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Schwarz

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Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Helm ab und wandte sich an die Gruppenführer: »Die Berichte.«
    »Ostflügel – Büroräume, keine Menschen, keine Waffen.«
    »Rechtes Zentrum – Elektrogeräte und Maschinen, keine Menschen, keine Waffen.«
    »Linkes Zentrum – Elektrogeräte, Maschinen und außerdem eine Kantine. Keine Menschen, keine Waffen.«
    »Im Westflügel eine Baracke, mehrere Hundert dunkelhäutige Arbeiter. In gutem Zustand. Keine Waffen.«
    Major Mounsey zog die Brauen hoch und spuckte seinen Kaugummi in den Sand. »Sieht aus wie ein ganz gewöhnliches Industriegebäude, Elektrogeräte, Büros, nichts, was mit Raketen oder Waffen zusammenhängt. Wir nehmen Verbindung zur Kommandozentrale auf, jetzt können die Zivilisten das hier überprüfen.«
    ***
    Leo Kara saß mit Nadine und deren Sohn Bruno auf der Terrasse des Lokals »Hansy« an der Kreuzung Prater- und Heinestraße. Die Stimmung war alles andere als ausgelassen. Die drei warteten darauf, dass ihre Bestellung gebracht wurde. Kara bereute es, dass er wie gewohnt ohne Voranmeldung in der Kneipe aufgetaucht war. Irgendetwas war in den letzten Tagen in Wien passiert, sonst säßen Nadine und Bruno nicht freiwillig an einem Tisch. Sie sah blass und überanstrengt aus, und ihm ging es anscheinend nicht sonderlich gut. Es war Zeit, in den Alltag zurückzukehren, in die monotone Leere, dienur unterbrochen wurde, wenn er wieder mal die Beherrschung verlor. Er hatte zur Aufklärung des Mordes an Ewan getan, was in seinen Kräften stand.
    Kara kostete das Bier und beobachtete seinen Lieblingskellner Walter. Der wohlbeleibte Mann bewegte sich wie eine Aufziehpuppe, deren Feder gerade ablief, und schaute seine Gäste an wie ein Tourist das letzte Gemälde im letzten Saal eines riesigen Museums. Walter war die Verkörperung der legendären Unfreundlichkeit der Wiener Ober.
    »Ich habe auch nur zwei Hände und zwei Beine«, schimpfte Walter verärgert, als ein Mann mit rotem Gesicht und Schnurrbart sein leeres Glas in der Hoffnung auf ein neues Bier hochhielt. Plötzlich klingelte Karas Telefon. Erfreut sah er, dass auf dem Display Bethas Name blinkte.
    »Sitzt du schon im ›Hansy‹ und trinkst dir einen?«, fragte Betha und lachte, als Kara erzählte, dass er gerade vom Kneipentisch aufgestanden war. Sie wechselten ein paar Worte über Albert, der Fieber gehabt hatte. Dann kam Betha zum Thema.
    »Das Fabrikgebäude auf den Fotos von Katarina Kraus wurde geortet und überprüft.«
    Kara war überrascht. »Und was hat man dort gefunden, wo liegt es?«
    »Am Rand von El Obeid im Sudan. Es war eine ganz normale, beschissene Industrieanlage, irgendwann Anfang der Neunziger hat sie der russische Ölkonzern Lukoil errichten lassen. Maschinen, Büros, einheimische Arbeitskräfte in Baracken. Ich habe gerade eben erfahren, dass nichts … Interessantes gefunden wurde.«
    »Moment mal«, rief Kara. »Da stimmt etwas nicht. Kraus hat doch Stein und Bein geschworen, dass man dort Hofmans Stützpunkt und die Antwort auf alles findet. Warum hätte sie lügen sollen, sie wollte doch alles verraten, was sie wusste. Vielleicht habt ihr irgendetwas übersehen.«
    »Red keinen Unsinn. Unsere Männer haben wirklich gründliche Arbeit geleistet, mit Durchleuchtungs- und Messgeräten und allen möglichen anderen Apparaten. Der Hinweis von Kraus war falsch, das musst du einsehen. Du, mein Lieber, machst jetzt Urlaub undüberlässt anderen die Arbeit.« Betha redete ihm gut zu, so liebevoll wie möglich. Dann bedauerte sie, es eilig zu haben, und beendete das Gespräch.
    Von weitem hörte Kara, wie der Wortwechsel zwischen Nadine und Bruno heftiger wurde, da war eine neutrale Pufferzone gefragt. Er kehrte an den Tisch zurück, trank sein lauwarmes Bier und bekam ein riesiges Schnitzel vorgesetzt. Annaliese briet für ihn in der Küche anscheinend absichtlich Kalbsschnitzel, die so groß wie eine Pizza waren.
    »Ich bring nichts runter«, sagte Bruno und schob den Teller weg. Der junge Mann hatte die gebratene Leber und die Röstis kaum angerührt. Er versuchte seine zitternde linke Hand zu verstecken und wischte sich den Schweiß von der Stirn, obwohl es hier draußen nicht zu warm, sondern eher windig war.
    »Iss, damit du dich erholst«, sagte Nadine und spießte Brunos Gabel in ein Stück Kartoffel.
    »Dafür hab ich die Medikamente«, widersprach der junge Mann. »Und hör mit deinem Gerede auf. Das ist erst der sechste Tag ohne, und die Entzugserscheinungen können Monate dauern. Kein Mensch hält es aus,

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