Schwarz wie Samt
wahrscheinlich mein Erbe gerettet, wenn sie auch sonst mein Bild von ihr zerstört hatte.
Um das Thema zu wechseln sagte ich: „Bevor ich mit Salman zurück nach Kairo gehe, werden wir hier noch ein Fest geben, um unsere Hochzeit zu feiern. Ich werde mit Vater telefonieren und ihn dazu einladen!“
Meine Mutter sah mich entsetzt an: „Du willst mit ihm nach Kairo gehen. Was wird dann aus deinem Hotel?“ „Ich werde nicht für immer gehen und Frau Koch kann das Hotel gut alleine führen. In zwei Jahren kann ich mein Studium abschließen und dann will ich wieder zurück nach Berlin, aber jetzt brauche ich erst einmal Abstand.“
Meine Mutter sah mich resigniert an. Sie hatte verstanden, dass es mir Ernst war und jeder Einwand zwecklos war. „Du musst tun, was du für richtig hältst.“, sagte sie mit tonloser Stimme.
Ich fügte hinzu: „Das Fest werde ich im Hotel halten. Es werden nicht mehr als dreißig Personen werden. Es wird gleichzeitig das Abschiedsfest für meine Studienkollegen werden.“ Damit war alles gesagt und meine Mutter sah weiter aus dem Fenster. Vor dem Hotel trennten wir uns ohne Abschiedsworte. Mit staksigen Schritten ging sie auf dem Kiesweg davon und ich kehrte zu Salman zurück.
Er empfing mich mit den Worten: „Ich habe für uns beide etwas Feines gekocht! Wir wollen heute feiern!“ Mir war nicht nach Feiern zu Mute, aber ich wollte Salman die Freude nicht verderben. Ich sagte nur: „Gut, ich ziehe um mich und dann essen wir zusammen!“ Salman war zufrieden und umarmte mich. Während ich die Treppe hochging, machte er sich weiter in der Küche zu schaffen.
Plötzlich rief er: „Wie ist eigentlich die Verhandlung gelaufen?“ „Gleich“, sagte ich. „Gleich erzähle ich es dir!“ Ich hatte schon befürchtet, dass er beleidigt wäre, weil ich ihn nicht mit in den Gerichtssaal gelassen hatte. Es hatte ihn als angehenden Juristen brennend interessiert, einer deutschen Gerichtsverhandlung beizuwohnen, aber ich hatte es abgelehnt. Ich wollte nicht, dass Ivan während der Verhandlung erfuhr, dass ich mit einem Farbigen verheiratet war. Er hatte gestutzt, als der Richter meinen Namen „Martinez“ vorlas, aber es hatte keine Gelegenheit gegeben, darüber zu sprechen, wer Herr Martinez eigentlich war. Und das war gut so.
Ich war in mein Lieblingskleid geschlüpft, obwohl es Winter war und das Kleid einen tiefen Ausschnitt und dünne Trägerchen hatte. Salman sah mich mit strahlenden Augen an: „Du bist die schönste Frau der Welt!“, sagte er bewundernd. „Bitte Salman, übertreibe nicht so!“, sagte ich lachend. Ich erzählte ihm kurz, wie die Verhandlung gelaufen war und dass meine Mutter mit den Briefen von Jacob für eine große Überraschung gesorgt hatte. Salmans Kommentar war nur: „Das wird sie überzeugen und du kannst sicher alles behalten!“ „Ja, das hoffe ich“, sagte ich, indem ich von dem köstlichen Gemüseeintopf probierte, den Salman serviert hatte. Er konnte eigentlich nicht kochen, aber er hatte in einem Supermarkt in der Gefriertruhe Fertiggerichte entdeckt, die ihn faszinierten. Da gab es tatsächlich Gemüse, das nicht vom Markt kam und das man nur auftauen musste. Er hatte mehrere Packungen einfach zusammengewürfelt und scharf gewürzt. Und zu meiner Überraschung schmeckte es wirklich ausgezeichnet. Nachdem ich selbst auch kein Kochprofi war, konnte er mir fast alles vorsetzen und ich war zufrieden damit. Zum Abschluss servierte Salman noch eine Ananas, die er mit Ziegenkäsewürfeln gefüllt hatte. Dieses Dessert war zwar nicht nach meinem Geschmack, aber ich ließ mir nichts anmerken. Ich spülte es mit viel Rotwein hinunter.
Nach dem Essen ging Salman nach oben und zündete Räucherstäbchen an. Das Fenster meines Schlafzimmers hatte er mit einem seiner bunten Hemden zugehängt, da es keinen Vorhang hatte. Salman verstand es, jeden Raum in ein behagliches Nest zu verwandelt. Mit ein paar Handgriffen hatte er aus meinem Bett ein afrikanisches Lager gemacht, das genauso gut im Busch hätte stehen können. Das Kopfteil war entfernt und am Boden brannten Kerzen und Räucherwerk in sandgefüllten Schalen. Die Schalen waren aus meinem Regal in der Diele und das Bett trug einen roten Überwurf, der eigentlich eine Tischdecke war. Er musste alles durchsucht haben, um diese Utensilien zusammenzustellen. Natürlich hatte er den ganzen Nachmittag Zeit gehabt, sich auf den Abend vorzubereiten. Er setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf das Bett und
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