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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kleiderschranks versteckte massive amerikanische Mosler-Safe war extrem sicher, aber zum Glück nicht das neueste Modell. Die höchstmögliche Sicherheitsklasse, TXTL-60, garantierte, dass der Tresor Einbruchversuche mitjedem denkbaren Mittel überstand: mit mechanischen und elektronischen Werkzeugen, mit Pressluftbohrern, Schlagbohrmaschinen, Brennern und auch mit Sprengstoff, wobei eine Garantie allerdings nur für eine Sprengung mit hundertzehn Gramm Nitroglyzerin gegeben wurde.
    Der Mann holte aus seinem Rucksack ein Gerät, das einem Mobiltelefon ähnelte, und befestigte die Sensoren am digitalen Kombinationsschloss des Tresors; der Apparat würde mit enormer Geschwindigkeit fünfziffrige Codes in das Schloss einspeisen, bis er den richtigen gefunden hätte. Er atmete ganz ruhig und versuchte sich mit freiem Kopf voll zu konzentrieren. Bis das Schloss endlich knackte, vergingen mehrere Minuten. Er zog die Tür auf, las die Aufschriften der Ordner und stopfte die Unterlagen in einen Müllsack: Sibirtek, Kabinett, Wartsala … Dann schloss er den Tresor. Um die Computer des Opfers brauchte er sich nicht zu kümmern, die hatten die IT-Spezialisten von Sibirtek schon gelöscht und unschädlich gemacht. Zum Schluss hinterließ er auf dem Tresor eine Nachricht – eine kleine Holzschnitzerei.
    Er trug den Müllsack hinunter in die Eingangshalle und stieg wieder hinauf ins Obergeschoss, sein Opfer schlief fest und schnarchte. Der Mann steckte sich das Mundstück des Atemgerätes zwischen die Lippen, stellte den Kerzenhalter vom Fensterbrett auf den Fußboden und zündete alle fünf Kerzen an. Dann zog er die seidene Tagesdecke vom Bett auf den Fußboden und stieß mit dem Fuß den Kerzenhalter um, der auf die Decke fiel. Die Flammen verschlangen die Seide gierig, wenig später griffen sie schon auf den Teppich über und kletterten dann die Gardinen hinauf. Im Nu stand das Schlafzimmer in Flammen, es war voller gut brennbarer Materialien wie Baumwolle und Seide, die Wände schmückten handbemalte Tapeten aus dickem Papier, und der Fußboden bestand aus Dielen. Die Hitze stieg, schnell bildeten sich Kohlenmonoxid und Rauch, das Opfer wachte auf. Es hustete heftig und stand auf, fiel aber sofort auf die Knie und kippte mitten in die Flammen, es sah amüsant aus, wie der alte Mann auf dem Fußboden zappelte. Rasch drückte er ihm seinen Stiefel ins Kreuz und hielt ihn fest, bis das Kohlenmonoxid seine Schuldigkeit getan hatte.
    Danach verließ der Mann im grünen Schutzanzug das Haus mit dem Müllsack und stieg in den Mietwagen. Seiner Ansicht nach war die Operation fast perfekt abgelaufen.
    ***
    Leo Kara wachte auf, als das Handy unter seinem Kopf vibrierte. Ihm wurde klar, dass er auf dem Sofa eingenickt war, allmählich wurde es zur Gewohnheit, bei Kati Soisalo zu schlafen. Er schaltete den Weckalarm aus. Es war zehn Uhr, und auf dem Couchtisch lag ein Zettel. »Habe es nicht übers Herz gebracht, dich zu wecken. Soweit ich mich erinnere, hast du gesagt, du hättest heute keine Termine. Nimm dir aus dem Kühlschrank, was du willst. Wir sehen uns bei mir in der Kanzlei. Kati.«
    Nachdem Kara ein Glas Joghurt gegessen und sein Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen hatte, kämpfte er eine Weile gegen seine Neugier an und warf dann doch einen Blick ins Schlafzimmer. Helle Tapeten, ein Doppelbett, zwei Aquarelle, ein Ankleidespiegel, ein Frisiertisch und ein Rattankorb voller Kleidungsstücke. Als er die Tür des anderen Zimmers öffnete, bot sich ihm ein irritierender Anblick. Das Kinderzimmer sah aus, als wäre es bewohnt: ein Kinderbett, Plüschtiere, ein Lego-Baukasten, ein Puppenwagen, die Tapete mit Pu-der-Bär-Muster … Als wäre die Kleine am Morgen in den Kindergarten gebracht worden und käme nachmittags zurück. Anscheinend hatte Kati den Verlust ihrer Tochter noch schlechter verwunden, als er gedacht hatte. Kara betrachtete die Fotos an der Wand, Vilma sah aus wie ein fröhliches kleines Mädchen, das im Handumdrehen die Herzen aller eroberte.
    Kara stieg die Treppe hinunter und ging auf der Mäyrätie in Richtung Metrostation. In Herttoniemi waren nur wenige Menschen unterwegs, und auf der Hiihtomäentie sah man keine Autos. So düster war seine Stimmung lange nicht gewesen, lag das an den trostlosen Ereignissen der letzten Tage oder an etwas anderem? Der Kopfverletzung hatte er es zu verdanken, dass er oft weder sein Verhalten noch das jähe Umschlagen seiner Gemütsverfassung verstand. Kara holte aus der Tasche

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