Schwarz wie Samt
mir in einem Laden Bücher besorgt und las fast unentwegt. Auch ein Lehrbuch „Arabisch für Anfänger“ war dabei. Leider konnte ich selbst damit nicht viel anfangen, weil ich es nicht lesen konnte.
Salman sagte: „So bald ich etwas mehr Zeit habe, helfe ich dir!“ Doch dazu kam es nie. Salman hatte keine Zeit, jedenfalls nicht für mich. Selbst abends, wenn wir nach dem Essen zusammensaßen, holte er sich wieder ein Buch, um seine Studien fortzusetzen. Ich sah ein, dass ich mich selbst beschäftigen musste, wenn ich nicht vor Langeweile sterben wollte.
Also ging ich schon am Morgen aus dem Haus, um mich in den Geschäftsstraßen Kairos umzusehen. Es herrschte ein frohes Treiben und wenn meine Füße weh taten, nahm ich mir eine Taxi oder eine Rikscha, um wieder heim zu kommen. Nachdem ich nichts zu putzen oder Wäsche zu besorgen hatte, denn auch das erledigte Shalima mit viel Geschick, las ich in meinen Büchern. Ich hatte es nicht geschafft, irgendjemanden kennen zu lernen, mit dem ich meine viele freie Zeit verbringen konnte. Wir gehörten nirgends dazu, und obwohl diese Stadt so groß war, gab es für eine Europäerin keine Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Ich konnte niemanden erzählen, wie sehr ich mich auf mein Baby freute.
Irgendwann fing ich dann an, Briefe zu schreiben. Ich schrieb an Marek. Diese Briefe schickte ich nicht ab, ich legte sie zusammen und versteckte sie unter meiner Matratze in einer schwarzen Ledermappe, die mit einem kleinen Schlüssel abgeschlossen werden konnte. In diesen Briefen erzählt ich von Kairo, ich beschrieb mein Leben und die Stadt. Meine innersten Wünsche vertraute ich diesen Briefen an. Sie waren wie ein Tagebuch und es half mir, die Leere, die sich allmählich auszubreiten schien, etwas zu füllen.
Als Frau konnte man nicht einfach Bekanntschaften machen. Nur ein ganz geringer Teil der Frauen ging unverschleiert aus und ich war trotz meiner angepassten Kleidung eine Fremde in dieser Stadt. Aus diesem Grunde wollte ich unbedingt in die Universität, auch wenn ich schwanger war. Vorläufig sah man es nicht und wenn mein Bauch größer würde, konnte ich ja entsprechend weite Kleidung anziehen.
Die Woche verging viel zu schnell und ehe ich mich recht umsah, stand ich schon im Krankenzimmer des Hospitals und es wurde mir wieder Blut abgezapft. Dr. Keller selbst bereitete mich auf den Eingriff vor.
Er sagte: „Wir werden sie in eine kleine Rückenmarksnarkose legen, um die Gewebeprobe schmerzlos zu entnehmen. Außerdem werden wir eine Bauchspiegelung durchführen.“ Ich war etwas überrascht, denn davon war bei meinem letzten Besuch nicht die Rede gewesen. Auf meine Frage, ob meinem Baby dabei nichts passieren konnte, schüttelte Dr. Keller nur den Kopf. „Da passen wir schon auf!“, sagte er und auf eine weitere Diskussion ließ er sich nicht ein. Er legte mir einen Fragebogen vor und wollte dann eine Unterschrift wegen der Narkose.
Nachdem Salman mich nicht begleiten konnte, musste ich selbst entscheiden, ob ich den Eingriff so akzeptierte. Nach kurzem Überlegen stimmte ich zu.
Nachdem ich keine Ahnung hatte, was auf mich zukommen würde, ließ ich alles mit mir geschehen. Das Legen der Narkose war sehr unangenehm, denn der Einstich in den Rückenmarkskanal tat höllisch weh, doch dann spürte ich nichts mehr. Man hatte mich auf eine flache Liege gelegt und meine Beine seitlich aufgestellt. Links und rechts standen zwei Schwestern, die meine Beine festhielten. Durch ein herabhängendes Tuch war mir der Blick auf den Doktor versperrt und so konnte ich nicht sehen, was vor sich ging. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Eingriff vorüber war. Als man mich in ein Krankenzimmer gebracht hatte, tastete ich vorsichtig meinen Bauch ab und stellte fest, dass er durch eine starke Binde zugeschnürt war. Ich rief eine Schwester und fragte sie, warum man mich so verbunden hatte. Sie sah mich nur hilflos an und sagte, ich solle Dr. Keller fragen. Doch der Doktor war nirgends aufzutreiben. Erst am späten Nachmittag kam er zur Visite bei mir vorbei. Er machte ein zufriedenes Gesicht, als er mich sah.
Auf meine Frage nach den Verbänden sagte er nur: „Eine Spiegelung ist ein Eingriff, bei der wir drei Öffnungen in die Bauchdecke machen müssen, die danach zugenäht und verbunden werden!“ Aber ich kann sie beruhigen. Die Spiegelung ist sehr gut verlaufen und wir haben nichts Auffälliges gefunden. Wir müssen jetzt nur noch das Labor abwarten!“ Ich hatte
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