Schwarz
er geradezu verzweifelt, mich auszuschalten? Hat er das Metamphetamin in meinem Hotelzimmer versteckt?«
»Überraschen würde mich das jedenfalls nicht«, entgegnete Kati Soisalo in zornigem Ton und setzte sich dann auf Karas Bettkante.
»Das geht jetzt schon zu weit. Auch Pertti Forslund von Wartsala ist tot, er kam vorgestern Nacht bei einem Brand in seinem Haus ums Leben.« Kati Soisalo berichtete kurz, was sie von Forslunds Tod wusste. »Mettälä, Forslund und der Anschlag auf dich. Willst du wirklich dein Leben aufs Spiel setzen, um die Wahrheit über den Tod deines Freundes herauszubekommen? Davon wird er auch nicht wieder lebendig.«
»Es ist alles unter Kontrolle, ich erhalte schon bald Hilfe«, versicherte Kara. Kati Soisalo hatte genug eigene Sorgen, er bereute schon, dass er sie mit in das ganze Chaos hineingezogen hatte.
»Ich bin übrigens gestern in Jukka Ukkolas Wohnung eingebrochen«, stellte Kati Soisalo ganz lapidar fest, und Kara zog erneut die Brauen hoch. Sie erzählte alles, was sie in den letzten Tagen zusammen mit Paranoid über Ukkola herausgefunden hatte.
»Ukkola ist also voll in die Aktivitäten von Sibirtek eingebunden. Wenn ich Zeit gehabt hätte, alle Ordner aus dem Tresor zu kopieren, würde der Mann bald aufgehängt, und woran, sag ich lieber nicht, jedenfalls nicht am Hals. So aber habe ich nur den Namen eines einzigen weiteren Unternehmens erfahren, das mit Sibirtek zusammenarbeitet, die Finnsteel AG.«
Kara verzog das Gesicht, als er seine Haltung änderte.
Kati Soisalo beugte sich näher zu ihm hin. »Und das Beste zuletzt: Anscheinend hat die Firma Etuvartio, die sich um die praktischen Dinge von Sibirtek kümmert, Geschäftsräume in der ehemaligen Papierfabrik von Voikkaa in Kuusankoski gemietet.«
Kara war verblüfft. »Wie habt ihr das herausgefunden?«
»Das ist eine lange Geschichte, aber wie du schon weißt, ist mein Freund am Computer ziemlich phänomenal. Da du im Krankenhaus bist, dachte ich, dass ich selbst mal einen Abstecher nach Voikkaa mache, um zu sehen, was sich in den Räumen von Sibirtek befindet. Man braucht bis dahin nur anderthalb Stunden.«
»Das machst du auf gar keinen Fall!«, widersprach Kara energisch und versuchte sich im Bett aufzurichten. »Das war mit Abstand die schlechteste Idee, die ich je aus deinem Mund gehört habe. Es ist besser, diesen Fall jetzt den Behörden zu überlassen, und genau das habe ich auch vor«, log Kara, ohne Bedenken zu haben. Sonst geriet Kati Soisalo womöglich in Gefahr, wenn sie einfach an die Tür von Sibirtek klopfte.
»Ach du lieber Himmel, Kara. Du machst dir doch nicht etwa Sorgen um mich. Ich bin ganz gerührt«, erwiderte Kati Soisalo und legte im Scherz die Hand auf ihr Herz.
Kara brachte eine Art Lächeln zustande. »Wir verhalten uns jetzt ein paar Tage völlig ruhig, und danach schauen wir mal, was wir tun können. Einverstanden?«
»Müsstest du nicht bald nach Wien zurückkehren?«, antwortete Kati Soisalo mit einer Gegenfrage.
Kara zuckte mit den Schultern. »Mein Abstecher ins Krankenhaus ist sicher ein hinreichender Grund, die Pläne zu ändern.«
»Dann sieh mal zu, dass du wieder auf die Beine kommst. Und ruf an, wenn du weißt, dass du hier entlassen wirst.« Kati Soisalo klopfte Kara aufs Knie und verließ das Zimmer.
»Jetzt kommen ja von allen Seiten überraschende Nachrichten«, dachte Kara. Das vertraute Hassgefühl stieg in ihm hoch, als er an Jukka Ukkola dachte. War wirklich ein finnischer Polizist, der ein führendes Amt bekleidete, in schwere Straftaten verwickelt? Hatte er tatsächlich Drogen in seinem Hotelzimmer versteckt? Kara schloss die Augen, versuchte einen ruhigen Kopf zu bewahren und dachte über die Instruktionen nach, die Katarina Kraus ihm gegeben hatte. Sollte er sich mit Hofman treffen? Dürfte er den Mord an Ewan trotz allem weiter untersuchen? Müsste er das Versprechen halten, das er seinem Patenkind Oliver gegeben hatte? Sein Entschluss warschnell gefasst, er konnte keinen Rückzieher mehr machen, nachdem er nun schon so weit gekommen war. Und seine Laufbahn beim UNODC dürfte ohnehin im Eimer sein, zumindest wenn die Metamphetamin-Ermittlungen zu einem Gerichtsverfahren führten.
Kara aß seine Suppe auf, entfernte die Kanüle aus seiner Armbeuge und klebte einen Wattebausch auf den Einstich. Zwar fühlte er sich schwach, aber immerhin war ihm nicht schwindlig. Er zog auf dem kalten Fußboden die Zehen zusammen, schleppte sich zum Kleiderschrank und
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