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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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interessiert gewesen. Die Musiker packten resigniert ihre Instrumente zusammen und setzten sich an die Bar. Einen davon kannte ich vom Sehen und erst jetzt fiel mir ein, dass es der Bassist war, der mit Ivan und Marek zusammen in München gespielt hatte. Ich beschloss, ihn nach Marek zu fragen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab.
    Als ich auf ihn zuging, stand er auf und gab mir verlegen die Hand. „Wir kennen uns doch“, sagte ich und bestellte mir einen Drink. „Ja“, sagte er, „ich erinnere mich, aber damals spielte ich in einer anderen Band.“
    „Es ist jetzt mehr als ein Jahr her, als ich euch in München gehört habe. Was machen die anderen Bandmitglieder? Hast du noch Kontakt zu ihnen?“, fragte ich vorsichtig.
    „Nein, ich sehe sie nicht mehr, sie sind in alle Winde verstreut. Ivan hat damals die Band über Nacht aufgelöst.“
    „Dann weißt du auch nicht, wo Marek geblieben ist?“, fragte ich enttäuscht.
    „Doch, das ist der einzige, den ich gelegentlich noch sehe.“, antwortete Pete zu meiner Überraschung.
    „Wo lebt er jetzt?“, fragte ich nach. Marek wohnt wieder in seiner alten Wohnung und hat eine feste Anstellung beim Rundfunk in Berlin“, antwortete Pete ohne Nachzudenken. „Er ist zu beneiden“, fügte er hinzu. „Heutzutage als Musiker eine feste Anstellung zu bekommen, davon träumen wir alle!“
    „Na dann ist ja wenigstens für einen von Euch dieser Traum in Erfüllung gegangen“, antwortet ich indem ich mich wieder von der Bar abwandte und nach Salman Ausschau hielt.
    Meine Knie waren weich und der Cocktail hatte mich von einer Sekunde zur anderen betrunken gemacht. Die Nachricht, dass Marek dauerhaft in Berlin war und ich jetzt sogar wusste, wo ich ihn finden konnte, war die Überraschung des Abends. Ich hatte keine Lust mehr, noch weiter zu feiern und als ich Salman wiedergefunden hatte sagte ich zu ihm: „Wir verlassen jetzt durch den Hinterausgang das Hotel und gehen in unser Haus. Ich habe genug.“ Salman sah mich etwas verstört an, aber er antwortet: „Ich gehe mit dir wohin du willst!“
     

12. Kapitel
     
    In der folgenden Woche erhielt ich den Gerichtsbeschluss für meinen Rechtsstreit mit Ivan. Es kam so, wie wir es uns erhofft hatten: Die Anfechtung des Erbes wurde niedergeschlagen und ich wurde als rechtmäßige Erbin anerkannt. Ivan war nicht zur Verhandlung erschienen. Auch meine Mutter war im Gericht nicht anwesend und so überbrachte ich ihr die gute Nachricht selbst.
    Sie lag krank im Bett, ohne dass man mich informiert hatte und ich war sehr ungehalten darüber. Warum hatte mich Frau Koch nicht angerufen? Meine Mutter sagte: „Frau Koch sollte dich nicht belästigen, denn diese Grippe geht bald vorüber!“ Ihre spitze Nase, die blassen Lippen und die Schweißperlen auf ihrer Stirn sahen nicht nach einer baldigen Genesung aus. „War ein Arzt bei dir?“, fragte ich sie. „Nein, ich sage dir doch, es geht bald vorüber.“, antwortete sie etwas barsch. Es hatte keinen Sinn, mit ihr weiter zu diskutieren. Ich ging ans Telefon und bat Frau Koch einen praktischen Arzt zu rufen.
    Gloria war in den letzten Tagen pausenlos unterwegs gewesen. Der Verkauf des Hotels hatte überraschend schnell geklappt. Die Stadt Berlin hatte das Hotel angekauft, um es vor dem Abriss zu bewahren. Gloria hatte nicht lange überlegt, denn sie brauchte das Geld dringend für Renovierungsarbeiten, wenn auch der Preis, den sie dafür erzielt hatte, weit unter ihren Vorstellungen gelegen war. Die Sache mit dem Gerichtstermin hatte sie schlicht und einfach vergessen.
    Dass Hermann die Angelegenheit mit Arven so gelassen aufgenommen hatte, war für sie viel schwieriger gewesen. Sie hatte eine große Auseinandersetzung befürchtete. Ihr Mann hatte es nicht einmal für nötig gehalten, nach Berlin zu kommen, er hatte sich hinter seiner Arbeit verschanzt. So war es immer, wenn es um Auseinandersetzungen ging. Er versteckte sich, um sich nicht mit ihr zu streiten. Seinen Groll musste sie dann wochenlang aushalten, ohne dass er ihr die Möglichkeit einräumte, mit ihr zu sprechen. Sie war froh, dass sie in Berlin bleiben konnte, denn auch sie hatte zu tun. Die anstehende Renovierung konnte sie keinem Bauleiter übertragen. Sie wollte die Hotels nach ihrem eigenen Geschmack verändern und neu gestalten. Wenn Arven wie angekündigt nach Kairo gehen würde, wäre ihre Familie endgültig auseinandergebrochen. Gloria ertrug diesen Gedanken noch immer nicht, dass Arven tatsächlich mit

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