Schwarz und Weiss (German Edition)
erleichtert, dass es niemandem aufgefallen war.
Wie kann ich das wieder loswerden? fragte er die Stimme, erwartete aber keine Antwort.
Hey, du sprichst ja mit mir! sagte sie stattdessen erfreut, ging aber nicht auf seine Frage ein.
Solyce ließ den Baum vorsichtig wieder los und half Persephone beim Zusammenpacken.
Er machte sich Sorgen, auch wenn er es nur ungern zugab. Er würde so nicht besonders gut kämpfen können, und das könnte gefährlich werden, wenn sie Camar fanden...
Solyce verbannte die Gedanken und würgte die Stimme ab, die gerade einen klugen Kommentar dazu abgeben wollte.
Er wusste, dass Aracas ihn beobachtete und es nervte ihn. Er konnte auf sich selbst aufpassen!
Bist du dir sicher?
„Ja, verdammt!“, rief Solyce jetzt laut. Persephone starrte ihn erschrocken an und ließ beinahe die Tasche fallen. „Was ist los mit dir?“
„Nichts! Wieso fragen das ständig alle?“ Solyce drehte sich weg. Von der Seite her sah er, wie Persephone und Aracas bedeutende Blicke austauschten.
Solyce ließ seine Stimme wieder normal klingen, auch wenn es ihn einige Mühe kostete. „Wo ist Eorsén?“
„Hier bin ich!“, ertönte es von oben. Eorsén war auf den Baum geklettert und winkte grinsend herunter.
Solyce sagte nichts mehr, bis sie endlich aufbrachen. Innerlich kämpfte er gegen die Stimme, die immer mehr dabei war, zu gewinnen.
Weder Tony noch irgendjemand anderes außer Persephone und Aracas hatten Solyce' Ausbruch mitbekommen. Als Resa ihn und Caez holte und sagte, sie würden aufbrechen, waren sie gerade dabei, zu üben. Sie beide waren ziemlich zufrieden mit sich.
Sie konnten den Pass noch etwas weiter nördlich überqueren. Fast hätten sie dabei Eorsén verloren, der von einer winzigen Wasserpflanze angegriffen und ins Wasser gezogen wurde, sodass Aracas ihn schließlich retten musste.
Tony wurde erst jetzt klar, dass er schon bald einen Monat in Philophsis war. Er konnte sich nicht mehr vorstellen, wie es war, den ganzen Tag in einer Gefängniszelle zu sitzen, während Resa das schlechte Gewissen plagte, ihre Eltern nicht wiedersehen zu können.
Tony fiel auf, dass Solyce und Aracas sich immer weiter aus dem Weg gingen. Besser gesagt, Solyce hielt Abstand zu Aracas. Tony verstand es nicht, er hatte die beiden noch nie streiten gesehen...vielleicht taten sie es aber auch dann, wenn niemand anderes dabei war.
Auf dem Weg zum südlichen Posten durchquerten sie drei größere Städte. Ihre Häuser waren alle aus dunklem Holz gebaut, aber trotzdem schön, und es gab viele Gärten und Bäume an den Straßen. Das beliebteste Fortbewegungsmittel schien das Pferd zu sein und das am öftesten getragene Kleidungsstück ein Umhang, der das Gesicht verdeckte. Das erinnerte Tony wieder an den Unbekannten. Wenn Eorsén ihn nicht umgebracht hätte, wäre er dann nochmal aufgetaucht?
Überhaupt wunderte es Tony, dass Eorsén trotz Mord so gut aufgenommen worden war, auch wenn er nicht wirklich Freunde hatte. Das ließ er sich allerdings nicht im Geringsten anmerken.
„Pass auf, wo du hintrittst!“, warnte Resa Tony, der beinahe gegen einen älteren Mann geprallt wäre, der ihnen entgegenkam.
Der Posten lag insgesamt nicht allzu weit weg vom Pass, sodass sie ihn bald erreicht hatten.
Persephone ließ sie aber nicht einfach so durch die Gegend laufen, sie scheuchte alle sofort nach ihrer Ankunft in Richtung Eingang, um mit dem Aufseher des Postens zu sprechen.
„Warum machen wir das überhaupt?“, fragte Eorsén ungeduldig, wurde aber ignoriert. Livian sah sich schweigend um. „Ich bin noch niemals zuvor auf einem Posten gewesen“, sagte sie staunend.
„Dann wird es langsam Zeit“, meinte Caez, der neben ihr lief.
Sie betraten die Besucherhalle und Persephone fragte einen Mann in grauem Umhang, wo sich das Büro des Aufsehers befände.
„Ganz oben, dritte Tür rechts“, gab der Mann kühl zurück, „fragen Sie aber vorher den da hinten, sonst kommen Sie nicht rein.“ Er ging wieder seinen Geschäften nach.
Tony wartete auf eine blöde Bemerkung von Eorsén, aber sie blieb aus. Er sah sich um und seufzte, als er ihn nirgends entdecken konnte. Jetzt hatten sie ihn doch verloren.
„Keine Sorge, der kommt wieder“, sagte Aracas, als könne er Gedanken lesen. Sehr zu freuen schien er sich darüber nicht.
Persephone machte sich auf zu dem Mann mit fettigen Haaren, auf den der Mann von vorhin gezeigt hatte.
„Wir würden uns gerne mit dem Aufseher unterhalten“, sagte sie
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