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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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sah mich erwartungsvoll an. Ich wollte die hochhackigen Schuhe ausziehen, als Salman mich schnell zu sich auf die Decke zog. „Bitte lass diese Schuhe an!“, sagte er zärtlich.
    Ich lag ausgestreckt auf dem Bett und Salman begann mich liebevoll zu streicheln. Seinen Kaftan hatte er ausgezogen, sein Oberkörper, den er mit Öl eingerieben hatte, glänzte im Kerzenlicht. Tief atmete ich seinen Geruch ein, der mich an einen indischen Bazar erinnerte, den ich mit meinen Eltern als Kind einmal besucht hatte. Ich schloss die Augen und überließ mich ganz seiner kraftvollen Massage. Wie sollte meine Mutter auch jemals begreifen, dass mich der Sohn ihres Gärtners, den sie für einen schwarzen Barbaren hielt, und der für sie auf der untersten Leiter der sozialen Schicht stand, so verwöhnen konnte und mir so viel Glück schenkte.
    Als Salman endlich eingeschlafen war, befreite ich mich aus seiner Umarmung und ging nach unten, um den Schreibtisch meines leiblichen Vaters zu durchsuchen. Plötzlich war es für mich wichtig zu erfahren, was für ein Mensch mein Vater gewesen war.
    Das Mahagoniholz fasste sich kühl an und als ich die erste Schublade im Aufsatz des Schreibtisches aufzog, verklemmte sich ein Buch, das ich erst nach einigem Hin- und Her herausbekam. Es war ein Notizbuch mit Zahlenreihen, verschiedenen Abkürzungen und Firmennamen, die mir nichts sagten. Ich legte es wieder beiseite. Dann fand ich im gleichen Fach einige eingeschweißte Silbermünzen, die Politiker der ehemaligen DDR zeigten. Vielleicht waren diese Münzen etwas Wert, aber ich legte auch sie wieder zurück. Im nächsten Fach entdeckte ich verschiedene Briefpapiere der Hotels, die ziemlich vergilbt waren. Das Papier des Oriental war besonders aufwendig gestaltet. Auf dem Briefkopf war ein roter Löwe mit goldener Mähne aufgedruckt. Er erinnerte mich irgendwie an den Löwen der Paramount Filmgesellschaft.
    Die Fächer auf der linken Seite des Schreibtisches waren verschlossen. Ich suchte in der großen Schublade nach den Schlüsseln. Aber ich konnte sie nicht finden. Die unteren Auszüge waren gefüllt mit alten Diakästen, mit jeder Menge Batterien, Glühlampen und Elektrokabeln. Die mittlere Schublade enthielt Fotoalben, die ich behutsam herausholte und auf dem Tisch aufstapelte. Eine kleine unscheinbare Holzkassette, die ebenfalls verschlossen war, stellte ich auch auf den Tisch. Dann setzte ich mich bequem aufs Sofa und betrachtete die Fotoalben. Sie zeigten viele Bilder aus der Kindheit meiner Mutter. Es waren Bilder, wie sie wohl jeder von seinen Vorfahren schon gesehen hat: Fotos vor dem Haus, in den Bergen, Porträts, Bilder von Schulklassen und von der Konfirmation. Sie waren alle schwarz-weiß und teilweise stark vergilbt.
    Meine Mutter trug immer eine Schleife im Haar und sah unglaublich niedlich aus. Mein Vater stand oft neben ihr und sah streng in die Kamera. Mit seinen dunklen Locken und den kräftigen Augenbrauen wirkte er überlegen und viel erwachsener als seine Schwester, obwohl er nur zwei Jahre älter gewesen war. Spätere Bilder zeigten die beiden nicht mehr zusammen. Jacob war meistens vor einem seiner Hotels zu sehen, mit Hut und Stock und mit einem Schäferhund. Die Hochzeit mit seiner Frau musste ein rauschendes Fest gewesen sein, denn die Fotos zeigten die beiden in stilvollem Ambiente, mit Champagnergläsern in der Hand und mit einer Band im Hintergrund. Ivans Mutter war eine üppige Frau gewesen, mit großem Mund und hoher Stirn. Ihr streng zurück frisiertes Haar konnte nicht über die sinnliche Ausstrahlung hinwegtäuschen, die diese Bilder vermittelten. Ivan hatte ihren Mund geerbt und den energischen Zug um das Kinn. Die Augen und die kräftige Nase waren von meinem Vater, das war eindeutig zu sehen. Dass es mir nicht vorher aufgefallen war, dass auch ich über diese Augen und diese ausgeprägte Nase verfügte.
    Ich stand auf und schaute in den runden Spiegel, der über dem Schreibtisch hing. Es war so eindeutig, dass ich Jacobs Tochter war. Diese Erkenntnis traf mich so tief, dass ich das Spiegelbild nicht länger ertrug. Jedes Mal, wenn meine Mutter in meine Augen blickte, hatte sie sich an Jacob erinnern müssen, das wurde mir schlagartig klar. Sie wurde so jeden Tag erneut an ihre Lebenslüge erinnert, ob sie es wollte oder nicht. Ich hatte für heute genug und verstaute die Alben wieder in der Schublade, bevor ich nach oben ging und mich zu Salman legte, der ruhig schlief. Trotzdem fand ich lange keinen

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