Schwarz
Krankenhaus gesagt habe: Jetzt erfährst du die Wahrheit. Du hast die ganze Zeit mich gesucht. Ich habe die Raketen an den Witwenmacher verkauft.«
Kara bekam kein Wort heraus, er starrte die Frau mit offenem Mund an wie ein geistig Minderbemittelter.
»Ich arbeite für Hofman und die … Seite, die er vertritt. Meine Stelle bei der SDC ist bloß Tarnung, ein Täuschungsmanöver, das Hofman organisiert hat. Die SDC gehört ihm oder seinen Befehlsgebern.«
Plötzlich begriff Kara, wie brenzlig seine Lage war. Er hatte dem Feind vertraut, er stand in einem verlassenen Fabrikgebäude allein dem Verkäufer der Rakete gegenüber, die in Kenia eingeschlagen hatte. »Was soll das bedeuten, verdammt? Warum hast du mich hierher bestellt?«
»Setz dich hin und beruhige dich, dann erkläre ich es dir. Ich trage keine Waffe und habe bei einer Schlägerei ganz sicher keine Chance gegen dich, du bist also überhaupt nicht in Gefahr.« Katarina Kraus sprach betont ruhig und setzte sich hin.
»Vor zwei Jahren habe ich mich bei der Security and Defence Corp. um einen Job als Risikoanalytikerin beworben, genau wie Hunderte andere junge Leute, die sich für eine internationale Karriere interessierten. Die SDC hatte eine tolle Zentrale in Brüssel undeinen makellosen Ruf, und dem einzustellenden Risikoanalytiker versprach man ein außerordentlich gutes Vergütungspaket, Chancen für einen schnellen Aufstieg und die Möglichkeit, überall in der Welt zu arbeiten. Ein Traumjob also. Ich war natürlich begeistert, als ich zu den psychologischen Tests zugelassen wurde, und vor Glück ganz durcheinander, als ich schließlich zu den drei besten Bewerbern gehörte. Aber am Ende blieb mir bei dem Stechen doch nur Silber, und damit begannen die Probleme«, erzählte Katarina Kraus und senkte den Blick.
»Nachdem ich von meiner Niederlage erfahren hatte, rief mich Hofman ein paar Tage später an und erklärte mir, die SDC, die er vertrete, wolle mich als Sicherheitsberaterin einstellen. Ich war natürlich sprachlos. Dann begann ich meine Arbeit in den Räumen der SDC, und das Gehalt landete regelmäßig auf meinem Konto. Während der halbjährigen Einarbeitungszeit verlief alles normal, ich schrieb Länderanalysen über Staaten, in denen es politisch stürmisch zuging, schaute mir gemeinsam mit älteren Kollegen verschiedene Krisenherde und Objekte von SDC-Operationen vor Ort an und hielt regelmäßig Kontakt zu Hofman, der mein unmittelbarer Vorgesetzter war. Doch dann änderte sich alles.
Vor anderthalb Jahren erschien Hofman in meinem Büro, wirkte ganz ungewöhnlich euphorisch und erzählte mir, er habe mich für eine Aufgabe ausgewählt, die bei erfolgreichem Abschluss garantiert eine Beförderung und eine beträchtliche Gehaltserhöhung mit sich brächte. Ich sollte mich mit Hofman zusammen auf ein spezielles Projekt konzentrieren, auf die Beschaffung europäischer Spitzentechnologie für einen sudanesischen Kunden. Sowohl das Projekt als auch der Kunde unterlägen einer noch strengeren Geheimhaltung als sonst, selbst ich würde nicht alle Namen erfahren. Ich ging sofort auf den Vorschlag ein, und damit begann es für mich: die Vorbereitung der Raketenanschläge. Es dauerte allerdings seine Zeit, bis ich begriff, worum es sich handelte. Und ich weiß immer noch nicht alles über Hofmans Operationen.
Erst vor ungefähr einem Jahr wurde mir klar, dass ich Hofman dabei half, dem berüchtigtsten Waffenhändler der Welt, Ruslan Sokolow, dem Witwenmacher, europäische Spitzentechnologie undErzeugnisse der Rüstungsindustrie zu liefern. Ich war natürlich schockiert und fing an zu ermitteln, um was es im Einzelnen ging. Zu seinem Pech vertraute mir Hofman und verriet mir im Laufe der Zeit so viele Details, dass ich schließlich dahintergekommen bin, worum es sich bei dem Raketenprojekt handelt. Offen gesagt glaube ich, Hofman hält mich für etwas naiv. Für noch naiver, als ich bin.« Ein freudloses Lächeln huschte über ihr Gesicht.
»Als mir endgültig klar wurde, dass ich in den Schmuggel von Marschflugkörpern verwickelt war, der mit Hilfe des Witwenmachers stattfand, bat ich Hofman sofort um eine Versetzung irgendwohin ins Ausland. Da er sich weigerte, erzählte ich ihm, dass ich von der Rolle des Witwenmachers wusste. Und ich deutete an, dass ich meine Kündigung in Erwägung zog. Nie werde ich seinen Wutanfall vergessen. Er gab mir deutlich zu verstehen, der Auftrag müsse zum Abschluss geführt werden und er könne keine
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