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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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und schlug die Türen zu.
    Ich hatte in meiner Kindheit ein paar Mal Notlügen gebraucht, so wie es alle pubertierenden Kinder tun, und die Strafen dafür waren so übertrieben gewesen, dass ich ihm gegenüber immer aufrichtig war. Einmal hatte er mich einen ganzen Tag lang ohne Essen und Trinken in seiner Bibliothek eingesperrt, weil ich trotz seines ausdrücklichen Verbots ins Kino gegangen war und meine Nanny mir ein Alibi beschafft hatte. Er fand es durch Befragen meiner Kinderfrau heraus und ich erhielt nicht nur eine Strafpredigt, er sperrte mich höchstpersönlich ein.
    Meine Mutter saß auf ihrem Stuhl zusammengesunken da und starrte ins Leere. Jede Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, aber ich konnte für sie im Augenblick kein Mitleid empfinden. Sie hatte etwas getan, das mir so ungeheuerlich vorkam, dass ich gar nicht nach dem Warum fragen konnte.
    Sie begann selbst wieder zu sprechen: „Ich weiß, dass ich es Hermann sagen muss, bevor Ivan es tut. Er hat mich erpresst, weil er Bescheid wusste. Jacob hat ihm vor seinem Tod noch die Wahrheit gesagt, als er ihn enterbte.“
    „Ivan hat dich erpresst?“, fragte ich ungläubig. „Ja, er hat so viel Geld von mir bekommen, dass ich jetzt ein Hotel verkaufen muss, um die nötigen Sanierungsarbeiten im „Oriental“ zu finanzieren.
    „Ich kann es nicht glauben, in was für einer Familie ich lebe“, brach es aus mir heraus. „Ich habe nie einen richtigen Vater gehabt, meine Mutter hat mich ein Leben lang belogen und von meinem Vetter werden wir erpresst. Das ist ja wie in einem schlechten Film.“
    „Du hast etwas vergessen, sagte meine Mutter in leicht boshaftem Ton: „Du hast einen Schwarzen geheiratet!“
    „Mutter, hör auf damit! Ich liebe Salman und du wirst dich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass er mein Mann ist und ich habe damit kein Gesetz übertreten! Außerdem lenkst du vom Thema ab.“
    Sie sah mich grimmig an. „Dass Onkel Jacob dein Vater ist mag moralisch gesehen nicht in Ordnung sein, aber er war ein wunderbarer Mensch und du hast viel vom ihm geerbt!“ „Er war so wunderbar, dass du mit ihm ins Bett musstest“, sagte ich giftig. „Arven, bitte, du hast keine Ahnung!“, sagte sie und brach wieder in Tränen aus.
    „Du brauchst hier nicht die Zerknirschte zu spielen!“, rief ich und stand wieder auf. „Du hast uns all die Probleme eingebrockt, die uns jetzt zu schaffen machen!“ Auf einmal sah ich klar, dass einzig und allein durch das Verhalten meiner Mutter mein Leben so kompliziert geworden war. Ich hätte auch glücklich in Kenia weiter gelebt, wenn diese Erbschaft nicht gewesen wäre.
    „Wir müssen die Sache jetzt zu Ende bringen“, sagte sie resigniert. „Du meinst, Du musst die Sache zu Ende bringen!“, antwortete ich noch immer ziemlich laut. „Du wirst vor Gericht die Wahrheit sagen, dass ich die rechtmäßige Erbin bin und diese Briefe als Beweise vorlegen und damit ist Ivans Einwand hinfällig!“ sagte ich, „und ich werde an dieser Verhandlung erst gar nicht teilnehmen!“ Ich ließ sie sitzen und ging zur Tür.
    „Arven, bitte du darfst nicht so schlecht über mich denken!“, sagte sie. „Was ich denke oder nicht denke, musst du mir ganz allein überlassen!“ antwortete ich und verließ das Zimmer. Ich rannte die Treppe hinunter an der staunenden Frau Koch vorbei ins Freie. Ich hatte das Gefühl zu ersticken, in diesem Gefühlsmief, der mich in diesem Hotel umgab. Plötzlich wusste ich, dass mich keine Macht der Welt hier in Berlin halten würde. Ich würde mit Salman so schnell wie möglich nach Afrika gehen.
    Atemlos kam ich in meinem Haus an. Salman war noch mit meinem Auto unterwegs. Ich ging nach oben und legte mich aufs Bett. Ich musste erst noch nachdenken. Wie sollte ich nur Salman die Wahrheit sagen. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Schande, ein Inzestkind zu sein, ins Gesicht geschrieben stand. Meine Mutter warf mir die Ehe mit einem Farbigen vor und hatte selbst ein Verhältnis mit ihrem eigenen Bruder gehabt. Das war so ungeheuerlich, dass ich noch immer vor Wut kochte. Mein Vater tat mir schrecklich leid. Er würde diese Nachricht nicht so schnell verkraften, sein schwaches Herz konnte daran zugrunde gehen. Aber es war zum Glück nicht meine Aufgabe, ihm diese Neuigkeit zu überbringen. Für mich würde er mein Vater bleiben, egal was geschah.
    Auch Gloria hatte sich aufs Bett gelegt. Sie zitterte immer noch am ganzen Körper. Die Auseinandersetzung mir Arven war schlimmer gewesen,

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