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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Pertti Forslund war stark zerstört: Die verkohlten Bretter der Wandverkleidung im Obergeschoss hingen herunter, und das aufgerissene Dach sah aus, als würde es die Zähne fletschen. Ein Teil der Fenster war bei den Löscharbeiten eingedrückt worden. Auf dem Hof der Villa standen das Führungsfahrzeug der Helsinkier Feuerwehr und zwei Löschfahrzeuge, der Krankenwagen war jedoch schon abgefahren. Die Nachlöscharbeiten würden noch eine Weile dauern.
    Jukka Ukkola war eben am Brandort eingetroffen, er stand auf dem Hof und sah besorgt aus. Das Schicksal Pertti Forslunds kümmerte ihn nicht im Geringsten, aber allmählich schien es so, als würde das Knäuel von Problemen, die mit den Fennica-Ermittlungen angefangen hatten, immer weiter wachsen und gefährlich groß werden. Und das zum völlig falschen Zeitpunkt, gerade in den Tagen, in denen über die Besetzung der Stelle eines stellvertretenden Leiters der KRP entschieden wurde. Entschlossen ging er zum Führungsfahrzeug, öffnete die Tür und fragte in schroffem Ton: »Wer ist hier verantwortlich?«
    Der diensthabende Brandmeister stellte sich vor und setzte ihn sofort ins Bild.
    »Die Notrufzentrale löste um 9:28 Uhr Alarm aus, und das Führungsfahrzeug der Feuerwehr traf um 9:39 Uhr vor Ort ein. Das Haus stand schon in Flammen. Es sieht so aus, dass der Brand vom Schlafzimmer auf der Seeseite ausgegangen ist, deshalb haben die Nachbarn ihn erst bemerkt, als die Flammen schon aus dem Haus herausschlugen. Im Gebäude wurde ein Opfer gefunden, Ruß um die Nasenlöcher und den Mund, das heißt eine klassische Kohlenmonoxidvergiftung. Er hat es im Schlafzimmer nur noch ein paar Meter weit geschafft, bevor er zusammengebrochen ist. Erstaunlich, dass er nicht verkohlt ist wie ein verbrannter Toast. Brandauslöser ist wahrscheinlich ein umgefallener Kerzenständer. Und wenn das Feuer bei diesen Holzhäusern erstmal die Balken erfasst hat, dann ist alles hinüber, und zwar schnell.«
    Ukkola nickte. »Hinweise auf eine Straftat?«
    »Nichts. Von der Abteilung für Brandfälle der Helsinkier Kriminalpolizei ist übrigens schon jemand hier, er ist drinnen im Haus.«
    »Kann ich einen Blick ins Erdgeschoss werfen?«, fragte Ukkola. Er bekam die Erlaubnis und dankte dem Brandmeister. Beim Verlassen des Führungsfahrzeugs fluchte er innerlich. Warum hatte er vom Tod Forslunds nicht schneller erfahren, jetzt würde es eine Weile dauern, bis er dafür gesorgt hätte, dass der Fall bei der KRP landete. Er hatte Angst, dass die Brandexperten der Abteilung für Gewaltverbrechen der Helsinkier Kriminalpolizei etwas herausfanden, dort arbeiteten kompetente Leute.
    Ukkola holte aus seinem Wagen den Exitus-Koffer, in dem sich alles befand, was man bei Ermittlungen in Todesfällen benötigte: Einwegschutzanzüge, Überschuhe, Kopfhaube, Latexhandschuhe, Gesichtsmaske, Desinfektionsmittel, Schere, Maßband, Kamera, Diktiergerät, das Formular für die Ermittlung der Todesursache, das Wasserleichenformular … Diesmal benötigte er nur die Schutzkleidung. Er zog den Anzug an, setzte die Haube und die Gesichtsmaske auf, fuhr in die Handschuhe und auf der Veranda in die Überschuhe.
    Vor Jahren, als er noch das jüngste Mitglied des »Kabinetts« war, hatte er Forslund ein paarmal zu Hause besucht. Aus irgendeinem Grund hatte Pertti Forslund ihn unter seine Fittiche genommen und ihm Geheimnisse anvertraut, die auch von den Kabinettsmitgliedern nur wenige kannten. Es hatte sich herausgestellt, dass der alte Forslund ein einsamer Säufer war, und es war ihm bestens gelungen, die Schwächen des alternden Mannes auszunutzen, um innerhalb des »Kabinetts« aufzusteigen.
    Auf dem Bohlenfußboden im Erdgeschoss sah man kleine Löschwasserpfützen, Rauch hing in der Luft und verbreitete einen stechenden Geruch, und die Holzdecke knarrte Unheil verkündend unter den Schritten der Feuerwehrleute im Obergeschoss. Ukkola ging sofort in Forslunds Arbeitszimmer, schloss die Tür und lauschte einen Augenblick. Dann öffnete er den begehbaren Kleiderschrank an der Stirnseite des Raumes und seufzte vor Erleichterung, als er sah, dass der Safe unversehrt in der Ecke stand. Forslunds Geheimnisse waren in Sicherheit, sie würden letztlich in die Hände seines Anwalts gelangen, und Assessor Ahmavaara war natürlich einer von ihnen.
    Auf einmal fiel ihm etwas auf. Ein kleiner Gegenstand, der auf dem Tresor stand. Er nahm die geschnitzte Miniatur in die Hand, sie stellte drei sitzende Affen dar. Das war ihm

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