Schwarz
ausdehnt oder ob wir ihre Verringerung erzwingen. Mein Bestreben ist es, eine Wellenbewegung auszulösen, die dazu führt, dass sich die Entwicklungsländer aus dem Würgegriff des Westens befreien.
Unser Ziel ist es, einen islamischen Staatenbund der Sahel-Sahara-Region zu bilden, von deren fünfundzwanzig Staaten achtzehn zu den fünfzig
ärmsten Ländern der Welt gehören. Jeder dieser achtzehn Staaten wird dank unseres Raketenplans von der Weltbank und vom Internationalen Währungsfonds einen Kredit in Höhe von drei Milliarden Dollar erhalten. Mit Hilfe dieses Startkapitals von vierundfünfzig Milliarden Dollar verstaatlichten wir unsere von den westlichen Ländern genutzten Ölfelder, den Abbau von Mineralien sowie unsere sonstigen Bodenschätze und werden sie künftig selbst verwerten.
»Der gleiche Mist wie Nazirs andere Ergüsse«, schimpfte Betha Gilmartin ins Telefon.
Grover, der sich in seinem Büro auf die Schreibtischkante lehnte, strahlte vor Zufriedenheit. »Rate mal, was der Zweite Vizepräsident des Sudan, Rashid Osman, als Hauptfach an der Universität in Khartoum studiert hat? Astronomie. Und rate mal, über welches Thema er seine Abschlussarbeit geschrieben hat?«
»Kritische Dichte«, beantwortete Grover seine Frage selbst.
»Ich bin in einer Stunde wieder in Legoland. Geht alles durch, was über Osman herausgefunden wurde«, sagte Betha Gilmartin, beendete das Gespräch und schaute auf den Pulsmesser – 119. Endlich greifbare Ergebnisse. Dieser Durchbruch durfte nicht mit einer ähnlichen Enttäuschung enden wie die Überprüfung der Fabrikhalle in El Obeid. Fehlschläge konnten sie sich zeitlich und auch sonst nicht mehr leisten, das war ihre letzte Chance, bis zum Raketenanschlag blieben nur noch anderthalb Tage Zeit.
Betha Gilmartin zog sich aus, setzte eine Plastikhaube auf ihren roten Haarschopf, duschte kurz und packte dann ihre Flugtasche voll mit frischer Wäsche. Sie leerte eine Büchse mit Katzenfutter Bil-Jack in Violets Schüssel, füllte den Trinknapf und zog sich an. Sie fuhr im Flur eben in die Schuhe, als in ihrem Kopf die Alarmglocken läuteten. War Leo am Ende in den Sudan geflogen? Er musste gewarnt werden. Wenn Truppen Großbritanniens oder der NATO in Khartoum zuschlugen und etwas schiefging, war im Sudan niemand aus dem Westen mehr sicher.
Betha Gilmartin betrat den Lageraum im dritten unterirdischen Geschoss. Die hastigen Schritte, die angespannten und nervösen Stimmender Mitglieder des Shield-Krisenstabs und das ständige Klingeln der Telefone trieben den Puls hoch, so sehr sie auch versuchte, ganz ruhig zu bleiben.
Clive Grover musste mit der Faust auf den Tisch schlagen, um für Ruhe zu sorgen.
»Die Zeit geht zu Ende, liebe Kollegen, die Zeit geht zu Ende. Die Zusammenfassung zu Rashid Osman«, sagte Grover, und der Leiter der Abteilung für Unterstützungsprozesse des SIS räusperte sich.
»Unsere Botschafterin im Sudan, Rosalind Cliff, hat alle drei Verdächtigen getroffen: Verteidigungsminister Mohamed, den Zweiten Vizepräsidenten Rashid Osman und den Befehlshaber der Sudanesischen Armee General al-Nuri. Nach Ansicht der Botschafterin verhielt sich Rashid Osman aggressiv, beschuldigte die westlichen Länder, sie würden die ostafrikanischen Staaten ausbeuten und …«
Der ganze Krisenstab verstummte, als die operative Leiterin des Kommunikationshauptquartiers in die Mitte des Raums trat und ein Blatt Papier in der Hand schwenkte.
»Jetzt haben wir einen wasserdichten Beweis. Der Schuldige ist Rashid Osman. Wir haben vorhin ein Gespräch aufgenommen, in dem jemand versuchte, Osman zu überreden, die Raketenanschläge zu stoppen. Hört euch das an, es ist ein direktes Zitat aus dem, was Osman gesagt hat:
»Den ganzen Raketenplan habe ich ausgearbeitet, die Standorte der Raketen, das Verfahren, wie ein Abschuss ausgelöst wird, einfach alles.«
Im Krisenstab brach ein Stimmengewirr los, das schnell zum Lärm anschwoll, jemand jauchzte, ein anderer pfiff.
Grover ging zur operativen Leiterin des Kommunikationshauptquartiers. »Mit wem hat Osman geredet?«
»Das weiß man nicht, die beiden haben keine Namen erwähnt, und wir haben im Sudan nicht genug Leute, um alle interessanten Personen zu observieren. Wir sind nicht imstande, jeden Menschen, den Osman trifft, zu überwachen. Aber wir versuchen, anhand der Satellitenfotos zu klären, mit wem sich Osman getroffen hat.«
Betha Gilmartin lief rasch zu Grover hin, dabei blinkte auf dem
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