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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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zukünftigen
     Opfer – Geschlecht, Hautfarbe, Beruf, Aussehen, solche Eigenschaften. Aber bei diesem hier … ein Weißer, Anwalt, und eine
     Weiße, Bauunternehmerin … da gibt es keine Konstante. Wenn er nur prahlen wollte, würde es eine geben, denn das ist Teil der
     Pathologie.«
    »Okay«, sagte sie dann, das Kinn auf die Hand gestützt, die Stirn vor Konzentration gerunzelt.
    »Er hat diese beiden Menschen aus einem bestimmten Grund ausgewählt. Und seine Methode ebenfalls. Erklär mir doch bitte mal,
     wie du das mit der Hayward angestellt hättest, da vor der roten Ampel?«
    Sie nahm das Kinn von der Hand und lächelte. »Darüber habe ich mir lange den Kopf zerbrochen. Die große Frage ist, wie man
     in das Auto reinkommt. Niemals wäre die Frau um diese Zeit dort stehen geblieben, wenn ihre Türen nicht verschlossen gewesen
     wären. Und selbst wenn man die Zeit anhalten kann: Eine verschlossene Tür bleibt eine verschlossene Tür. Man hat nur zwei
     Möglichkeiten: Entweder man steigt ein, wenn sie einsteigt und fährt mit, bis man … Du weißt schon … Aber dabei geht man ein
     verdammt hohes Risiko ein, entdeckt zu werden. Nein, ich glaube vielmehr, dass er den Schlüssel gestohlen hat. Das wäre viel
     einfacher. Man wartet vor ihrem Haus und hält die Zeit an, wenn sie herauskommt. Dann geht man rein, sucht den Ersatzschlüssel
     und verschwindet wieder raus.«
    »Und dann? Woher weiß man, dass sie an diesem Abend |175| um diese Zeit an dieser Ampel sein wird? Und dass die Ampel rot ist, so dass sie anhalten muss?«
    »Diese Ampel ist immer rot«, erwiderte sie. »Aber ansonsten sind das gute Fragen …«
    »Was mich beschäftigt: Wenn er sich die Mühe gemacht hat, den Schlüssel zu stehlen, hatte er es speziell auf sie abgesehen.
     Und er hat sich besondere Mühe gegeben, denn es hätte ja so viele andere, einfachere Methoden gegeben. Und leichtere Opfer.
     Das kann nur eines bedeuten: Das Motiv ist keine S. K.-typische Störung, sondern etwas anderes …«
    »S. K.?«
    »
Serial killer

    »Cool.«
    Beinahe hätte er den Kopf geschüttelt und laut gelacht. Seine Partnerin, seine Ko-Ermittlerin war eine hübsche neunzehnjährige
     Blondine, die die polizeiliche Abkürzung für einen Serienmörder
cool
fand.
     
    Er sprach beide Morde mit ihr durch und erklärte ihr, warum er glaubte, dass es einen Zusammenhang zwischen den Opfern geben
     müsse. Er erzählte ihr, dass er in der Firma von Mercia Hayward angerufen habe, diese aber noch nie etwas mit der Kanzlei
     Holtzhausens zu tun gehabt hatte. Festzustellen, ob sie sich privat gekannt hatten, sei komplizierter. Deswegen wolle er sich
     den Montag freinehmen, damit er die Feldarbeit erledigen könne. Vor nächster Woche könne er nicht damit beginnen, weil er
     erst die E-Mails abwarten wolle, die als Reaktion auf seine Anfrage an das Archiv geschickt wurden. Denn wenn sie noch einen
     weiteren Vorfall – unter Umständen einen Mord – mit dem geheimnisvollen |176| unbekannten Verdächtigen verknüpfen konnten, wäre es vielleicht einfacher, einen Zusammenhang zu finden.
    »Was kann ich tun?«, fragte sie.
    »Wie flexibel bist du?«
    »Ich studiere, Oom. Ich bin den ganzen Tag an der Uni.«
    Es hätte ihn interessiert, was und wo, aber er fragte nicht nach. »Aber ich nehme an, dass du ab Viertel vor vier Zeit hast?«
    Sie lächelte nur und nickte.
    »Warte, bis wir mit den eigentlichen Ermittlungen anfangen. Wir können nicht auf Durchsuchungsbeschlüsse zurückgreifen, und
     deshalb musst du helfen, wenn wir irgendwo reinwollen. In Holtzhausens Kanzlei zum Beispiel. Oder in das Haus von Mercia Hayward.«
    »Cool«, sagte sie begeistert.
    Er schob die Akten beiseite. »Wie fühlt sich das an, Nita? Wenn die Zeit stillsteht?«
    Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und holte tief Luft, genau wie am Abend zuvor, als bereite sie sich auf ein heikles
     Geständnis vor. »Es ist irgendwie … schwer«, sagte sie. »In einem ganz konkreten Sinn. Alles ist schwer. Schwerer als normalerweise.
     Es fühlt sich an … als bewege man sich durch einen See voller Sirup. Schon das Gehen bereitet Schwierigkeiten, und Rennen
     ist umso mühsamer. Ich werde schnell müde. Deswegen gehe ich ins Sportstudio, weil das Training mir hilft, das Hanteltraining
     und das Spinning. Eine Auszeit pro Tag, mehr schaffe ich kaum, etwa eine Dreiviertelstunde. Oder zwei kürzere Phasen.« Sie
     hielt inne und sah ihn an. »Es ist so unglaublich für mich, das endlich

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