Schwarz wie Samt
Salman weggehen würde. Sie wollte Arven zwar nicht verletzen, aber ihre Tochter sollte merken, dass sie diesen Mann nie akzeptieren würde.
Meine Mutter war so angeschlagen, dass ich nicht wagte, sie weiter mit einem Gespräch zu belästigen. Der Arzt kam schon nach einer halben Stunde und ich verließ das Zimmer, damit er sie in Ruhe untersuchen konnte. Es dauerte lange. Ich war unten in der Lobby bei Frau Koch, als er an mir vorbei gehen wollte. Ich lief ihm hinterher und fragte ihn nach dem Zustand meiner Mutter.
Er sah mich mit Stirnrunzeln an: „Sie sind die Tochter.“, stellte er fest. „Ihre Mutter sollte eigentlich in ein Krankenhaus, um ihre Lungenentzündung auszukurieren, aber sie will unbedingt hier bleiben. Können Sie die Pflege übernehmen?“ Bei dem Wort Pflege zuckte ich zusammen. Würde das bedeuten, dass ich mich Tag und Nacht um sie kümmern musste? Ich fragte den Arzt, was er damit meinte.
Er antwortete: „Sie müssen dafür sorgen, dass sie im Bett bleibt und ihre Medizin regelmäßig einnimmt. Für mindestens eine Woche muss sie absolute Ruhe haben. Außerdem sollte regelmäßig Fieber gemessen werden.“ Im Hinausgehen sagte er noch: „Das Rezept habe ich bei ihr gelassen, ich komme morgen wieder, um ihr eine weitere Spritze zu geben.“ Damit verließ er mit schnellen Schritten das Hotel. Frau Koch hatte das Gespräch am Rande mitbekommen, sie sagte:
„Ich habe ihr schon gestern gesagt, dass sie sich zu viel zu mutet. Aber sie hört ja nicht auf mich!“
„Auf mich auch nicht“, sagte ich resigniert. „Ich gehe jetzt noch einmal zu ihr hinauf und versuche sie zur Vernunft zu bringen.“
Meine Mutter war eingeschlafen, als ich zu ihr kam. Ich nahm das Rezept und wollte gerade hinaus gehen, als sie mit leiser Stimme sagte: „Arven, ist es wirklich so schlimm?“ „Schlimm genug“, antwortete ich ihr. „Du musst dich an das halten, was der Arzt gesagt hat, dann bist du bald wieder fit.“ Ich wollte sie nicht weiter beunruhigen, trotzdem fügte ich hinzu: „Vielleicht solltest du nach deiner Genesung erst einmal nach Kenia fliegen. Das Klima dort bekommt dir besser als das kalte Berlin!“
Mit trübem Blick sah sie mich an: „Dein Vater braucht mich nicht. Er ist beschäftigt und er will nichts mehr von mir wissen.“
Ich ging näher an ihr Bett und nahm die weiße Hand, die kalt und leblos auf der Decke lag. „Du weißt, dass das nicht stimmt. Er braucht dich mehr denn je. In Kenia sind Unruhen und du weißt, dass er dann kaum schläft und isst, wenn du dich nicht darum kümmerst. Die Renovierung der Hotels kann auch noch warten. Sie sind nicht baufällig und ihr Zustand ist zwar schlecht, aber nicht so schlecht, dass man den Betrieb einstellen müsste. Wenn du im Sommer mit den Arbeiten beginnst, kannst du im Winter die erste Neueröffnung feiern.“
Ihr Gesicht entspannte sich etwas als sie antwortete: „Vielleicht hast du ja recht und ich muss eine Pause einlegen.“ Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass sie so einsichtig sein würde. Um sie weiter zu bestärken sagte ich: „Wenn ich mein Studium in Kairo abgeschlossen habe, kehre ich sicher nach Berlin zurück und dann kannst du voll mit meinem Einsatz rechnen.“
Meine Mutter brachte sogar ein Lächeln zustande und antwortete: „Dein Vater wäre stolz auf dich gewesen, wenn du richtig ins Hotelgeschäft einsteigen würdest. Er hat sich immer gewünscht, dass du als rechtmäßige Erbin die Geschäfte übernimmst.“ Ich streichelte ihre Hand und sagte beruhigend: „Die Zeit wird es zeigen, ob ich dafür geeignet bin.“ Meine Mutter sah mir nach, als ich das Zimmer verließ und ihr versprach, abends noch einmal vorbeizuschauen.
Salman schaute deutsches Fernsehen, als ich zurückkam. Seine Koffer hatte er bereits gepackt, denn wir wollten eigentlich am folgenden Tag nach Kairo fliegen. „Salman, meine Mutter ist krank, wir müssen noch ein paar Tage hier bleiben. Ich kann im Moment nicht weg.“
Er sah mich erstaunt an: „Ist es so ernst?“, fragte er.
„Ja, leider“, gab ich ihm zur Antwort: „Sie muss für mindestens einer Woche im Bett bleiben und ich möchte mich um sie kümmern.“
„Vielleicht fliege ich besser allein“, sagte er nach kurzem Überlegen, „denn meine Vorlesungen beginnen bereits Anfang nächster Woche und dann kommen auch gleich Prüfungen.“
„Gut, dann buche ich nur meinen Flug um“, sagte ich erleichtert. Salman wäre hier nur unglücklich, wenn er die Zeit absitzen
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