Schwarz
»Die Nori-Maki sind gut«, sagte sie auf Deutsch und gab Kara die Hand.
»Hier ist verdammt viel passiert, seit wir das letzte Mal miteinandergesprochen haben.« Kara kam ohne Umschweife zur Sache, und Katarina Kraus hörte ihm aufmerksam zu.
»Otto Mettälä, der Direktor von Fennica, ist gestern gestorben, die Polizei weiß noch nicht, ob es sich um Mord oder Selbstmord handelt. Laut Sicherheitspolizei stehen die Straftaten von Fennica und Wartsala möglicherweise in Verbindung mit deren jahrzehntelanger Zusammenarbeit mit der Sowjetunion und Russland. Und der ehemalige Generaldirektor von Wartsala, Pertti Forslund, hat bestätigt, dass sowohl die russische Investitionsfirma Sibirtek als auch Hofman irgendwie mit Globeguide und auch mit der von Wartsala hergestellten und im Libanon aufgetauchten Abschussrampe zusammenhängen.« Kara legte all seine neuen Informationen auf den Tisch, ohne lange zu überlegen, was er Kraus alles preisgeben sollte.
Die in Seetang gewickelte Rolle mit Reis und Thunfisch, die Katarina Kraus mit den Stäbchen hielt, fiel auf den Tisch. Für einen Moment verschlug es ihr die Sprache.
»Der ehemalige Wartsala-Direktor hat von Sibirtek und Hofman gesprochen?«, fragte sie dann. »Was hat er gesagt?«
»Ach, das erstaunt dich am meisten?«, erwiderte Kara verärgert. »Ist es denn nicht etwas überraschender, was mit Otto Mettälä passiert ist? Man hat ihn gefunden …«
»Natürlich ist Mettäläs Tod eine unglaubliche Wendung, aber davon wusste ich schon. Du brauchst mir keine Einzelheiten zu erzählen.« Katarina Kraus zeigte mit ihren Stäbchen auf die Sushirolle, sie wollte eigentlich essen. »Es hat mich wahrscheinlich nur überrascht, dass jemand den Namen Hofman mit Sibirtek in Verbindung gebracht hat.«
»Das ist doch nicht zu fassen, verflixt noch mal!« Kara fluchte laut auf Finnisch und bemerkte verblüfft, dass die Leute den Kopf wandten und ihn von allen Seiten entrüstete Blicke trafen. Er war es gewöhnt, im Ausland finnisch zu fluchen, in einer Sprache, die niemand verstand. In der Knabenschule von Winchester genügte mitunter schon ein strenges »Perkele!«, gottverdammt, um Streithähne zu verscheuchen.
»Hofman ist doch schließlich dein Kunde. Wie ist es da möglich, dass du nichts von ihm weißt?«, sagte Kara, nachdem er sich wiederunter Kontrolle hatte. Katarina Kraus wirkte nun noch unsicherer und ängstlicher als vor einer Woche im Fußballstadion von Khartoum.
»Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass wir uns nur einmal getroffen haben«, antwortete sie mit betretener Miene. »Ich weiß nicht einmal, bei welcher Firma oder welchem Staat Hofman angestellt ist oder ob er Freelancer ist. Meist hat er mit meinen Vorgesetzten zu tun, ich bin, ganz offen gesagt, nur eine Art Laufbursche. Oder -mädchen.«
»Dann weißt du bestimmt auch nicht, was das ›Kabinett‹ ist?«, fragte Kara enttäuscht und musterte Katarina Kraus, die mit blitzenden Vorderzähnen ihren Asahi-Sake kostete und ihn unter ihren dunklen Augenbrauen hervor anschaute. Kara kam sich vor wie eine Schachfigur in einem lebensgefährlichen Spiel, und er hatte nur eine blasse Ahnung, wer die anderen Mitspieler waren. Er beugte sich zu Katarina Kraus hin.
»Du wolltest ein Treffen mit Hofman organisieren«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Stattdessen bist du selbst extra nach Finnland gekommen, um mich zu treffen. Weshalb? Worum geht es dir?«
»Du musst mir glauben, wenn ich sage, dass wir auf derselben Seite stehen.« Katarina Kraus wirkte noch ernster als zuvor und machte den Eindruck, dass sie meinte, was sie sagte. »Du musst unbedingt die Finger von dieser Sache lassen; ich bin nach Finnland gekommen, um dich davon zu überzeugen. Gestern habe ich mit Hofman gesprochen, und er hat eins äußerst deutlich zu verstehen gegeben – wenn du weitermachst, wirst du umgebracht genau wie Otto Mettälä.«
»Nach Ansicht der Polizei könnte sich Mettälä auch selbst umgebracht haben«, erwiderte Kara.
»Wohl kaum.«
Kara überlegte nur kurz, bevor er antwortete: »Irgendjemand wird sowieso bei Fennica und Wartsala herumstochern und aufklären, was dahintersteckt, egal ob ich mitmische oder nicht. Und derzeit untersuchen die besten Ermittler der Welt mit Hochdruck die Hintergründe des Anschlags von Kenia.«
»Verstehst du immer noch nicht? Es gibt, was dich betrifft, schoneinen
Kontrakt
. Man hat bereits jemanden auf dich angesetzt. Du musst aus Finnland verschwinden«, sagte Katarina Kraus
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