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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gerüchtehalber gehört.«
    »Kotila steht als Polizistin ihren Mann, die eignet sich ausgezeichnet für eine leitende Position«, erklärte Ukkola, obwohl er in den letzten Jahren alles dafür getan hatte, die Stellung der Frau zu untergraben, die höher aufgestiegen war als er.
    »Du erfüllst deine Aufgaben bis ins Kleinste mit Kompetenz. Die Gesamtausgaben deiner Kosteneinheit hast du bereinigt, der Aufklärungsgrad der Straftaten ist gestiegen und die zurückgewonnenen Erträge aus Straftaten ebenfalls, die Kosten pro aufgeklärte Straftat und die durchschnittliche Arbeitszeit von Ermittlungen sind gesunken, und in der letzten Zeit wurden auch neue Skandale vermieden.«
    Ukkola wartete immer noch auf eine Frage des Polizeirats, er hatte nicht die Absicht, vorschnell etwas zu sagen. Neulamaa sollte ihn wie ein Freier mit zitternden Knien darum bitten, das Amt zu übernehmen.
    »Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich zum neuen stellvertretenden Leiter ernenne?«, fragte Neulamaa schließlich.
    »Na, um die Stelle zu bekommen, habe ich doch die Kinderporno-Abenteuer deines Sohnes ausgegraben«, dachte Ukkola, antwortete aber: »Ich stehe natürlich zur Verfügung.«
    Das Gespräch ging zu Ende, und Ukkola gratulierte sich selbst, er war weit gekommen, aber noch lange nicht am Ziel. »Stellvertretender Chef der KRP Ukkola.« Er sprach seinen künftigen Titel langsamaus und bemerkte, dass ihn das Wort stellvertretend schon jetzt störte, obwohl er sein neues Amt noch gar nicht angetreten hatte. In dem Alter hatte sein Vater noch Besoffene in die Ausnüchterungszelle in der Kisahalli geschafft und war nachts als gewöhnlicher kleiner Schutzpolizist auf Helsinkis Straßen Streife gelaufen.
    Plötzlich klingelte sein Handy, und auf dem Display blinkte der Name von Kriminalinspektor Markus Virta. »Du wolltest hören, was der Gerichtsmediziner über den Fall Mettälä zu sagen hat. Dann solltest du dich beeilen, das ist hier bald vorbei.«
    Ukkola schnappte sich seine Jacke von der Stuhllehne. »Ich bin schon unterwegs«, rief er und beschloss, etwas gegen Virtas schlechte Manieren zu tun, sobald er sein neues Amt übernommen hatte. Bis dahin würde er sich hüten, das Boot ins Schaukeln zu bringen.
    ***
    Durch sein Kajütenfenster verfolgte Pertti Forslund, wie Leo Kara in Richtung Kaivopuisto verschwand. Er hatte einen gigantischen Kater, ihm dröhnte der Schädel, als würden dort Brocken so groß wie das Erzgebirge zermalmt. Gestern von Hiittinen bis hierher gesegelt, von wegen, so ein Scheiß, Kognak hatte er den ganzen Tag gekippt in seinem Boot. Allein natürlich, wie immer neuerdings. Und der Entenbraten stammte auch nur aus der Feinkostabteilung von Stockman’s. Forslund goss sich ein Glas voll mit Chivas Regal und spürte, wie die Erbitterung in ihm hochkam. Er war eines der dienstältesten Mitglieder des »Kabinetts«, in seinen Arbeitsjahren bei Wartsala hatte er dafür gesorgt, dass viele Millionen Euro in die Kassen Sibirteks und des »Kabinetts« gespült wurden. Und jetzt machte sich Hofman nicht einmal die Mühe, ihn davor zu warnen, dass man Sibirtek auf den Fersen war.
    Das Leben hatte sich seit seiner Pensionierung schlagartig geändert, als hätte jemand einen Zauberstab geschwungen. Bei seinen Besuchen in den Nachtklubs hatte sich immer mindestens eine Dame gefunden, die sich für einen ergrauten Generaldirektor interessierte, der häufig in der Öffentlichkeit auftrat. Aber einen versoffenen Rentner beachtete niemand. Auf der Straße und in Restaurants erkannte man ihn nicht einmal mehr. Jetzt verstand er, warumsich so viele andere Mitglieder des »Kabinetts« vor ihrer Pensionierung Posten in den Gremien von Kunsteinrichtungen, Sportorganisationen oder Festivals oder einen Sitz im Parlament beschafft hatten – um weiter ein gesellschaftliches Leben zu führen.
    Leo Karas Untersuchungen könnten für viele führende Persönlichkeiten in Finnland den Rausschmiss, Gefängnis und die Verurteilung zu Schadenersatz bedeuten. Doch ihm boten sie vielleicht die Chance, wieder auf die Beine zu kommen. Forslund wusste, dass man Hofman nur im Notfall anrufen durfte; der Mann traf die Mitglieder des »Kabinetts« einmal im Monat, und das musste reichen, so war es vereinbart. Aber diesmal handelte es sich um einen Notfall. Er wählte Hofmans Nummer und räusperte sich noch, als der sich schon meldete.
    »Wir haben ein akutes Problem. Jemand hat sich beim Ermittler des UN-Büros für Drogen- und

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