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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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vertraut, allzu vertraut. Die drei klugen Affen: Mizaru bedeckt seine Augen, Kikazaru seine Ohren und Iwazaru seinen Mund. Nichts sehen, nichts hören, nichts Böses sagen. Eine japanische Redewendung, die ihren Ursprung in einer drei Affen darstellenden Schnitzerei im Toshogu-Schrein der Stadt Nikko hatte. Das war schon die zweite Warnung an ihn und der zweite Mord im Auftrag von Sibirtek. Zu seiner Überraschung empfandJukka Ukkola keine Angst, sondern Neid. Er beneidete Hofman darum, dass der genug Macht hatte, über Leben und Tod zu entscheiden. Die Brutalität des Mannes hatte auf eine grobe Art Stil.
    Ukkolas Telefon klingelte, gerade als er die halbabgebrannte Villa verließ. Der Anrufer war der KRP-Chef Timo Neulamaa.
    »Ich habe eben erfahren, dass der Mann von der UNO, dieser Leo Kara, Selbstmord begangen hat. Er wurde gerade im Hotel ›Vaakuna‹ gefunden.«
    Ukkolas Freude über die Nachricht hielt sich in Grenzen, er hatte nun zwar eine Sorge weniger, aber mit der Ermittlung der Todesursache auch einen neuen Fall am Hals. Oder genauer gesagt, Markus Virta hatte ihn am Hals.
    »Auch der Fall muss bearbeitet werden. Ich schaue selbst im ›Vaakuna‹ vorbei und nehme Markus Virta mit, es ist besser, wenn ein und derselbe Mann sowohl die Untersuchungen zur Todesursache Mettäläs als auch zu Karas Selbstmord leitet. Sollte sich bei den Ermittlungen etwas herausstellen, was die Fälle miteinander in Verbindung bringt, dann wird Virta es bemerken.«
    »Mach das so«, stimmte Polizeirat Neulamaa ihm zu.
    »Hast du schon gehört, dass Pertti Forslunds Villa in Kulosaari in Flammen aufgegangen und Forslund mit verbrannt ist?«, fragte Ukkola. »Ich stehe gerade vor dem Haus, allerdings deutet vorläufig nichts auf ein Verbrechen hin.«
    In der Leitung wurde es für einen Augenblick ganz still. »Hängen all diese Fälle nicht irgendwie zusammen: Fennica, Wartsala, Mettälä, Forslund und Leo Kara? Jukka, du hast das Ganze doch unter Kontrolle?«
    »Ich habe alles im Griff. Die Ermittlungen zu Fennica und Wartsala laufen wie geschmiert, ich sorge dafür, dass diese … peripheren Ereignisse sich nicht auf die Ermittlungen auswirken.«
    »Noch etwas zu dieser Sache mit der Ernennung«, sagte Neulamaa, gerade als Ukkola schon auf die rote Taste drücken wollte. »Ich habe beschlossen, damit noch ein, zwei Tage zu warten. Wir machen dann eine richtige Pressekonferenz, wenn sich die Situation hinsichtlich der umfangreichen Ermittlungen deiner Abteilung etwas beruhigt hat.«
    Das Gespräch war zu Ende, und Ukkola fluchte so laut, dass ein vorübergehender Feuerwehrmann mit Helm zu ihm hinschaute. Neulamaa hatte seine Chance gewittert, mit der Ernennung zu taktieren: Er wollte abwarten, ob sein Untergebener mit dem Wirrwarr der laufenden Ermittlungen zurechtkam oder womöglich statt einer Beförderung die Hilfe des Polizeirats in Anspruch nehmen müsste. »Wir haben eben alle einen kleinen Politiker in uns«, dachte Ukkola.
    Er riss sich die Schutzkleidung herunter, rannte zu seinem Auto, rief Markus Virta an und befahl ihm, sofort ins Hotel »Vaakuna« zu fahren. Der ganze Volvo bebte, als Ukkola mit der Faust auf das Armaturenbrett schlug. Karas Tod war eine erfreuliche Nachricht, schließlich hatte der Mann es auf Kati abgesehen und unangenehme Fragen gestellt. Aber der Selbstmord des Persönlichen Assistenten des UNODC-Generaldirektors könnte im Außenministerium und in weiteren Regierungskreisen Aufmerksamkeit erregen, was gerade jetzt unangenehme Folgen hätte. Es bestand die Gefahr, dass der Justizkanzler, der Generalstaatsanwalt oder irgendeine andere Büroratte beauftragt wurde, Karas Treiben zu untersuchen. Dann würde sich das Augenmerk der Behörden auf Fennica, Wartsala und Sibirtek richten. Und das würde seine Aufgabe noch weiter erschweren.
    »Nun kann man nur hoffen, dass Kara tatsächlich selbst Hand an sich gelegt hat«, dachte Ukkola und startete seinen Wagen.
    ***
    Gilbert Birou saß in seinem Zimmer in der dreizehnten Etage des Hauses E der UNO-City und versuchte fieberhaft, sich den Inhalt des überraschend detaillierten Berichts einzuprägen, den er am Vortag per E-Mail von Leo Kara erhalten hatte. Die Besprechung des UN-Trios, das über das Ultimatum Bescheid wusste, würde jeden Moment beginnen. Der Generalsekretär und Ronibala Kumari waren bereits in Wien eingetroffen, um an der Zukunftskonferenz der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA teilzunehmen.
    »Sie haben den Fahrstuhl

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