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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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einmal jemandem erzählen zu können!«
    |177| »Hast du es nie zuvor versucht?«
    Sie lächelte. »Doch. In der neunten Klasse habe ich versucht, es meinem Freund zu erklären. Aber vergeblich. Er hat geglaubt,
     ich wolle nur tiefsinnig daherreden. Egal. Aber außer, dass es schwer ist, ist es auch absolut – wie soll ich sagen – cool!
     Die Federn einer Bachstelze zu berühren, wenn sie die Flügel zum Landen gespreizt hat, einen Wassertropfen zwischen die Finger
     zu nehmen, während er in der Luft hängt …«
    »Wozu benutzt du dein – Talent?«
    »Für das Studium. Und wenn ich mal spät dran bin. Dann ist es unglaublich nützlich. Eigentlich sollte ich mal eine Firma gründen.
SonderZeit.
Ich könnte zum Beispiel für Unternehmen arbeiten, die unter großem Termindruck stehen, so was in der Art.«
    »Hast du deine Fähigkeit auch schon mal für etwas anderes eingesetzt? Man gerät doch bestimmt ab und zu in Versuchung …«
    Sie runzelte beleidigt die Stirn. »Ich habe noch nie etwas Gemeines oder Verbotenes getan.«
    »Das wollte ich dir auch nicht unterstellen.«
    »Aber manchmal muss man eben – helfen. Letzte Woche hat so ein Typ an der Uni seine Freundin ganz fies fertiggemacht, vor
     versammelter Mannschaft. So was regt mich auf, wenn jemand seine Macht missbraucht, wenn Stärkere meinen, dass sie mit Schwächeren
     alles machen können.«
    »Und was hast du getan?«
    »Ich habe seinen Gürtel und seine Jeans vorne aufgemacht, du weißt schon …«
    Die Vorstellung und die verschämte Art, wie sie davon |178| erzählte, brachten ihn lauthals zum Lachen. »Gut gemacht!«, sagte er.
    »Ach ja, und im Januar habe ich einen Taschendieb gefangen, in der Birdstraat.« Plötzlich schien ihr bewusst zu werden, dass
     sie mehr verriet, als sie eigentlich gewollt hatte. Sie stand auf. »Ich muss jetzt los«, sagte sie. »Aber ich ruf dich an,
     jeden Tag um Viertel vor vier.«
    »Warte, ich gebe dir auch meine Handynummer.«
    »Habe ich schon.«
    Er fragte sich noch, woher sie die hatte, als sie auf halbem Wege zur Tür noch einmal stehen blieb und sich umdrehte, mit
     bekümmerter Miene. »Was machen wir denn jetzt, Oom Johnnie?«
    »Wir werden ihn schnappen.«
    »Okay, aber wie? Wir können uns ja schlecht vor ihn hinstellen und sagen: ›Sie sind verhaftet.‹ Er braucht nur die Zeit anzuhalten,
     und schon ist er weg.«
    »Aber du bist doch auch noch da. Ich bin sicher, uns fällt noch etwas ein. Zuerst sollten wir aber herausfinden, wer er ist.«
    »Angenommen, wir schnappen ihn wirklich. Was dann?«
    »Wie meinst du das?«
    Sie kehrte an seinen Schreibtisch zurück, bevor sie antwortete. »Wo finden wir ein Gericht, das uns das alles glaubt?«
    Er erwiderte nichts, denn so weit hatte er noch gar nicht gedacht.
    »Wir sollten lieber rechtzeitig einen Plan schmieden, Oom. Wir können es uns nicht leisten, den Kerl aufzuscheuchen und ihn
     dann entwischen zu lassen.«

|179| 7.
    In der Küche des Restaurants fiel ihm Pearlie um den Hals und verkündete: »
Die Burger
kommt!«, als stehe eine Invasion kurz bevor.
    »Heute Abend?«, fragte Superintendent John October, während er seine Frau an sich drückte.
    »Nein, nächste Woche Freitag. Die Chefredakteurin der Wochenendbeilage hat angerufen und gesagt, sie wolle einen Artikel über
     uns schreiben und ob wir ihr einen Tisch reservieren könnten. Ist das nicht ein Wink des Schicksals, mein Herz?«
    »Ja, ganz bestimmt. Wenn Zuyane dich bloß nicht im Stich lässt!«
    »Wir haben uns heute Morgen mal unter vier Augen unterhalten, er will sich bessern.«
    October schüttelte nur den Kopf. »Wo ist er denn jetzt?«
    »Er ist eine rauchen gegangen.«
    »Jetzt raucht er auch noch?«
    »Genau darüber haben wir uns unterhalten, und da hat er alles zugegeben. Sein Vater weiß nicht, dass er raucht, und deswegen
     kommt er so oft zu spät, weil er bei Tiger Valley erst noch eine Rauchpause einlegt.«
    »Das ist einer«, sagte October, der ahnte, dass Zuyane log.
    »Ach was, mein Herz, er ist eben einfach noch jung.«
    »Willst du mich nicht fragen, wie mein Tag war?«
    »Ich kann’s mir denken«, erwiderte Pearlie, »ich sehe doch, wie deine Augen glänzen.«
    Dann zeigte sie ihm, was sie für das abendliche Büfett |180| vorbereitet hatten: traditionelle Hühnerpastete, malaiische Kohlrouladen, Curryfisch, eine große Schüssel würzige Backerbsen
     aus Kichererbsenmehl zum Knabbern für Zwischendurch, Kokosnuss-Blätterteig-Torte und Sagopudding, s-förmige

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