Schwarz und Weiss (German Edition)
ungehindert überqueren konnten. In diesem Augenblick hatten sie angehalten, um etwas zu essen und sich auszuruhen. Solyce hatte sich sofort in Richtung Wasser aufgemacht.
Das hattest du nötig, sagte die Stimme in seinem Kopf. Sie war lauter geworden und sprach jetzt auch öfter mit ihm, wenn Solyce sich recht erinnerte, etwa seit dem Zeitpunkt, als sie in diesem zerstörten Dorf auf die Trolle getroffen waren.
Solyce schloss kurz die Augen, um die Stimme zum Schweigen zu bringen.
Da musst du dir was Besseres einfallen lassen, ärgerte sie ihn und er schlug die Augen wieder auf. Er war müde.
Er spürte, wie ihn jemand an der Schulter berührte und fuhr zusammen.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Aracas leise.
„Ja“, sagte Solyce genervt, „wie oft muss ich es dir noch sagen?“ Er stand auf und ihm wurde kurz schwarz vor Augen, aber er ließ sich nichts anmerken. Das hätte ihm gerade noch gefehlt.
Aracas sah ihm skeptisch hinterher. Wann würde der begreifen, dass er keine Hilfe benötigte?
Vielleicht dann, wenn es die Wahrheit ist?
Solyce gesellte sich zu den anderen und setzte sich ins Gras. Livian saß ihm gegenüber und schwieg. Überhaupt hatte sie noch nicht viel geredet, seit sie aufgebrochen waren.
Ihr Vater wurde ermordet, mischte sich die Stimme ein und Solyce konnte ein entnervtes Stöhnen nicht unterdrücken. Persephone richtete blitzschnell ihre Augen auf ihn. Ihr Blick gefiel Solyce nicht.
„Was ist?“, fragte er scheinbar verständnislos. Sie schüttelte kurz den Kopf und reichte Livian eine Schale Eintopf, den sie auf die Schnelle gemacht hatte.
Solyce hatte aus Erfahrung darauf verzichtet. Persephone war eine begeisterte Köchin, aber ihren Geschmack konnte er beim besten Willen nicht verstehen. Livian nahm die Schale dankend an und fing an, zu essen.
Caez und Tony waren etwas weiter hinten und übten sich wieder einmal im Schwertkampf. Solyce war erstaunt darüber, wie schnell sie lernten.
Hältst du sie denn für dumm? Die Stimme war wieder da und Solyce wünschte, er könnte vor Wut auf sie schreien.
Ich werde Camar umbringen! dachte er sich voller Wut, vor allem, um sich abzulenken und die Stimme stimmte ihm zu.
„Wie lange werden wir noch an diesem Fluss entlanggehen?“, fragte Livian in ihrer höflichen Stimme. Solyce hatte schon vorher vermutet, dass sie eine Adlige war und hatte damit Recht behalten. Ihr Vater war der reichste Mann von Mole und der größte Gönner der Stadt. Zumindest war er das bis zu seinem Tod gewesen. Was das für die Stadt bedeutete, wollte er sich besser nicht ausmalen.
„Nicht mehr lange“, antwortete Resa, „wir müssten es noch heute schaffen, ihn zu überqueren.“
Livian nickte. „Ich hoffe, dass wir diesen Camar finden werden.“
Solyce wurde schlecht. Er glaubte nicht, dass sie ihn so schnell finden würden...
An was glaubst du eigentlich? fragte die Stimme tadelnd.
Was hatte Camar noch für Möglichkeiten, sein Ziel zu erreichen, wenn er Livian nicht hatte? Darüber hatte Solyce schon lange nachgegrübelt...
„Warum gehen wir eigentlich weiter ins Südreich?“, fragte Aracas und setzte sich zu Solyce' Ärger genau neben ihn.
„Wir sollten dem südlichen Aufsichtsposten einen Besuch abstatten“, meinte Persephone, „wir wissen sowieso nicht, wo sich Camar oder der Zweite aufhalten. Wir wissen noch nicht einmal, wer der Zweite ist...“
„Warum bin ich etwas Besonderes?“, wollte Livian wissen, „ich kann nichts, wofür ich einen Preis gewinnen würde...“
„Wir wissen nicht, warum Camar hinter dir her ist“, erklärte Persephone. Solyce konnte ihr ansehen, dass sie Livian bereits ins Herz geschlossen hatte.
Warum tust du es nicht? fragte die Stimme.
„Sei still“, murmelte Solyce und Aracas wandte den Kopf, erkannte aber bald, dass Solyce nicht mit ihm gesprochen hatte.
„Wir sollten langsam weitergehen“, entschied Resa, „ich gehe die Beiden da hinten holen.“
Sie verschwand in Richtung Tony und Caez. Livian machte sich auf den Weg zum Pass, um ihre leere Schale auszuwaschen.
Persephone machte sich daran, die Dinge, die sie ausgepackt hatten wieder in die Tasche zu stecken. Irgendein Zauber musste darauf liegen, sonst hätte sie das ganze Zeug niemals hineinbekommen.
„Solyce, sitz nicht so faul herum und hilf!“, befahl Persephone und Solyce erhob sich gemächlich. Trotzdem musste er sich kurz an dem Baum neben sich festhalten, weil ihm schwindelig wurde. Er sah sich schnell um und erkannte
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