Schwarz wie Samt
glücklich ich war. Ich sagte deshalb nur, um ihn nicht zu verletzen: „Alle sollen sehen, wie glücklich ich mit dir bin!“ Salman lächelte und ich wusste, dass er mich verstand.
Die nächsten Tage war ich beschäftigt, unser Fest vorzubereiten und Frau Koch unterstützte mich dabei tatkräftig. Obwohl sie Salman immer noch sehr zurückhaltend gegenüberstand, wollte sie doch, dass wir ein schönes Fest feiern sollten. Nachdem ich ihr gesagt hatte, dass sie das Hotel für die kommenden zwei Jahre allein führen musste und sie eine entsprechende Gehaltserhöhung bekommen würde, war sie wie ausgetauscht. Ihr sonst so zurückhaltendes Wesen änderte sich schlagartig. Sie blühte regelrecht auf und sprühte nur so vor Ideen.
Dann war es endlich so weit. Das Fest begann. Die Eingangshalle war erfüllt von Musik und plötzlich war der Saal voll. Salman hatte ein paar Sätze Deutsch gelernt. Immer wenn ich ihn vorstellte sagte er: „Ich freue mich, Sie kennen zu lernen!“ oder „Schön, dass sie gekommen sind!“
Er wich nicht von meiner Seite und ich bekam so viele Komplimente wie noch nie. Die Überraschung war perfekt gelungen: Niemand hatte geahnt, dass ich einen Farbigen geheiratet hatte, und niemand wagte auch nur einen abwertenden Blick auf meinen Angetrauten zu werfen. Auch mein Professor für Betriebswirtschaft war gekommen und er hatte Salman bald in ein Gespräch verwickelt, in dem es um rechtliche Fragen ging, die wohl für beide sehr interessant waren.
Obwohl ich meinen Vater rechtzeitig eingeladen hatte, war er leider nicht gekommen. Er musste zu einer Konferenz in die USA fliegen und dann sofort wieder zurück nach Nairobi. Es gab dort wieder Unruhen, wie er mir am Telefon erklärt hatte, und er musste unbedingt anwesend sein, da immer wieder Flüchtlinge in der Botschaft kamen. Meine Mutter, die noch immer in Berlin war, ließ sich bei meinem Fest nicht sehen, da sie angeblich Migräne hatte. Ich versuchte an diesem Abend nicht an sie zu denken und mich nur zu amüsieren. Ein Mädchen aus meinem Studiengang, mit der ich mich etwas näher angefreundet hatte, fragte mich verstohlen nach Salmans Nationalität. Sie war die einzige, die gewusst hatte, dass mein Ehemann Ausländer war. Obwohl sie mehrmals versucht hatte, mich auszuhorchen, konnte ich die Wahrheit bis zu diesem Abend geheim halten.
Marnie, die wie ich in den USA geboren war, tat sich mit der deutschen Sprache immer noch schwer. Ihre Eltern waren beide Deutsche, aber seit vielen Jahren lebte sie mit ihrer Familie in Dallas. Ihr Gaststudium war auch fast zu Ende. Sie würde in einem Monat nach Amerika zurückkehren.
Als der Professor sein Gespräch mit Salman beendet hatte, ging Marnie zu ihm, da sie sich mit ihm in Englisch unterhalten konnte. Ich wurde fast ein wenig eifersüchtig, als die beiden miteinander lachten und alles um sich herum zu vergessen schienen. Marnie war sehr zierlich und in ihrer Art quirlig, ohne anstrengend zu sein. Sie sprühte nur so vor Leben und zog mit ihrer übermütigen Gestik jeden in ihren Bann. Salman war so von ihr fasziniert, dass er seine Umgebung nicht mehr wahrnahm, nicht einmal mich, als ich mich neben ihn stellte. Auch Marnie konzentrierte sich weiter darauf, Salman zum Lachen zu bringen, indem sie die Hände in die Taille stemmte und unsere Professorin nachahmte, die mit ihrer schrillen Stimme den ganzen Kurs nervte.
Erst als ich Salman sanft den Arm um seine Schultern legte, nahm er wieder Notiz von mir. Er sagte: „Deine Freundin hat mir viel von eurem Studium erzählt“, und Marnie entgegnete: „wohl eher von dem Spaß, den wir mit unseren Professoren haben, denn das Studium ist nicht so lustig.“
Ich bugsierte Salman zu einer anderen Gesprächsrunde, um ihn von Marnie abzulenken. Es war das erste Mal, dass ich seit seiner Anwesenheit in Deutschland so etwas wie Eifersucht in mir verspürte. Es war nicht vergleichbar mit dem Gefühl, das ich damals gegen seine Ehefrau empfunden hatte. Ihr gegenüber hatte ich nur Mitleid und Neid empfunden, eine Mischung, die mich völlig durcheinander gebracht hatte. Selbst nach ihrem Tod konnte ich keinen Triumph verspüren, denn Salmans Leid hatte mich voll in Anspruch genommen.
Die ersten Gäste begannen sich zu verabschieden. Obwohl wir eine Kapelle engagiert hatten, die heiße Rhythmen spielte, war kaum getanzt worden. Salman konnte unsere Standardtänze nicht und nachdem wir uns nicht auf die Tanzfläche trauten, war der Rest auch nicht daran
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