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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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keine Ahnung gehabt, dass man meinen Bauch aufschneiden würde, davon war in dem Fragebogen nicht die Rede gewesen.
    Als Salman abends kam, um mich zu besuchen, lag ich tränenüberströmt im Bett. „Sie haben meinen Bauch zerschnitten“, war alles was ich über die Lippen brachte. Salman war genauso entsetzt wie ich und versprach mir, mit dem Arzt zu sprechen. Doch am gleichen Abend war der Doktor nicht mehr zu erreichen. Wir fragten die Schwestern, wie lange ich im Krankenhaus bleiben musste und bekamen zur Antwort: „Etwa eine Woche!“ Dabei war nur von ein bis zwei Tagen die Rede gewesen. Salman hielt meine Hand und wich den ganzen Abend nicht von meiner Seite.
    Er sprach mit mir wie mit einem kleinen Kind: „Reg dich nicht auf, dein Bauch wird wieder gut, ich bin doch bei dir!“ Trotzdem spürte ich, wie auch er sich Sorgen machte. Ich hatte nur von ein paar Untersuchungen gesprochen und jetzt lag ich da, wie nach einer richtigen Operation. Obwohl das Krankenhaus insgesamt einen Vertrauen erweckenden Eindruck gemacht hatte, war ich mir inzwischen nicht mehr so sicher, ob ich wirklich in guten Händen war.
    Am zweiten Tag nach dem Eingriff wurden die Verbände abgenommen und ich sah zum ersten Mal meine Bauchdecke. Sie war zwar noch sehr farbig, aber die Einschnitte waren wirklich sehr klein. Sie waren mit ein paar kleinen Stichen vernäht und ein Assistenzarzt kam, um die Fäden herauszuziehen. Es tat nicht besonders weh und er sagte: „Wenn morgen Dr. Keller zur Visite kommt, können sie wahrscheinlich nach Hause gehen.“ Ich war beruhigt. Vielleicht war doch alles in Ordnung und ich fühlte mich auch wieder besser, seit dieser schreckliche Verband weg war.
    Am nächsten Morgen kam die Visite sehr früh und ich war überrascht, dass Dr. Keller nicht dabei war. Sie gingen an meinem Bett vorüber und eine Schwester sagte: „Sie werden gleich abgeholt!“ Es dauerte nicht lange und der Assistenzarzt, der meine Fäden gezogen hatte kam und führte mich in ein kleines Arztzimmer. Er sagte: „Gleich kommt Herr Dr. Keller, um mit ihnen zu sprechen.“
    Herr Keller kam zusammen mit dem Laborarzt, der sich an seine Seite stellte: „Frau Martinez“, sagte er, und sei Blick streifte mich mitleidig, „die Laborbefunde liegen jetzt vor und ich muss ihnen leider eine traurige Mitteilung machen.“
    Ich ahnte schon, was jetzt kam: Das was mir bisher alle Ärzte in der Vergangenheit gesagt hatten: Dass ich am Gebärmuttermund veränderte Zellen hatte, die man eigentlich entfernen sollte, und so weiter. Aber jetzt war ich endlich schwanger. Ich würde doch nicht an mir herum schneiden lassen.
    Der Eingriff mit der Bauchspiegelung war nur ein Vorgeschmack gewesen. Doch es kam noch schlimmer. Dr. Keller und Dr. Vartas machten bedenkliche Gesichter, als sie mir mitteilten, dass die Zellveränderungen nach ihrer Meinung bereits ein Stadium erreicht hatten, das man gemeinhin als Krebs einordnen musste. Sie erklärten mir ohne Umschweife, ich sollte unbedingt eine Behandlung vornehmen lassen. Ich hatte damit gerechnet, eine negative Diagnose zu bekommen. Diesen Vorschlag hatte mir der Berliner Arzt auch gemacht und er hatte zusätzlich erwähnt, dass ich damit nur sehr schwer schwanger werden würde. Aber damit hatte er nicht Recht behalten.
    Ich antwortete, dass ich mir die Sache noch einmal überlegen musste und vor allem mit meinem Mann darüber sprechen wollte. Er freute sich auf unser Kind. Außerdem stand er kurz vor seinen wichtigsten Prüfungen. Sollte ich ihn wirklich einweihen und damit alles in Gefahr bringen? Ich stand auf und reichte Dr. Keller die Hand indem ich sagte: „Ich muss mir erst darüber klar werden, wie es weitergehen soll, dann melde ich mich so bald wie möglich wieder bei ihnen!“ Dr. Keller nahm meine Hand und drückte sie.
    Er antwortete: „Warten sie bitte nicht zu lange!“ Auch Dr. Vartas hatte sich erhoben. Er fügte hinzu: „Jeder Tag ist ein Tag zu lange!“ Wie in Trance ging ich zurück in mein Krankenzimmer. Das Bett war bereits gemacht und die Schwester hatte mir meine Tasche auf einen Stuhl gestellt. Ich konnte die Klinik also zunächst verlassen. Nur musste ich wieder zurückkommen. Das hatten die Ärzte mir unmissverständlich mitgeteilt. Ich ging zur Rezeption, um mich abzumelden. Der Empfangschef blätterte in seinen Papieren und sagte dann: „Bitte unterschreiben sie hier. Ich wünsche Ihnen alles Gute!“ Damit konnte ich vorerst gehen.
    Gleißende Sonne herrschte, als

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