Schwarz
Gebäude der Druckschliffherstellung zu bringen, aber Kara ließ ihn am Haupteingang halten. Er wollte noch ein Stück zu Fuß gehen und sich dabei auf sein Treffen mit Hofman vorbereiten. Fragen hatte er genug, die reichten für einen ganzen Tag. Er war noch nicht wieder richtig bei Kräften, der Organismus erholte sich offensichtlich nur langsam von der Magenspülung und den Infusionen. Im Einkaufszentrum Kamppi in Helsinki hatte er sich neu eingekleidet und ein belegtes Baguette gegessen. Doch im Zug hatte er es nur geschafft, zwei Becher Joghurt auszulöffeln.
Der gut gelaunte Wachmann am Haupteingang reichte Kara eine Karte des Industriegeländes und erklärte ihm den Weg zur Druckschliffherstellung. Die Papierfabrik erstreckte sich über ein weites Gelände, das bestimmt mehrere Hektar umfasste. Die Sonne schien, die Möwen schrien, und Kara war guter Hoffnung, möglicherweise konnte er seine Arbeit hier zum Abschluss bringen. Wer hätte das gedacht. Wenn Hofman ihm tatsächlich verraten würde, wer für den Tod Ewans verantwortlich war, würde er die Information an Betha und Birou weitergeben und irgendwohin fahren, um sich von den Erlebnissen der letzten Tage zu erholen und seine Beurlaubung zu genießen, bis der ganze Raketenkonflikt aufgeklärt war. Er listete im Kopf seine Fragen an Hofman auf, die wichtigsten zuerst.
Am Ziel angekommen, blieb er stehen. Aus dem ohnehin schon hohen Gebäude der Druckschliffherstellung ragte ein noch höherer Schornstein auf, und an den Wänden verliefen riesige Metallrohre. Nach kurzem Suchen fand er den Eingang, eine kleine Tür in einemgroßen Schiebetor aus Stahl. Kara drückte auf die Klingel. Seine Aufregung stieg, müsste er um seine Sicherheit fürchten? Hofman hatte Ewan geholfen, war aber laut Pertti Forslund irgendwie in die illegalen Geschäfte von Sibirtek verwickelt.
Es dauerte enervierend lange, bis Kara in dem Gebäude den Widerhall von Schritten hörte. Schließlich hantierte jemand am Schloss, und die Spannung nahm noch weiter zu, endlich würde er Hofman treffen.
Die Tür ging auf, und Katarina Kraus zog Kara hinein. Sie sah ängstlich aus. In der Fabrikhalle war es duster und schmutzig, und es roch nach Metall. Sie schloss die Tür ab, die Schlösser machten einen sehr robusten Eindruck. Dann ging sie in die Mitte der Halle und wich dabei Maschinen und Anlagen aus. In der Hand hielt sie eine schwarze Aktentasche. Kara folgte ihr. Neben einem großen abgedeckten Gegenstand blieb sie stehen, riss die Plane weg und machte eine präsentierende Geste.
Kara starrte auf einen dunkelgrauen, sieben Meter langen Apparat, den nur wenige Menschen je in natura gesehen hatten, aber trotzdem würden die meisten ihn sofort erkennen. Ein Marschflugkörper! Er lag auf einer Abschussrampe.
»Die Einzelteile der Rakete wurden in den Sudan geliefert und dort zusammengebaut. Diese Montage aus Dutzenden verschiedenen Komponenten hat Sibirtek hier trainiert.« Man hörte ein dumpfes metallisches Geräusch, als sie auf die Rakete klopfte. »Das hier ist natürlich keine echte.«
»Warum wurde das gerade hier gemacht? In Kuusankoski, in Finnland?«
»Die Raketenhülle, das Steuerungssystem und die Abschussrampe wurden in Finnland hergestellt, und dieser Ort war für die Bedürfnisse von Sibirtek perfekt geeignet. Auf dem Industriegelände sind jetzt viele kleine Unternehmen angesiedelt, es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, und die Mitarbeiter der verschiedenen Firmen kennen einander nicht. Und das Wichtigste: In Finnland ist Sibirtek in Sicherheit, gewissermaßen … außerhalb der Reichweite des Gesetzes.«
Adrenalin schoss in Karas Blut, er war fast am Ziel, nun wusste er,wer die Raketen herstellte. »Warum hat man das alles hier zurückgelassen, mussten die Leute von Sibirtek Hals über Kopf verschwinden? Hat jemand wegen dieser Halle bei der Polizei Anzeige erstattet?«
Katarina Kraus antwortete nicht, sie wandte sich um, bedeutete Kara, ihr zu folgen, und ging zur Stirnseite. Sie betraten den Kontrollraum der Druckschliffherstellung, durch dessen große Fenster man in die halb leere Halle schauen konnte. In der Mitte des spartanisch eingerichteten Raums standen ein paar Schreibtische und an der Wand eine Reihe Dokumentenschränke.
»Wo ist Hofman?« Kara erinnerte sich endlich daran, warum er eigentlich hier war.
Katarina Kraus stellte ihre Tasche auf einen Schreibtisch, stemmte die Hände in die Hüften und schaute ihn trotzig an. »Es ist so, wie ich im
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