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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Million im
     Jahr angeboten, damit er für sie arbeitete.
    Deswegen zitterte Dekker förmlich vor Nervosität, als Mketsu seine dunklen, halb geschlossenen Augen auf ihn richtete und
     fragte: »Was ist los bei euch?«
    »Superintendent?« Er und Mbali Kaleni saßen nebeneinander vor Mketsus Schreibtisch.
    |77| »Der Fortuin-Fall …«
    Dekker spürte ein Ziehen in der Magengrube. Wie viel wussten sie?
    »Inspekteur Kaleni hat gesagt …« Mketsu zeigte auf Mbali, als erinnere Dekker sich womöglich nicht daran, wer sie war. »…
     Ihre … ääh … Unterstützung im Fortuin-Fall sei … äh …« Mit einer seiner typischen Gesten deutete er an, sie wüssten schon,
     was er meine.
    »Unzulänglich«, sagte Mbali.
    »Genau«, sagte Mketsu.
    »Du telefonierst die ganze Zeit. Bist mit anderen Dingen beschäftigt. Oder schnüffelst in meinen Sachen rum.« Sie wandte sich
     an Mketsu. »Wissen Sie schon das Neueste, Superintendent? Er glaubt, es gebe einen Zusammenhang zwischen diesem Fall und meinem
     Autodiebstahlsfall vom Januar.«
    Sie wussten nichts. Eine Welle der Erleichterung durchlief ihn. »Superintendent«, begann er etwas selbstsicherer, »die Fortuin
     gehörte zu einem Syndikat. Das geht aus ihrem Vorstrafenregister hervor. Und da habe ich angefangen, nach möglichen Aktivitäten
     von Autoknackerbanden in unserer Gegend zu forschen.«
    »Und was ist mit dem Anruf?«, fragte Mbali mit triumphierender Stimme, als spiele sie ihren Trumpf aus.
    »Welcher Anruf?«
    »Der Diensthabende in der Wache hat gesagt, heute Morgen habe eine Frau angerufen und nach dir gefragt. So gegen neun.«
    »Das war Crystal.«
    »Die ruft dich auf dem Handy an.«
    |78| »Nicht immer.« Er spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte, und gab einen Schuss ins Blaue ab. »Und was ist mir dir, Mbali?
     Wie viele Leute haben angerufen und dich verlangt?«
    »Nur meine Mutter.«
    »Aha, also hat eine Frau angerufen und nach dir gefragt.«
    »Ich habe doch gesagt, es war meine Mutter!«, erwiderte sie, hörbar auf dem Rückzug.
    »Pff«, schnaufte Superintendent Cliffie Mketsu. »Ihr erinnert mich an meine Kinder.«
    Eine schuldbewusste Stille legte sich über das Büro. Mketsu seufzte. »Wir müssen …«, begann er und suchte lange nach dem Rest
     des Satzes, »… zusammenhalten.«
    »Ja, Superintendent«, antworteten Mbali und Dekker.
    »Die Arbeit an sich ist schon schwer genug …«
    »Ja, Superintendent.«
    »Das war’s«, sagte Mketsu mit seiner typischen Handbewegung.
     
    »Warum kannst du mich eigentlich nicht leiden?«, fragte Dekker Mbali, als sie in ihr Büro zurückkehrten.
    Sie antwortete nicht sofort. Sie sah ihn von der Seite an, mit geöffnetem Mund, nach Luft ringend. Als sie den Eingang zum
     Dezernat erreichten, suchte sie keuchend Halt an einem Pfeiler. Ihr mächtiger Busen wogte auf und nieder. »Weil du blind bist«,
     sagte sie und öffnete die Tür. Sie nahm Kurs auf den Aufzug, obwohl das Büro nur ein Stockwerk höher lag.
    »Weil ich blind bin?«
    Mbali drückte auf den Knopf. »Ja, Fransman. Blind.«
    |79| Ehe er antworten konnte, klingelte sein Handy. Er schüttelte den Kopf, bedeutete Mbali, sie solle ohne ihn den Aufzug nehmen,
     ging zur Treppe und meldete sich im Hinaufgehen. »Dekker.«
    »Hast du das Buch?«
    »Es ist schwierig. Ich kann es mir nicht leisten aufzufallen. Ich muss erst einen Grund finden reinzugehen.«
    »Wann?«
    »Morgen früh.«
    »Ich warne dich. Ich bin ein geduldiger Mann, aber ich will bis um zehn Uhr morgen früh dieses Buch haben, sonst schicke ich
     das Foto an deinen Vorgesetzten und die fette Polizistin.« Die Verbindung wurde unterbrochen. Dekker umklammerte das Handy.
     Am liebsten hätte er es weggeworfen, und er fragte sich, womit er diesen Mist verdient hatte. Was hatte er falsch gemacht?
     »Du bist zu ehrgeizig«, hatte Crystal ihm heute Morgen wütend vorgeworfen. Und die Stimme am Telefon hatte zu ihm gesagt:
     »Es heißt, dein Ehrgeiz treibt dich an wie ein gut geölter Motor.« Aber was war denn so verkehrt daran? Warum sollte man nicht
     hart arbeiten und nach etwas Höherem im Leben streben? Oder sollte er wie seine Mutter den Rest seines Lebens in einer Wellblechhütte
     auf einer Sanddüne in Atlantis verbringen und anderen die Schuld an seiner Misere zuschieben? War es das, was sie wollten?
    Die Aufzugtür öffnete sich, und Mbali watschelte heraus.
    »Blind?«, fragte er.
    »Ja, du siehst nur dich selbst«, antwortete sie und entfernte sich von

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