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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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über die bizarren Verbrechen, die sich in den letzten
     zwei Jahren ereignet hatten. Doch er fand keinen Hinweis darauf, dass irgendeiner der Fälle mit einem Zeitstillstand zu tun
     hatte.
    Er fragte sich, wie er sich auf diese Sache hatte einlassen können. Um zehn Uhr ging er zum Abendessen hinunter. Das Restaurant
     hatte sich zum Glück bereits geleert, so dass sich Pearlie ein paar Minuten zu ihm setzen konnte.
    Ihm fiel auf, dass ihr irgendwie der Schalk im Nacken saß, als hüte sie ein Geheimnis, das etwas mit ihm zu tun hatte. »Und,
     hast du schon mit einem neuen Modell angefangen?«, fragte sie zuckersüß.
    »Nein, ich bin mit den Gedanken ganz woanders.«
    »Ach, wie mich das freut, mein Herz!«
     
    Freitag: Mavis am Empfang sagte, sie habe eine Nachricht vom Sup für ihn. Er solle um zehn Uhr zu einer Besprechung in den
     Konferenzraum kommen.
    »Was denn für eine Besprechung?«
    »Ich weiß es auch nicht«, erwiderte sie mit einem unheilverkündenden Unterton. Hatte seine Anfrage nach den Akten Mat Joubert
     misstrauisch gemacht? Würde es Ärger geben?
    Eine junge schwarze Kollegin wartete bereits vor der Tür des Archivs. Sie sagte, Joubert habe sie geschickt. Sie sei seine
     Vertretung, und er solle sie einweisen. Er zeigte ihr, was sie wissen musste, während seine Sorge wegen der Besprechung wuchs.
    Um kurz vor zehn ging er zum Konferenzraum. Die |184| Türen waren geschlossen. Es herrschte tiefe Stille, so dass er das Schlimmste befürchtete. Er öffnete die Tür. Das Sonderdezernat
     war vollzählig versammelt, die Kollegen saßen bereits an den Tischen.
    »Komm rein, Johnnie«, sagte Mat Joubert. »Wir warten nur noch auf dich.«
    Beklommen wollte er sich auf den nächstbesten Stuhl setzen.
    Doch Joubert winkte ihn ganz nach vorne.
    October ging hin, zu nervös, um jemandem ins Gesicht zu sehen.
    »Verehrte Kolleginnen und Kollegen«, begann Joubert, »ich habe schlechte Nachrichten. Superintendent John October hat Urlaub
     genommen …«
    Die Ermittler lachten und applaudierten.
    »Das bedeutet, dass das Dezernat in der Klemme steckt, denn wie ihr alle wisst, hält Johnnie mit seiner Gründlichkeit und
     Gewissenhaftigkeit den Laden zusammen. Die gute Nachricht ist, dass wir ihn nur für zwei Wochen entbehren müssen …«
    Wieder fröhlicher Lärm.
    »Johnnie, wir haben uns überlegt, dir zur Entspannung ein kleines Geschenk von uns mitzugeben. Ich habe gestern Pearlie um
     Rat gefragt und hoffe, es ist das Richtige …«
    October saß da wie vom Donner gerührt. Dann erkannte er, dass Joubert darauf wartete, dass er sich erhob und das Päckchen
     in Empfang nahm. Die Worte des Dezernatsleiters und die nette Geste rührten ihn tief. Er trat nach vorne, schüttelte Joubert
     die Hand und nahm das lustig verpackte Geschenk an. Es war ziemlich schwer.
    |185| »Mach’s auf, mach’s auf!«, riefen die Ermittler.
    Er riss das bunte Papier auf. Zum Vorschein kamen Bücher über Luftfahrtgeschichte, schöne, kostspielige Bildbände. Jetzt kämpfte
     er mit den Tränen, aber er beherrschte sich, schließlich wollte niemand einen alten Mann weinen sehen.
    »Eine Rede!«, rief jemand.
    »Ich …«, begann October mit zittriger Stimme. »Danke euch allen!«
    »Komm mit«, sagte Joubert. »Es gibt Tee und Gebäck.«
    Erst da sah October die Essies und Rulle, hübsch auf Platten arrangiert. Pearlies Werk. Deswegen hatte sie gestern Abend so
     geheimnisvoll getan!
     
    Um kurz vor eins, als er sicher sein konnte, dass seine Kollegin alles verstanden hatte, konnte er es nicht länger vor sich
     herschieben. Er verließ das Archiv und klopfte an die Tür von Mat Jouberts Büro.
    »Herein«, ertönte dessen tiefe Stimme.
    October schloss die Tür hinter sich und blieb vor seinem Vorgesetzten, einem Bullen von einem Mann, stehen. »Als Erstes möchte
     ich mich noch einmal bedanken, Sup. Ich weiß, es war deine Idee.«
    »Das habe ich wirklich gerne getan, Oom Johnnie. Bitte setz dich doch.«
    Bedächtig nahm October Platz und suchte nach den richtigen Worten. »Ich habe da noch etwas auf dem Herzen.«
    »Leg los, Oom Johnnie.«
    »Ich war nicht ganz ehrlich zu dir, und das macht mir schwer zu schaffen. Mein Urlaub … ich habe ihn gar nicht eingereicht,
     weil ich mich erholen will.«
    |186| »Aber du darfst mit deinem Urlaub anfangen, was du willst.«
    »Ja, natürlich, aber die Sache ist die: Ich bin da an einen Fall geraten … Na ja, ich kann leider nicht alles verraten, weil
     ich jemandem mein

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