Schwarz
starrte. Sie warf rasch einen Blick aufs Sofa.
Ukkola betrat die Kanzlei, sah auf dem Sofa einen zerknüllten Schal, ein Männerhemd und Karas abgewetzte Ledertasche.
»So schnell lässt du jemanden an dein Ding ran. Vorgestern habt ihr euch das erste Mal getroffen und gestern schon gebumst.« Es sollte belustigt klingen, dabei war er offensichtlich nahe daran, vor Wut zu platzen.
»Es ist am besten, du verschwindest, Kara kann jeden Momentwiederkommen. Oder nein, bleib ruhig da, dann habe ich einen Zeugen für deine Tobsuchtsanfälle.«
»Lebst du immer noch in der Hoffnung, bei den UN einen Job zu bekommen? Hurst du deswegen mit Kara herum? Ich kann dir viel einfacher und viel besser helfen. Begreifst du Dummkopf das nicht? Du ziehst einfach nur wieder bei mir ein, bevor ich dich dazu zwinge.«
Kati Soisalo griff nach ihrem Telefon, um Kara anzurufen. In einer solchen Raserei hatte sie Ukkola ewig nicht erlebt, sie fürchtete, er könnte etwas tun, was nicht rückgängig zu machen war.
»Du bekommst Vilma nicht wieder, selbst wenn du jedes uneheliche afrikanische Kind bemutterst«, brüllte Ukkola wutentbrannt, schnappte sich ihr Telefon und knallte es so heftig auf den Fußboden, dass die Plastikteile durch die Luft flogen.
»Statt mir zu berichten, was Kara macht, hast du ihm von den laufenden Ermittlungen gegen Wartsala erzählt, stimmt’s? Wieso weißt du überhaupt davon, hast du es von Mettälä gehört? Oder hattest du damals mit Forslund oder Wartsala zu tun, als du noch eine anständige Arbeit hattest?«
Kati Soisalo gab sich große Mühe, nicht die Nerven zu verlieren, sie wollte Ukkola nicht reizen, damit er nicht noch schlimmer tobte. »Meine Quellen verrate ich nicht. Aber eins kann ich sagen: Kara hat deswegen mit Forslund gesprochen, weil Jussi Ketonen, der ehemalige Chef der Sicherheitspolizei, erzählt hat, dass Forslund sehr gut über die Dinge informiert ist.«
»Du lügst. Kara wusste, dass Wartsala im Verdacht steht, eine Abschussrampe in den Libanon geschmuggelt zu haben. Kein einziger Mitarbeiter der SUPO, weder ein ehemaliger noch ein jetziger, hätte Kara das verraten.«
Kati Soisalo schwieg, in ihrer Not fielen ihr keine weiteren Lügen ein, und sie wollte nichts Unüberlegtes sagen.
»Dein neuer Freund wird Finnland möglicherweise eher verlassen, als du ahnst. In seinem Hotelzimmer wurde gestern ein Beutel mit Metamphetamin gefunden. Und als Nächstes bist du an der Reihe, dann sitzt auch du in der Klemme«, drohte Ukkola und lief mit großen Schritten genauso eilig zur Tür, wie er gekommen war.
Jukka Ukkola dachte gar nicht daran, das noch weiter zu dulden, er würde dafür sorgen, dass ihm Kati Soisalo nicht mehr in die Quere kam und von der Bildfläche verschwand, jetzt sofort. Die Frau hatte die Stirn, ihn zu verlassen, jede Zusammenarbeit zu verweigern, die polizeilichen Ermittlungen zu beeinträchtigen und auch noch mit irgendeinem Clown von der UNO zu vögeln. Bildete sie sich wirklich ein, dass er sich nicht rächen würde?
***
Leo Kara lief im Nieselregen auf der Laivasillankatu in Richtung Zentrum. Die Autofähre am Olympia-Terminal würde bald ablegen, viele Fahrzeuge wollten noch auf das Schiff, deshalb staute sich in der näheren Umgebung der Verkehr.
Kara strotzte vor Tatendrang, endlich nahmen die Dinge Gestalt an. Pertti Forslund war herausgerutscht, dass Hofman irgendwie mit Sibirtek und mit den Waffengeschäften von Fennica und Wartsala in Verbindung stand. Und eben hatte Katarina Kraus angerufen, sie war in Helsinki angekommen und wollte sich mit ihm treffen. Nun wusste er endlich, wen und was er suchen musste – Hofman. Und etwas, was Sibirtek genannt wurde.
Die steife Brise, die am Südhafen vom Meer herüberwehte, wirkte Karas Erregung entgegen, er zog den Reißverschluss seiner Jacke nicht hoch, obwohl der eisige Wind durch das Hemd drang, so dass er eine Gänsehaut bekam. Er öffnete die Tür zur Alten Markthalle und musste eine Weile suchen, bis er unter den Dutzenden kleinen Läden die NoriSushi-Bar fand. In den Gängen der Halle drängten sich die Leute, die ersten Kopfarbeiter aus den Büros in Eteläranta und Kaartinkaupunki hatten bereits Feierabend, und auch ein paar Touristen, die sich schon im Frühjahr nach Finnland gewagt hatten, streiften umher.
Kara wäre um ein Haar an Katarina Kraus vorbeigegangen, die kleine Frau saß versteckt in einer Ecke der NoriSushi-Bar und nahm gerade mit ihren Stäbchen eine Sushirolle vom Holztablett.
Weitere Kostenlose Bücher