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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Haywards Büro. Er schloss die Tür hinter sich. Es war ein großer Raum
     mit einer altmodischen Garderobe neben der Tür, einem großen Eichenschreibtisch und dem dazugehörigen Aktenschrank an der
     Wand. Darüber hingen Fotos von Bauprojekten, meist Häusern im alten kapholländischen Stil.
    Im Aktenschrank befanden sich ausschließlich Ordner über Immobilien. Der gegelte Schnösel hatte bereits bestätigt, dass Dee-Vine
     keine Geschäfte mit der Kanzlei Holtzhausen & Finch getätigt habe. Er habe den Namen noch nie gehört. Deswegen sah October
     den Inhalt der Ordner nur flüchtig durch. Dann wandte er sich dem Schreibtisch zu. Ein Flachbildschirm stand darauf, der Computer
     war dezent unter dem Tisch verborgen. Er schaltete ihn ein, und während der Rechner hochfuhr, öffnete er die Schubladen. Der
     einzige wichtige Fund bestand in einem Stapel Mobiltelefonrechnungen in Umschlägen. Er holte sie heraus und legte sie beiseite.
    Auf dem Bildschirm erschienen die Microsoft-Icons der verschiedenen Anwendungen, ein Webbrowser, ein Antivirenprogramm. October
     setzte sich in den exklusiven Lederbürostuhl und öffnete Mercia Haywards E-Mail-Programm, das einzige, mit dem er sich einigermaßen
     auskannte. Am linken Rand erschienen Ordnersymbole mit den Namen der Projekte, die er bereits im Aktenschrank gesehen hatte.
     Doch es gab auch einen mit der Bezeichnung »persönlich«. Er öffnete ihn. Eine lange Reihe von E-Mails |190| inklusive Absender und Betreff. Ein Großteil von ihnen kam von »Virtual Flirt«. Er öffnete eine.
Erinnerung von VirtualFlirt.co.za – Sie haben drei neue Nachrichten …
    Dann klingelte sein Handy. Er sah auf seine Armbanduhr. Punkt zehn Uhr.
    »Hallo, Nita«, begrüßte er sie. »Wie war dein Abend?«
    »Ganz okay. Aber vielleicht ist er doch nicht so ganz mein Typ.«
    »Kennst du dich mit Computern aus?«
    »Was willst du denn wissen?«
    »Ich sitze gerade im Büro von Mercia Hayward und will ihre E-Mails abholen. Muss man sie alle ausdrucken?«
    »Nein, du archivierst sie einfach und speicherst sie dann auf deinem Stick.«
    »Wie bitte?«
    »Augenblick, wo ist denn ihre Firma?«
    »In Stellenbosch.«
    »Und wo genau?«
    Er nannte ihr die Adresse.
    »Ich bin in fünf Minuten da. Erklär mir nur noch, wo sich in dem Gebäude ihr Büro befindet. Aber erschrick nicht, Oom, es
     wird ganz schön abgefahren.«
     
    Er schnüffelte in Mercia Haywards Dateien herum, fand aber nur Geschäftsbriefe und Verträge. Seine Gedanken schweiften ab.
     Er hatte vermutet, dass Nita in Stellenbosch studierte, aber jetzt war er sich ziemlich sicher. Welche Fächer sie wohl belegt
     hatte? Warum war sie nicht nach Hause gefahren? Oder wohnte ihr Vater jetzt auch hier? Und was würde so
abgefahren
werden?
    |191| Dann stand sie ganz plötzlich neben ihm. Er erschrak sich fast zu Tode. »Jeremia!«, sagte er und fuhr zusammen.
    »Ich habe doch gesagt, du sollst dich nicht erschrecken! Tut mir leid, ich wollte nur nicht, dass mich die Leute hier sehen.«
    Er blickte sie an. Sie wirkte frisch und munter und trug an diesem Tag ein geblümtes Kleid mit Sandalen und einer kleinen
     weißen Handtasche. Die Haare fielen ihr offen über die Schultern. Er sagte: »Aber die Tür ist doch zu.«
    »Ich habe sie hinter mir geschlossen«, erklärte sie ihm wie einem kleinen Kind.
    Er atmete langsam aus, um sich von seinem Schrecken zu erholen. Daran würde er sich erst gewöhnen müssen. Sie hatte irgendwo
     die Zeit angehalten, war hier hereinmarschiert, an allen Mitarbeitern vorbei, hatte die Tür geöffnet und wieder geschlossen,
     und als sie schließlich neben ihm stand, hatte sie die Zeit wieder – wie sollte man sagen? »Wo, äh – bist du hergekommen?«
    »Von draußen, aus meinem Auto. Das ist immer das Problem, wenn man die Zeit nicht da weiterlaufen lässt, wo man sie angehalten
     hat. Ich habe mich reingeschlichen, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass ich niemandem aufgefallen war.«
    »Aha …«
    »Hast du das E-Mail-Programm schon geöffnet?«
    Er stand auf, damit sie sich vor den Rechner setzen konnte. Sie holte einen kleinen Gegenstand aus ihrer Handtasche. »Das
     ist mein Stick. Vier Gigabyte.«
    »Ach so.«
    Behände bediente sie Maus und Cursor, öffnete Outlook.
    |192| »Die meisten Mails haben mit Immobilienprojekten zu tun. Uns interessiert nur der persönliche Ordner.«
    Nita klickte ihn an und las. »Virtual Flirt«, bemerkte sie. »Ist ja interessant.«
    »Was ist

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