagte Livian zur Überraschung aller, „je schneller wir losgehen, desto eher können wir den Leuten dort sagen, dass sie in Gefahr schweben. Vielleicht können wir sie alle dadurch retten...“
„Hör auf, dir Hoffnungen zu machen“, murmelte Aracas.
Livian schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht.“ Sie folgte Solyce, der schon fast hinter der nächsten Hausecke verschwunden war.
„Sie ist auch ein wenig komisch, oder?“, fragte ausgerechnet Eorsén.
„Sind wir das nicht alle?“, meinte Persephone, „gehen wir einfach.“
Vertrauen und Misstrauen
„Warst du schon mal in Crealor?“, fragte Tony Caez, der neben ihm lief.
„Nein, sonst hätte ich ein Bild davon...“
„Ich war schon einmal dort“, erzählte Persephone, „aber das ist ewig her.“
Solyce hatte kein anderes Gespräch auf dem Weg erwartet. Er war genervt. Das ständige Gerede machte seine Kopfschmerzen nur noch schlimmer. Für eine kurze Zeit hatte er geglaubt, er wäre sie für immer los, aber sie waren nach wie vor da und wurden immer schlimmer. Er verstand es nicht. Noch vor wenigen Tagen war er endlos erleichtert gewesen und jetzt...etwas stimmte nicht.
Die Stimme machte es nicht besser. Sie hielt ihm niemals endende Vorträge über Moral und darüber, was ihrer Meinung nach richtig war.
Ich weiß wirklich nicht, was daran falsch ist, empörte sie sich beleidigt.
Solyce knurrte wütend und natürlich fühlte sich Aracas sofort wieder angesprochen. „Hast du was gesagt?“
„Nein“, gab Solyce zurück. Wann würde er ihn endlich in Ruhe lassen?
Niemals, sagte die Stimme altklug.
Vielen Dank, dachte Solyce.
Immer wieder gerne.
Eorsén versuchte immer wieder, ein Gespräch mit Resa angefangen, nachdem es ihm mit Aracas gründlich misslungen war. Sie schien aber auch nicht sehr angetan von seiner Gesellschaft zu sein.
Solyce konnte sie gut verstehen. Immerhin war Eorsén ein Mörder.
Oder?
Auch wenn es Solyce Leid tat, er war unglaublich erleichtert gewesen, als er vom Tod des Unbekannten gehört hatte. Jetzt hatte er eine große Sorge weniger.
Er hasste sich dafür, so von ihm zu denken.
Warum? Du kanntest nicht einmal sein Gesicht.
Das macht nichts, antwortete Solyce, niemand sollte solch ein Leben führen.
Sehr traurig schien er aber nie zu sein...
Warum rede ich überhaupt mit dir? dachte Solyce verärgert.
Das habe ich mich auch schon gefragt...vielleicht deshalb, weil du mir vertrauen kannst?
Kann ich nicht.
Die Stimme schwieg verletzt, aber Solyce wusste, dass sie bald wieder sprechen würde.
Sie zogen weiter nach Norden. Persephone hatte für ihren Weg nach Crealor drei Tage berechnet, aber Solyce vermutete bei ihrem Glück, dass es vier werden würden.
Je weiter der erste Tag voran rückte, desto mehr bemerkte Solyce, dass Aracas nervös war.
Das wundert dich?
Hey, du bist ja wieder da, dachte Solyce wenig begeistert.
Schön, nicht wahr? fragte die Stimme ironisch, aber ehrlich, was erwartest du dir von ihm? Er soll gegen eine Armee kämpfen? Ohne zu töten?
Solyce brachte die Stimme zum Schweigen. Er ist stärker, als du glaubst.
Ich glaube, was du glaubst.
Lass mich in Ruhe. Solyce schüttelte den Kopf und die Stimme ließ tatsächlich von ihm ab. Besser fühlte er sich dadurch nicht. Sie hatte Zweifel in ihm geweckt. Sie glaubte, was er
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