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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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vielleicht eine Idee haben, wie man die Sache zu meinen Gunsten entscheiden könnte. Ich musste mich unbedingt mit ihm treffen. Obwohl er meinen letzten Brief noch immer nicht beantwortet hatte, schrieb ich ihm noch einmal einen Eilbrief. Ich bat ihn darin dringend um seine Hilfe.
    Es dauerte eine ganze Woche, bis ich Antwort bekam. Salman rief mich aus Kairo an. Er sagte nur kurz: „Ich habe deine Briefe erhalten. Mein Vater hat sie mir nachgeschickt. Wenn du willst, besuche mich hier, dann können wir alles besprechen.“ Er klang ganz anders als ich ihn in Erinnerung hatte. Seine Stimme war wieder voller Zuversicht und die Trauer war daraus verschwunden. Ich war froh, dass er mich gleich angerufen hatte. Vielleicht gab es doch einen Ausweg.
    Nachdem der Gerichtstermin drängte, beschloss ich, sofort nach Kairo zu fliegen. Meine Sachen waren schnell zusammengepackt und ich bekam einen Direktflug mit der Lufthansa, was mir sehr recht war. Frau Koch erklärte ich, ich würde zu einem Seminar in den Schwarzwald fahren und spätestens in zwei Wochen wieder zurück sein. Meine Eltern informierte ich nicht von meinem Vorhaben. Sie würden sich nur unnötig aufregen und meine Mutter würde versuchen, meine Reise zu verhindern.
    Aber ich wollte und musste Salman wiedersehen, auch wenn ich nicht sicher war, dass er mir in der Rechtssache wirklich helfen konnte. Schließlich kannte er die deutschen Gesetze nicht.
    Mein Flug war wunderschön gewesen. Die ganze Mittelmeerküste entlang hatten wir wunderbares Wetter und ich sah zum ersten Mal zwei tätige Vulkane von oben. Die Zeit war fast zu schnell vergangen und als Kairo am Horizont auftauchte, ging gerade die Sonne unter.
    Salman holte mich vom Flughafen ab, er stand am Check out und ich sah ihn schon von weitem. Er trug ein helles Sakko und ein kleines Mützchen. Ich musste lachen, denn das passte überhaupt nicht zusammen. Das Sakko hatte er sicher nur mir zu liebe angezogen, denn eigentlich bevorzugte er traditionelle Kleidung, die aus einer Hose und einem langen Überhemd bestand. Bisher hatte ich ihn selten in westlicher Kleidung gesehen. Er hatte sogar Blumen mitgebracht, die er mir strahlend überreichte. Wir umarmten uns und Salman küsste mich auf die Wange. Mehr war in der Öffentlichkeit nicht üblich.
    Der Kairoer Flughafen war ein hässliches Gebäude, das unübersichtlich, laut und schmutzig war. Gepäckträger rannten hin und her und wir verließen diesen Ort sofort nachdem ich meinen Koffer erhalten hatte und gingen zu einem Taxistand.
    „Wohin bringst du mich denn?“, fragte ich Salman und nahm seine Hand. „In meine Wohnung“, antwortete er ohne Umschweife. „Du hast dich also schon richtig hier niedergelassen“, sagte ich überrascht. „Seit wann bist du denn in Kairo?“ „Erst seit drei Wochen, aber ich finde mich schon gut zu recht. Die Uni ist sehr gut und die Stadt ist zwar schrecklich groß, aber die Menschen sind sehr freundlich.“
    Wir fuhren auf einer Art Stadtautobahn, die stark befahren war und unser Taxifahrer wechselte ständig die Spuren um schneller voranzukommen. Der Straßenrand war von hohen Kokospalmen gesäumt und am Nilufer, dem wir immer wieder sehr nahe kamen, grasten Wasserbüffel und Esel. Es war ein unglaublicher Kontrast: auf der einen Seite der Straße neue Wohnblöcke und auf der anderen Seite herrschte tiefstes Mittelalter. Wie gebannt blickte ich aus dem Fenster. Ich hatte mir Kairo als moderne Stadt vorgestellt. Salman sagte: „Es ist schon schwierig, sich hier zu orientieren, da alles gleich chaotisch aussieht, aber ich wohne wirklich in einem netten Viertel.“
    Wir bogen von der großen Straße ab und kamen in eine Gegend, die von Kanälen durchzogen war. Wir überquerten unzählige kleine Brücken und begegneten Karren, die von Eseln gezogen wurden. Dann ging es wieder ein Stück über freies unbebautes Land und schließlich landeten wir in einer Wohngegend, die nur von modernen Häusern geprägt war. Das einzige Gebäude, das arabische Züge trug, war ein langgestreckter Bau mit Zinnen und einem großen Tor in der Mitte. Davor hielt unser Taxi an.
    „Hier wohne ich“, sagte Salman und zeigte auf das große Tor. Wir stiegen aus und Salman führte mich in seine Wohnung. Sie lag auf der Innenseite des Gebäudes, das sich auf einen großen Hof öffnete. Es war ein rechteckiger Bau mit einem Innenhof, der ein quadratisches Wasserbecken und viele Blumentöpfe beherbergte. Ich war begeistert, denn von Salmans

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