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Schwarz

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Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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vielleicht hat Salme doch bei ihrem Mann gewohnt«, schlug Kati Soisalo vor.
    Im selben Moment rauschte der Laserdrucker los. Paranoid zog das Blatt halb mit Gewalt heraus. Er las den Text rasch durch, machte mit dem Kugelschreiber Vermerke, und allmählich breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Salme hat ihre Kreditkarte in vielen Geschäften im Zentrum von Kapstadt und im Meeresrestaurant ›Harbour House‹ mehr als einmal verwendet, doch das verrät nichts über den Wohnort von Henri Pohjala. Aber das hier!« Stolz hielt Paranoid ihr das Blatt vors Gesicht und zeigte mit dem Stift auf den Namen
Woolworths
.
    »Salme Pohjala hat während der letzten zwei Jahre insgesamt sechzehn Wochen in Kapstadt verbracht und ist in dieser Zeit achtunddreißig Mal im Woolworths-Supermarkt eines Stadtteils namens Table View gewesen.«
    Kati Soisalo nahm Paranoid bei den Ohren und drückte ihm einen feuchten Kuss auf die Stirn. »Vielleicht wagt es Henri Pohjala, uns die Wahrheit über Sibirtek zu sagen. Ein toter Mann hat schließlich nichts zu befürchten.«
    Das Plastikgehäuse knackte, als Kati Soisalo etwas in ihr Handy eintippte. Jetzt musste sie Leo Kara anrufen. Als er sich meldete, ratterte sie die neuen Informationen über Henri Pohjala herunter wie ein Maschinengewehr und holte zwischendurch kaum Luft.
    »Jemand muss in Kapstadt mit Pohjala reden, diese Chance kann man nicht ungenutzt lassen. Nach Ansicht des Ex-SUPO-Chefs weiß Pohjala alles über Sibirtek«, erwiderte Kara, der sofort Feuer und Flamme war.
    »Der Polizei sollten wir jedenfalls nichts davon sagen. Ukkola überwacht bestimmt alles, was mit Sibirtek zusammenhängt, und will ganz sicher nicht, dass Pohjala auspackt«, überlegte Kati Soisalo laut. »Ich könnte wetten, dass Ukkola Pohjala warnen würde, wenn …«
    »Flieg du«, sagte Kara ganz unvermittelt. »Du reist nach Kapstadt, das UNODC oder ich übernehmen die Kosten. Und mach gleichzeitig ein paar Tage Urlaub.«

29
    Sonnabend, 9. Mai
    Die Stille im Nordosten der Stadt El Obeid wurde gestört, als etwas auf den ausgedorrten Boden der Sahel-Savanne plumpste. Es war kurz vor drei Uhr nachmittags, die Sonne glühte am Himmel, und die Luft flimmerte.
    Wenig später hörte man ein zweites dumpfes Geräusch, sofort danach ein drittes, und schließlich klang es so, als würde es in der Savanne Steinbrocken regnen. Die zwanzig Soldaten eines Sonderkommandos des 22. SAS-Regiments rannten zur nördlichen Wand des Fabrikgebäudes. Sämtliche Eingänge befanden sich auf der Süd- und Westseite des Gebäudes, aber jemand hätte sie durch die Fenster sehen können.
    Alle Soldaten trugen 416er Sturmgewehre der Marke Heckler & Koch, die Männer, die Feuerschutz geben sollten, führten auch M240-Maschinengewehre, L96-Scharfschützengewehre und automatische Granatwerfer vom Typ MK-19 mit sich. Auf den Wüstenanzügen der Soldaten prangte nur das Nationalitätskennzeichen, sonst nichts, die Männer kannten einander besser als ihre eigene Familie, das war eine Voraussetzung, um zu überleben. Niemand bemerkte ihre Landung, das Gelände vor dem Nordgiebel des Fabrikgebäudes war leer und verlassen. Die großen Fenster sahen genauso dunkel aus wie die Räume dahinter. Die Fabrik war geschlossen.
    Die Soldaten der Operation »Checkpoint« der Spezialeinheiten des Special Air Service hatten ihren eintausendfünfhundert Kilometer langen Flug knapp drei Stunden zuvor auf dem Flaggschiff der Royal Navy, dem Flugzeugträger »Ark Royal«, angetreten, der im Golf von Aden lag. Es handelte sich um eine Blackside-Operation, das hieß, die Soldaten waren gefasst auf direkte Feindberührung und heftigen Widerstand in einem geschlossenen Raum.
    Als das Sonderkommando vollzählig versammelt war, rasselte inden Kopfhörern der Helme ein Befehl. Fensterscheiben splitterten, als vier Soldaten Flashbangs, Blendgranaten, in das Gebäude warfen. Sie zählten die Sekunden, schoben die Visiere ihrer Helme herunter und schalteten die LED-Leuchten ihrer General-Ops-Westen ein.
    Dann dröhnten vier laute Explosionen, grell aufblitzendes Licht tauchte die dunklen Fabrikhallen in einen hellen Schein, und die Soldaten stürzten hinein. Jeder stürmte zu seinem Ziel, das Gebäude war in zwanzig Sektoren aufgeteilt, einer für jeden Soldaten.
    Kein einziger Schuss fiel. Es dauerte nur sechs Minuten und achtzehn Sekunden, bis sich das ganze Kommando wieder am Nordgiebel der Fabrik versammelt hatte. Major Daniel Mounsey setzte den

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