Schwarz
würde sicher glauben, dass Mettälä sich umgebracht hatte, weil er unter unheilbarem Leberkrebs litt. Wieder würden gefährliche Ermittlungen im Sande verlaufen, ohne ihm oder Sibirtek zu schaden.
Er schaltete sein Telefon ein, und es klingelte, gerade als er in den Regen hinaustrat. Der Anrufer war Rami Sund, der Leiter der Ermittlungen im Fall der Abschussrampe von Wartsala. Ukkola meldete sich und reichte Virta die Schlüssel seines Volvo.
»Ukkola, zum Teufel noch mal, du hast doch nicht etwa mit diesem Typen von der UNO über die Ermittlungen zu Wartsala-Tech geredet!«, wetterte Sund.
»Nun bleib mal locker. Weshalb hätte ich dem etwas von Wartsala sagen sollen, der Mann hat doch Fragen zu Fennica gestellt, und selbst da war er so ahnungslos wie eine Jungfer.«
»Na, irgendwoher hat Kara jedenfalls erfahren, dass die KRP das Verschwinden der Abschussrampe von Wartsala untersucht. Pertti Forslund hat vor einer halben Stunde hier angerufen und getobt wie ein Wilder. Ich habe ihm gesagt, dass es in der Ermittlungsgruppe der KRP keine undichte Stelle gibt, und er hat gedroht, als Nächsten dich anzurufen. Jetzt bist du ja vorgewarnt«, sagte Sund und brach das Gespräch ab.
Ukkola kochte. Er stand im Regen und hoffte, dass die kalten Tropfen seine erhitzten Emotionen herunterkühlten. Am liebsten hätte er Leo Kara einsperren lassen, aber er fürchtete weiterhin, dass der bei allzu unsanftem Vorgehen der KRP seine Drohung wahr machte und sich beim Außenministerium beschwerte. Und diese Drohung musste er ernst nehmen. Solange seine Ernennung nicht bestätigt war, konnte er es sich nicht leisten, auch nur im Geringsten negativ aufzufallen.
»Was um alles in der Welt stehst du da im Regen herum!«, rief Virta aus dem Auto.
»Nimm dir ein Taxi, ich muss im Zentrum was erledigen«, befahl Ukkola und ließ Virta aussteigen, ohne sich um dessen Flüche zu kümmern.
Er setzte sich ans Steuer, schaltete das Radio an, stellte den Sender ein, der Evergreens brachte, und versuchte sich zu beruhigen. Von den Ermittlungen zu Wartsala hatte Kara entweder von Otto Mettälä oder von Kati Soisalo erfahren. Mettälä konnte nicht mehr den Mund aufmachen, also wurde es Zeit für einen Besuch bei Kati, und diesmal hatte er nicht die Absicht, sich höflich zu benehmen. Wenn er das Ganze nicht in den Griff bekam, dann geriete er sehr bald selbst in Schwierigkeiten.
Ukkola gab Gas und fuhr in Richtung Mannerheimintie, auf der wie immer viel Verkehr war. Er blieb an der Ampel hängen und beschloss, eine kurze Einschätzung der Lage vorzunehmen. Der Mörder von Otto Mettälä hatte eine japanische Waffe benutzt und ihm damit eine Warnung hinterlassen. Hofman von Sibirtek wollte ihndaran erinnern, dass er die Verantwortung für die Ermittlungen zu Fennica und Wartsala trug und niemand Hofman oder das »Kabinett« mit Globeguide oder der Abschussrampe in Verbindung bringen durfte. Und nun hatte sich Kara mit Forslund unterhalten, einem Mann, der von Hofman und dem »Kabinett« ganz einfach zu viel wusste.
Jukka Ukkola wurde klar, dass er sich in arger Bedrängnis befand, und das war er nicht gewöhnt. In eine derart vertrackte Lage war er das letzte Mal vor Jahren geraten, als er einer Frau, die beim Dealen geringer Weckamin-Mengen erwischt worden war, Hilfe versprochen hatte, wenn sie ihm ihrerseits half, seinen Druck zu entladen. Diese unzuverlässige Schlampe hatte nicht nur ihr Gespräch aufgezeichnet, sondern die Nummer auch noch mit der Videokamera gefilmt. Natürlich bekam er Frauen genauso gut einfach nur durch sein Aussehen und seine Redegewandtheit herum, aber der Akt erhielt ganz neue Dimensionen, wenn Erpressung oder Zwang mit im Spiel war.
Nachdem er, ohne sich um das Tempolimit zu scheren, durch das Zentrum gebraust war, parkte er den Wagen auf dem Innenhof des Häuserblocks von Hamppuvarpunen und stieg die Treppe zu Soisalos Kanzlei hinauf. Dieses verdammte Weib. War bei ihm ausgezogen, ohne ihn auch nur mit einem Wort vorzuwarnen, ein echter Feigling. Den Frauen von heute war nichts mehr gut genug, was bildete sie sich denn ein, wo sie einen besseren Mann als ihn fand? Und die Schlösser ließ sie immer noch auswechseln, sie wollte einfach nicht kapieren, dass sich der Chef der Hauptabteilung der KRP zu jeder beliebigen Tür den Schlüssel beschaffen konnte. Eine Antwort auf seine Frage erhielt Ukkola, als er den Schlüssel im Schloss umdrehte, die Tür mit Schwung öffnete und in die erschrockenen Augen Katis
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